
Die N26-Gründer Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal. (Foto: N26)
Das auf Kontoführung per Smartphone spezialisierte Banking-Startup N26 hat durch einen gerichtlichen Beschluss unterbunden, dass Mitarbeiter ihre geplanten Betriebsratswahlen durchführen können. Das berichtet Finance Forward. N26 erwirkte vor dem Berliner Amtsgericht eine einstweilige Verfügung gegen die Initiatoren der Mitarbeitervertretung. In dem Antrag an das Gericht wird ein mangelndes Hygienekonzept in Bezug auf die andauernde Coronapandemie als Grund genannt.
Dass kein Hygienekonzept für den Veranstaltungsort vorliegen würde, dementierte unterdessen die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Gegenüber Finance Forward sagte Verdi-Sprecher Oliver Hauser, man sehe in der einstweiligen Verfügung einen „klaren Angriff auf die Bemühungen, einen Betriebsrat zu gründen“. Hauser selbst habe sich ein Bild von den Hygienemaßnahmen vor Ort gemacht und sich von ihnen überzeugt. Für ihn sei die Argumentation des N26-Managements demnach hinfällig.
Ursprünglich wollten die Mitarbeiter diese Woche im Berliner Hofbräuhaus einen Wahlvorstand bestimmen, der die Betriebsratswahl organisieren sollte. Zunächst schien es danach auszusehen, dass dieses Vorhaben verschoben werden muss. Doch Mitarbeiter und Gewerkschaft haben einen Weg gefunden, um die einstweilige Verfügung zu umgehen. Die einfache Lösung: Statt von den Mitarbeitern wird die Wahl von Verdi veranstaltet. Die Initiatoren der Betriebsratswahl teilen auf ihrer Website mit, dass dieses Vorgehen rechtens sei. „Die Tatsache, dass die Gewerkschaft den Vorsitz führt, entspricht voll und ganz dem deutschen Recht, sodass die Arbeitnehmer weiterhin das Recht haben, ohne Auswirkungen daran teilzunehmen. Anwesenheit und Anreise zum Veranstaltungsort und zurück ins Büro zählen als Arbeitszeit. Das Unternehmen darf Mitarbeiter nicht daran hindern, an der Besprechung teilzunehmen“, heißt es.
N26-Gründer nicht begeistert
In einer internen Mail, die Finance Forward vorliegt, zeigten sich die beiden N26-Gründer Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal wenig begeistert von der Idee, einen Betriebsrat zu gründen. In ihren Augen stünde dieses Gremium „gegen fast alle Werte, an die wir bei N26 glauben“. Weiter beschreiben sie einen Betriebsrat als „kein zeitgemäßes Instrument des Mitarbeiterengagements“ und verweisen darauf, dass ein Betriebsrat die persönliche Karriereentwicklung einschränke.
Gleichzeitig betonte ein N26-Sprecher, dass das Startup sich keinesfalls gegen eine Arbeitnehmervertretung stellen wolle und diese respektieren und unterstützen werde. Dass dem allem Anschein nach nicht unbedingt so ist, zeigt ein kurzfristig und unternehmensweit einberufenes Meeting, das zeitgleich mit der Veranstaltung im Hofbräuhaus stattfindet. „Wir ermutigen euch alle, zum Kick-off-Event für die ‚alternative Mitarbeitervertretung‘ morgen zu kommen“, heißt in einer Finance Forward vorliegenden Mail an die Belegschaft von Mittwochabend.
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So etwas hinterlässt immer einen mindestens faden Beigeschmack.
Ich bin kein Freund von vielen Maßnahmen seitens der Gewerkschaften, aber die gesetzlich verankerten Mitbestimmungsrechte nicht einzuhalten sollte eines Unternehmens unwürdig sein.
Und wieder ein Punkt mehr mit dieser Firma keine Geschäfte zu machen.
Saftladen bleibt Saftladen. Dass Einsparungen bei der Sicherheit der Kunden kaum Einfluss auf den Marktwert haben ist bedauerlich, zum Glück sieht das bei einem Betriebsrat anders aus. Dem wünsche ich alles Gute und viel Biss.
So so, eine Mitarbeitervertretung Teilt nicht die gelebten Werte. Wie viel man jetzt in diese Aussage interpretieren könnte; viel Erfolg für den Betriebsrat und für faire Arbeitsbedingungen. (: Jeder Betrieb sollte einen Betriebsrat per Gesetz initiieren müssen.
Start-Ups sind, wie auf T3N so oft behautptet, keine guten Arbeitgeber. Das bleibt einfach dabei. Die Strukturen bleiben verkrustet, auch wenn man es Start-Up nennt. Hier zeigt sich das hässliche Gesicht einfach ganz offen. Die Mitarbeiter sollen kuschen und nichts anderes. Meidet einfach alle solche Unternehmungen.
Immer wieder erschreckend, wie pures Gutsherrengehabe unter dem Deckmantel einer „modernen Unternehmensführung” hervor müffelt. Wie so oft findet man „gelebte Werte” (die in Wirklichkeit schon tot geboren wurden), (nicht honoriertes) „Mitarbeiterengagement” oder „agile Führungsmethoden” wieder nur auf Wandbildern, Postern oder sonstigen Darstellungen, aber in der Chefetage mieft der Kleingeist vergangener Jahrhunderte. Und „alle Werte an die wir glauben” sind bei Chefetage und Mitarbeitern offensichtlich etwas komplett verschiedenes.
Bei solcher Unternehmensführung sollte man eher von „Start-Downs” sprechen, denn immerhin sind Produktivität und Profitabilität von Unternehmen mit Betriebsrat nachweislich stets höher als ohne – aber dann müsste man ja den Glauben an die eigene göttliche Befähigung aufgeben. Wie armselig …