Nach Entlassungswelle: Wer macht jetzt eigentlich die Arbeit bei Tier Mobility?
Nachdem 2021 als „das Jahr der Einhörner“ gefeiert wurde, ist in diesem Jahr Ernüchterung angesagt: Ein verändertes Investitionsklima und Massenentlassungen trüben die Stimmung in der Startup-Szene.
Der Lieferdienst Gorillas, sein türkischer Konkurrent Getir, Sumup, Urban Sports Club, Moss oder das schwedische Fintech Klarna gaben in diesem Jahr bekannt, sich von großen Teilen der eigenen Belegschaft zu trennen, um nur einige Beispiele zu nennen. Bei Gorillas wurde die Belegschaft um ganze 50 Prozent gekürzt.
Auch bei Tier Mobility mussten Mitarbeitende gehen. 180 um genau zu sein, was 16 Prozent der Belegschaft entspricht. Bleibt die Frage: Wer macht nun die Arbeit der ehemaligen Kolleg:innen? Pressesprecher Patrick Grundmann hat Antworten.
t3n: Im August wurde bekannt, dass Tier Mobility 180 Mitarbeitenden kündigen muss – 16 Prozent seiner Belegschaft also. Weitere Entlassungen folgten. Was waren die Gründe dafür?
Patrick Grundmann: Wie viele andere Unternehmen in der Technologie- und Start-up-Branche mussten auch wir auf das derzeitige Wirtschaftsklima mit seinen rapiden Zins- und Inflationserhöhungen und den daraus resultierenden Auswirkungen auf das Finanzierungsumfeld reagieren.
Wir haben uns darauf fokussiert, die Kapitalrendite unserer derzeitigen Präsenz zu maximieren und Projekten und Geschäftsbereichen Priorität einzuräumen, von denen wir klar erkennen können, dass sie unseren Weg zur Profitabilität unterstützen werden.
In den letzten Monaten haben wir eine Reihe von Entscheidungen getroffen, um diese Strategie zu unterstützen. Doch leider mussten wir noch weiter gehen und einige Mitarbeiter entlassen.
Wir sind nach wie vor zuversichtlich, dass wir die Mobilität zum Guten verändern werden, und unser neuer Fokus wird uns im kommenden Jahr zum Erfolg verhelfen.
t3n: Wie wird der plötzliche Verlust an Humankapital im Unternehmen aufgefangen? Kurz: Wer macht jetzt die Arbeit der weggefallenen Kolleg:innen?
Grundmann: Die Entlassungen haben Mitarbeiter in allen Unternehmensbereichen betroffen. Ausgenommen waren jedoch Mitarbeiter im operativen Bereich, also die Teams in unseren Warehouses. Wir konzentrieren uns aktuell noch stärker auf Projekte, die positiv zu unserem Weg zur Profitabilität beitragen werden.
t3n: Arbeiten Sie seit diesem Jahr vermehrt mit Freelancer:innen oder Personaldienstleister:innen zusammen?
Grundmann: Nein, wir haben weder in der Vergangenheit, noch planen wir in Zukunft vermehrt mit Freelancern zu arbeiten.
t3n: Wie fangen Sie diesen drastischen Personal-Cut in der Unternehmenskultur auf?
Grundmann: Wir haben die Entlassungen sowie die verschiedenen Geschäftsentscheidungen, die wir zur Unterstützung dieser Strategie getroffen haben, innerhalb des Unternehmens so transparent wie möglich kommuniziert. Für das Führungsteam von Tier Mobility war es sehr wichtig, diesen Prozess so fair und respektvoll wie möglich zu gestalten.
Dabei ging es darum, das Unternehmen als Ganzes zu betrachten und zu überlegen, welche Aktivitäten wir priorisieren und welche wir reduzieren oder leider einstellen müssen.
In den Fällen, in denen wir uns zu einer Reduzierung oder Einstellung entschlossen haben, haben wir dann geprüft, welche Aufgaben wir aufgrund dieser Entscheidungen nicht mehr benötigen würden. Wir haben die betroffenen Personen mit den offenen Stellen bei Tier und Nextbike abgeglichen, um zu sehen, ob diese als Alternative angeboten werden können, damit wir so viele Mitarbeiter wie möglich halten können.
t3n: Haben Sie in der Vergangenheit zu viele Menschen eingestellt?
Grundmann: Wir sind davon überzeugt, dass wir in der Vergangenheit nicht zu viele Menschen eingestellt haben. Rasches Wachstum und Expansion waren ein entscheidender Teil unserer Unternehmensstrategie, der weltweit führende Anbieter für Mikromobilität zu werden, und wir sind fest davon überzeugt, dass diese Positionierung uns zum Erfolg verhelfen wird.
Die Entlassungen wurden durch viele externe Faktoren und nicht durch eine schlechte Unternehmensstrategie verursacht. Wir sind zuversichtlich, dass die Maßnahmen zur Steigerung unserer Einnahmen bei gleichzeitiger Senkung der Kosten die Profitabilität des Unternehmens beschleunigen werden. Dies wird in den kommenden Monaten unser Hauptaugenmerk sein.
Start-Ups entlassen massenhaft Leute. Sorry, aber ich muss echt lachen. Nein, wirklich?
Start-Ups sind etwa auch nur Firmen von Unternehmern, die nur ans Geld denken? Ist das wirklich so? Wurden uns, auch auf diesem Portal, und wird uns allen nicht ständig gesagt, dass Start-Ups ja ganz anders seien?
Lasst euch nicht hinters Licht führen. Start-Ups sind nichts anderes, als alle Unternehmungen auch. Es geht dabei nur darum, dass der Inhaber/die Investoren Gewinn erzielen und das auf dem Rücken der Belegschaft. Tut doch nicht so, als wollten Start-Ups anders agieren, als traditionelle Unternehmungen.
„Humankapital“, „Personal-Cut“, „Unternehmenskultur“… Pseudo-professionelle Fragen und die Standard-BWL-Antworten.