Bis 2028 müssen sich Astronom:innen und Weltraumfans rund um den Globus noch gedulden. Erst dann soll das mit Abstand größte Teleskop der Welt, das „Extremely Large Telescope“ (ELT) der Europäischen Südsternwarte (Eso) seine wissenschaftliche Arbeit aufnehmen.
Weltgrößtes Teleskop: Premiere für Kuppeldrehung
Dass die Arbeiten an dem gigantischen Teleskop auf dem 3.000 Meter hohen Berg Cerro Armazones in der chilenischen Atacamawüste voranschreiten, zeigt jetzt ein eindrucksvolles Zeitraffervideo. Darin ist festgehalten, wie sich die Kuppel zum ersten Mal dreht.
Im Rahmen eines Testlaufs wurde die ELT-Kuppel mit einer Geschwindigkeit von einem Zentimeter pro Sekunde bewegt – und zwar in beide Richtungen um jeweils zehn Meter. Ist das Teleskop einmal einsatzbereit, soll es wie eine Blume der Sonne folgen, wie die Eso mitteilt. Die Betriebsgeschwindigkeit soll fünf Kilometer pro Stunde betragen, also ungefähr Schrittgeschwindigkeit entsprechen.
Kuppel wiegt nach Fertigstellung 6.100 Tonnen
In dem Video ist zudem zu erahnen, wie riesig die Kuppel wirklich ist – anhand der Menschen, die dort bei der Arbeit zu sehen sind. Schon jetzt war es nicht leicht, die Kuppel zu drehen, denn das Skelett wiegt derzeit 2.500 Tonnen. Nach der Fertigstellung soll die Kuppel rund 6.100 Tonnen wiegen.
Beim Test setzten die Techniker:innen auf spezielle hydraulische Vorrichtungen, mit denen die Kuppel „manuell“ gedreht wurde. Künftig sollen motorisierte Drehgestelle die sich drehende Teleskopkuppel antreiben.
Wichtig ist, dass sich die bei der Drehbewegung entstehenden Vibrationen nicht auf das Teleskop übertragen. Daher ist die Kuppel vom Rest der Struktur getrennt, auch wenn ihre Lagerung laut Eso so konzipiert ist, dass sie fast reibungslos und gleichmäßig läuft.
Hauptspiegel mit Durchmesser von 39 Metern
Die Eso bezeichnet das Riesenteleskop gern als das „größte Auge der Welt“. Sein Hauptspiegel wird nach der Fertigstellung einen Durchmesser von über 39 Metern haben und aus 798 sechseckigen Segmenten zusammengesetzt sein. Die ersten 18 Segmente sind Mitte Januar 2024 in Chile eingetroffen.
Ist das ELT einmal aktiv, wollen sich die Astronom:innen damit unter anderem auf die Suche nach erdähnlichen Planeten, Sternen und kleineren schwarzen Löchern begeben. Die Beobachtungen sollen dabei helfen, die Entstehung von Sternen und Galaxien besser zu verstehen.
ELT soll bei Klärung wichtiger Fragen helfen
Auch soll geklärt werden, ob die Naturkonstanten schon immer und an jedem Ort gelten. Schließlich soll das ELT die Wissenschaftler:innen auch bei der Klärung der Frage zur Natur dunkler Materie und dunkler Energie unterstützen.