Elternzeit für Väter: Kein woker Bullshit, sondern familiäre Notwendigkeit!
„Ich muss für meine Familie sorgen“, raunt Walter White in der legendären Erfolgsserie „Breaking Bad“ und kocht noch eine Ladung Meth – da ist sie wieder, die vorgeschobene gute Ausrede für die andauernde Abwesenheit eines Vaters, die am Ende zu großer Entfremdung zwischen den Partnern und vor allem zwischen Vater und Kind führt. So oder so ähnlich klingt es gelegentlich auch, wenn Männer unter Männern über Elternzeit sprechen.
Die Zahl derer, die in Elternzeit gehen, stagniert seit Jahren. Als 2007 das Elterngeld eingeführt wurde, entschieden sich von jetzt auf gleich rund 20 Prozent der Väter für die Leistung. Seither hat sich ihr Anteil zwar verdoppelt und liegt laut dem Statistischen Bundesamt heute bei 43 Prozent, binnen der letzten zehn Jahre hat sich der Anteil jedoch nur noch jährlich um ein bis zwei Prozent nach oben bewegt. Die Gründe sind vielfältig.
Väter in Elternzeit: Da sein für die Familie
Gutverdiener wollen nicht auf Einkommen verzichten, Geringverdiener können nicht. Dazwischen ist aber auch viel „Harte Kerle“-Gewese, dass die Sache mit der Bindung doch eh nur neumodischer woker Blödsinn ist – meist von den Männern vorgebracht, die auf der anderen Seite die Anwesenheit im Büro für sehr notwendig halten oder von wichtiger Kundenbindung sprechen, wenn sie ihre Geschäftspartner aufs Oktoberfest zum Saufen einladen.
Ich habe meine ganz persönlichen Erfahrungen mit der Elternzeit machen können. Der erste Teil, in dem wir uns als Partnerin und Partner sowie als Familie völlig neu kennenlernten, ist nun passiert, der zweite kommt in ein paar Monaten, wenn unsere kleine Tochter die ersten Schritte raus in die Welt unternimmt und die Kita-Eingewöhnung ansteht. Während keiner dieser Phasen soll sie auf uns Eltern, und vor allem auf mich als Vater, verzichten müssen.
Ich kann mit Sicherheit sagen, dass gar nichts an der Elternzeit für Väter woker Blödsinn ist, sondern dass sie für alle sogar noch stärker unterstützt werden müsste. Es gibt viele Hebel, die noch bewegt werden können. Allein der bürokratische Aufwand beim Antrag des Elterngeldes hätte mich als berufstätigen Vater mit Mischeinkommen fast dazu gebracht, einfach weiter remote zu arbeiten und nur nebenbei für meine Familie da zu sein.
Das hätte mich tendenziell jedoch viele Momente kosten können. Viele erste Male, wie das erste Lächeln des kleinen Menschen, das ich, im Meeting sitzend, vielleicht verpasst hätte. Oder die erste durchgemachte Nacht, wenn der Bauch unserer Tochter weh tut und es tröstende Worte und körperliche Nähe nicht nur von der Mama gebraucht hätte, um sie zu beruhigen. Vielleicht hätte ich es verpasst, zu den Vorsorgeuntersuchungen zu gehen.
Das überhaupt ist ja auch so ein Thema: Aufgaben zu übernehmen, die sonst nur an einer Person hängen bleiben würden. Mütter leisten körperlich sowieso schon die ganze Arbeit – von der Schwangerschaft über die Geburt bis zum Stillen. Gehen Väter mit dem Nachwuchs beispielsweise zu einer Vorsorgeuntersuchungen, gibt dies auch den Mamas mal Zeit, zu verschnaufen. Elternzeit für Väter wäre genau genommen sogar eine familiäre Notwendigkeit.
Ich will jetzt gar nicht epochal rumposaunen, was ich vermeintlich aus der Elternzeit für den Job oder das Leben gelernt habe, wie es in Linkedin-Postings immer wieder gang und gäbe ist. Dass die gemeinsame Zeit mit meinem Kind wichtig ist, wusste ich schon vorher. Da gab es kein wie auch immer geartetes „Learning“. Es gibt nur die Gewissheit, dass „echte Männer“ ihre Familie unterstützen – und zwar nicht nur mit ausgezahlten Überstunden.