
Wer Elternzeit in einer Beziehung nimmt, entscheidet das häufig entlang finanzieller Kriterien. Die Person, die in Elternzeit geht, bekommt nämlich in den meisten Fällen ein Basiselterngeld über 65 Prozent vom Nettolohn. Für viele Paare ist die Entscheidung somit glasklar: Da Männer hierzulande im Durchschnitt mehr verdienen, gehen Frauen häufiger und vor allem länger in Elternzeit, um finanzielle Einbußen der Familie abzufedern.
Wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) nun ermittelt hat, nimmt bei der Mehrzahl der verheirateten Paare der Mann keine Elternzeit. Tut er es doch, dann oft für maximal zwei Monate. Was, kurzfristig betrachtet, finanziell zunächst nur logisch erscheint, hat längerfristig Folgen für die Karriere der Frauen, so eine Erkenntnis aus der IAB-Untersuchung.
Die Väterzeit hat Einfluss auf den beruflichen Wiedereinstieg der Mutter.
Frauen häufiger und länger in Elternzeit
Ist der Vater mehr als sechs Monate in Elternzeit, sind Mütter mehrheitlich nach neun Monaten wieder beschäftigt. Beträgt die Väterzeit vier bis sechs Monate, beginnt der Wiedereinstieg der Mutter meist nach zehn Monaten. Bei zwei bis vier Monaten tritt sie nach 13 Monaten wieder in den Beruf ein. Bei einer Väterzeit von zwei Monaten sind es 20 Monate. Findet keine Väterzeit statt, dauert es in der Regel 24 Monate, bis die Mutter wieder beschäftigt ist.
Pauschal lässt sich also sagen: Je länger die Elternzeit der Väter ist, desto schneller erfolgt der berufliche Wiedereinstieg der Mütter nach der Geburt des eigenen Kindes.
„Längere Elternzeiten von Vätern, vor allem, wenn sie über zwei Monate hinausgehen, könnten dazu beitragen, etwaige negative Karrierefolgen für Frauen von familienbedingten Erwerbsunterbrechungen abzumildern“, sagt auch die IAB-Forscherin Corinna Frodermann.
Zwar sei nach der Elterngeldreform 2007 sowohl die Erwerbsbeteiligung von Müttern als auch die Väterzeit gestiegen, dennoch leisten Frauen noch immer den Großteil der Care-Arbeit.
Elternzeit ist toll für die sinkende Anzahl der zwangsweisen Präsenzjobs. Für Bürojobs müssen auch die deutschen Unternehmen lernen, dass neben Homeoffice auch flexible Arbeit wichtig ist. Für die Angestellten ebenso wie für das Unternehmen – denn beide profitieren davon. Ich habe für drei Kinder keinen einzigen Tag Elternzeit genommen – auch aus den im Artikel beschriebenen finanziellen Gründen – aber trotzdem die intensive Babyzeit genossen. Mit etwas Offenheit von beiden Seiten brauchte es dafür noch nicht einmal formell fixierte Absprachen mit dem Arbeitgeber.