Je schneller, desto günstiger: Umstieg auf erneuerbare Energien spart Billionen
Bis zu 15 Billionen US-Dollar könnte die Welt einsparen, wenn es ihr gelänge, bis 2050 komplett aus fossilen Energieträgern auszusteigen. Erfolge dies erst um 2070, werde die Ersparnis weitaus geringer ausfallen, schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ihrer Studie, die am Dienstag im Magazin Joule veröffentlicht wurde.
Saubere Energie billiger als erwartet
„Es herrscht der weitverbreitete Irrglaube, dass der Umstieg auf saubere, grüne Energie schmerzhaft und kostspielig sein wird und für uns alle Opfer bedeutet – aber das ist einfach falsch“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler J. Doyne Farmer vom Institut für neues ökonomisches Denken an der britischen Oxford-Universität.
„Die Kosten für erneuerbare Energien sind seit Jahrzehnten im Sinkflug. In vielen Situationen sind sie bereits billiger als fossile Brennstoffe, und unsere Untersuchungen zeigen, dass sie in den kommenden Jahren in fast allen Anwendungsbereichen billiger werden als fossile Brennstoffe. Und wenn wir den Übergang beschleunigen, werden sie noch schneller billiger werden“, so Farmer weiter.
Die Erkenntnisse der neuen Studie basieren vor allem auf einer bisher gebräuchlichen Fehleinschätzung, so die Autoren. In der Vergangenheit hätten Analysten schlicht die Kosten grüner Technologien überschätzt.
So seien etwa die tatsächlichen Kosten für Solarenergie doppelt so schnell gefallen, wie selbst die ehrgeizigsten Prognosen vorhergesehen hatten. Es gebe einen „historischen Pessimismus in Bezug auf erneuerbare Energien“, der die tatsächlichen technologischen Verbesserungen negiere.
Entwicklung gängiger Technologien stimmt optimistisch
Um diese Behauptung empirisch zu untermauern, nahmen sich die Forschenden 50 Technologien vor und untersuchten deren geschichtliche Entwicklung. Dabei fanden sie heraus, dass die erfolgreichsten Technologien einer Sinus-Kurve folgen.
Das bedeute, dass nach dem Start der Technologie eine lange Phase exponentiellen Produktionswachstums mit sinkenden Kosten folge. Erst wenn der Markt gesättigt sei, lasse dieses Wachstum allmählich nach.
Wenn wir jetzt annehmen, dass die saubere Energie diesen Weg einschlägt, könnten Einsparungen erzielt werden, sobald wir die Spitze der Kurve überwunden haben. Es gehe also darum, so schnell wie möglich diese Spitze zu erreichen.
„Die wichtigste politische Schlussfolgerung aus unseren Ergebnissen ist, dass eine schnelle Einführung grüner Schlüsseltechnologien enorme Vorteile mit sich bringt“, schreiben die Autoren und fordern: „Um dies zu erreichen, bedarf es wahrscheinlich einer starken internationalen Politik für den Aufbau der Infrastruktur, die Ausbildung von Fachkräften und die Investitionen, die erforderlich sind, um künftige Gewinne zu erzielen.“
So sieht der Klimawandel aus Sicht der Nasa aus
Nur anfänglich werde der Übergang Preisnachlässe und eine grüne Energiepolitik der Regierungen erfordern, glauben die Forschenden. Diese „Vorlaufkosten“ würden indes schnell wieder ausgeglichen.
Insgesamt könnten weltweit Einsparungen von zwischen 5 und 15 Billionen Dollar erzielt werden, wenn schnell und entschlossen umgestiegen werde. Bezöge man die wirtschaftlichen Schäden durch den Klimawandel in die Rechnung mit ein, würde das sich das Einsparpotenzial schnell einem dreistelligen Billionenbetrag nähern.
Saubere Energie wird immer billiger
Zu berücksichtigen sei zudem, dass fossile Energieträger immer teurer, Wind- und Solarenergie hingegen immer billiger würden. Bereits zum jetzigen Zeitpunkt sei Sonnenenergie in Dutzenden Ländern die billigste Energie am Markt.
„Die Kombination aus exponentiell sinkenden Kosten und raschem, exponentiell steigendem Einsatz ist anders als alles, was in der Vergangenheit bei anderen Energietechnologien beobachtet wurde, und versetzt grüne Schlüsseltechnologien in die Lage, die Vorherrschaft der fossilen Brennstoffe innerhalb eines Jahrzehnts herauszufordern“, schreiben die Autoren.
Dabei zeigten die verschiedenen Modelle, dass sich erneuerbare Energien gar nicht auf die Klimawandelargumentation verlassen müssten. Allein die Kräfte des Marktes würden überdeutlich für saubere Energieträger sprechen.