Hunderte Elektroroller sind in der russischen Hauptstadt Moskau von Unbekannten mit Schmierfett beschädigt und so vorübergehend fahruntüchtig gemacht worden. Zumeist seien Griffe und Displays der Roller am Dienstag beschmiert worden, teilte der Verleiher Whoosh der Zeitung RBK mit. Bis zum Nachmittag wurden mehr als 800 Fälle bekannt. Die Hintergründe waren zunächst unklar. Die Polizei sucht nach mindestens drei Unbekannten. Nach einer Reinigung gingen viele Geräte wieder in den Verkehr.

Elektroroller sind in Russland zumeist bei Jüngeren extrem beliebt, sorgen aber wegen ihrer mitunter hohen Geschwindigkeiten zunehmend für Ärger auf Gehwegen und in Parks. Dem Innenministerium zufolge sind allein im ersten Halbjahr landesweit mehr als 180 Unfälle mit diesen Fahrgeräten der Polizei gemeldet worden. Dabei seien fünf Menschen gestorben und 188 verletzt worden. Einige Städte wie St. Petersburg oder Nowosibirsk in Sibirien haben deshalb ein Tempolimit verhängt. Auch in der Moskauer Innenstadt soll eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 15 Kilometern pro Stunde eingeführt werden.

Die Stadtverkehrsbehörde hat angekündigt, mehr Gebiete mit einem Tempolimit zu belegen. „Fußgänger können schwere Verletzungen erleiden, wenn sie von Rollern angefahren werden“, sagt Maxim Kadakov, Redakteur des Automagazins Za Rulyom, gegenüber Reuters. „Nach den geltenden Gesetzen haben Elektroroller den gleichen Status wie Fußgänger, sind aber zehn Mal schneller.“

Wie die Tageszeitung Kommersant berichtete, haben sich mittlerweile rund zehn Millionen Menschen in Russland bei Verleihern angemeldet – allerdings gebe es bei Weitem nicht so viele Elektroroller. Vor allem seit Beginn der Corona-Pandemie sei die Nachfrage gewachsen, weil so eine Fahrt in vollen Bussen oder U-Bahnen umgangen werden könne, hieß es.

In nur einem Monat, von März bis April 2020, schoss die Nachfrage um 350 Prozent in die Höhe und bis zum Jahresende hatten die Roller die sonst unangefochten führenden Fahrräder auf dem Mietmarkt hinter sich gelassen. Experten warnen, dass künftig vermehrt nicht mehr gebrauchte Akkus von E-Rollern illegal in der Natur entsorgt werden könnten. brr/dpa