Anzeige
Anzeige
News

Forschungsteam: Der Erdkern ist nicht einfach nur eine feste Masse

Bisher gingen die Forscher:innen davon aus, dass der innere Erdkern fest ist. Doch wie eine neue Studie zeigt, stimmt diese Theorie nicht ganz. Tatsächlich scheint die glühend heiße Metallkugel im Zentrum des Erdkerns aktiver zu sein als bisher angenommen.

Von Stefica Budimir Bekan
3 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige
Im Inneren der Erde ist mehr los, als bisher angenommen worden ist. (Foto: Dima Zel/Shutterstock)

Er wird für den Menschen immer unerreichbar sein: der innere Erdkern, der sich gut 6.000 Kilometer unter der Erdoberfläche befindet. Er erstreckt sich auf etwa 1200 Kilometer und erreicht Temperaturen von rund 5400 Grad Celsius.

Anzeige
Anzeige

Da es im Inneren der Erde zu heiß und der Druck zu hoch ist, kann er physisch nicht erforscht werden. Anders als der ihn umgebende flüssige äußere Erdkern besteht der innere Erdkern aus festem Metall – überwiegend aus Eisen. Zumindest gingen Forscher:innen bisher davon aus. Diese Theorie wird nun aber völlig auf den Kopf gestellt.

Forscher:innen machen überraschende Entdeckung

Anhand der Auswertung seismischer Daten wollen Forscher:innen in einer kürzlichen Studie herausgefunden haben, dass die Rotation des inneren Erdkerns um das Jahr 2009 herum zum Stillstand gekommen sei und dass sich die Bewegungsrichtung des Kerns alle 35 Jahre ändert.

Anzeige
Anzeige

Physiker:innen der University of Texas in Austin sowie Forscher:innen der Universitäten Sichuan und Nanjing in China haben nun eine weitere spektakuläre Entdeckung gemacht: Sie stellten fest, dass sich bestimmte Gruppierungen von Eisenatomen im inneren Erdkern beweglicher zeigen als bisher angenommen.

Anzeige
Anzeige

Der innere Kern der Erde ist weich wie Butter

Diese Atome können innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde in neue Positionen wandern, „wie Menschen, die ihre Plätze an einem Esstisch wechseln“, ohne die darunterliegende Metallstruktur des Eisens zu beeinträchtigen und den Kern formbarer zu machen.

„Seismolog:innen haben herausgefunden, dass der innere Kern der Erde, überraschend weich ist – ähnlich wie Butter“, erklärte Youjun Zhang, Professor an der Universität Sichuan. „Wir haben entdeckt, dass festes Eisen in der Erde überraschend weich wird, weil Atome sich viel mehr bewegen können, als wir jemals angenommen haben. Diese verstärkte Bewegung macht den inneren Erdkern weniger fest und schwächer gegenüber Querkräften.“

Anzeige
Anzeige

Da eine direkte Untersuchung des Erdkerns nicht möglich ist, verwendeten Zhang und sein Forscherteam in der Studie ein Miniaturcomputermodell des Erdkerns, um die Eigenschaften und Bewegung der Eisenatome im Kern vorherzusagen. Dabei verglichen sie die Ergebnisse mit Daten, die aus Laborexperimenten unter hohem Druck und hoher Temperatur stammten, und die Bedingungen im Erdkern nachahmten.

„Superzelle“ liefert Antworten

Die Druckverhältnisse im Erdkern wurden nachgestellt, indem eine kleine Eisenplatte mit einem schnell bewegenden Projektil beschossen wurde. Dadurch erlangten die Forscher:innen Daten zu Temperatur, Druck und Geschwindigkeit. Diese Informationen wurden dann in ein Computermodell integriert, das mithilfe von maschinellem Lernen die Bewegungen der Atome im Inneren der Erde simuliert.

Durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz wurde im Computer eine Art „Superzelle“ aus rund 30.000 Atomen erschaffen. Diese Zelle wurde vom Forschungsteam genutzt, um verschiedene Eigenschaften der Atome genauer zu prognostizieren.

Anzeige
Anzeige

Atome bewegen sich und tauschen Positionen

Die Beobachtung, die dabei gemacht wurde, überraschte selbst die Forscher:innen: Gruppen von Atomen bewegten sich und tauschten ihre Positionen aus, während die zugrunde liegende hexagonale Struktur der Atome und somit die Metallstruktur des Eisens intakt blieb.

Dieses Phänomen wird als „kollektive Bewegung“ bezeichnet. Im Alltag lässt sich das auch bei Vogelschwärmen oder großen Menschenmengen beobachten. Die überraschende Bewegung der Atome könnte möglicherweise auch erklären, warum seismische Messungen des inneren Erdkerns Anzeichen dafür zeigen, dass er weicher und verformbarer ist, als es unter den gegebenen hohen Druckverhältnissen zu erwarten wäre, vermutet das Forscherteam.

Jung-Fu Lin, Co-Autor der Studie erklärte: „Jetzt kennen wir den grundlegenden Mechanismus, der uns helfen wird, die dynamischen Prozesse und die Entwicklung des Erdinneren zu verstehen.“

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Schreib den ersten Kommentar!
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Melde dich mit deinem t3n Account an oder fülle die unteren Felder aus.

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Anzeige
Anzeige