ETH-Deflation: Ethereum-Verbrennungsmotor läuft heiß

Ether macht Jagd auf Bitcoin. (Bild: Viktoryabov / Shutterstock.com)
„Burn Baby Burn“, so startete der Blog-Eintrag von EthHub-Mitgründer Anthony Sassano am 2. November 2021. Grund für diesen Eintrag war die Tatsache, dass in sieben aufeinanderfolgenden Tagen mehr Ether verbrannt als neu geschürft wurden. Am gestrigen 3. November verbrannte das Netzwerk rund 15.000 ETH. Das sind zum Zeitpunkt des Schreibens 67,4 Millionen US-Dollar. Diese permanente Zerstörung der ETH ist Resultat der im August eingeführten Hard Fork. Das mit der Hard-Fork-London implementierte EIP-1559-Update änderte die Gebührenpolitik und legte den Grundstein für ein deflationäres Ethereum.
Die Zerstörung der ETH
Unter anderem führte London ein, dass die Transaktionsgebühren nicht mehr an die Miner überwiesen, sondern stattdessen verbrannt werden. Dabei wurde das alte, flexible Gebührenmodell durch ein einheitliches, nach Blockauslastung orientiertes ersetzt. Je höher die Netzwerkauslastung bei Ethereum, umso höher die Gebühren und umso höher auch die Menge der verbrannten ETH. Wenn die Menge der verbrannten Ether die Menge der neu produzierten Ether (zwei ETH pro Block) übersteigt, flacht die Inflationsrate ab: Ether wird deflationär.
Aktuell betragen die Kosten für den Transfer eines ERC-20-Tokens durchschnittlich etwa 48 Dollar, während beispielsweise ein Token-Swap auf Uniswap bis zu 148,40 Dollar teuer sein kann. Dabei wundert es Sassano selbst, dass die Nachfrage aufgrund der aktuell sehr hohen Kosten nicht zurückgeht: „Es [ist] ziemlich erstaunlich, dass Ethereum unabhängig von der Gebührenverbrennung eine so konstant hohe Nachfrage hat – die Leute zahlen zusammen mehr als 50 Millionen US-Dollar pro Tag, nur um ihre Transaktionen abzuwickeln.“
Eigentlich ist die Idee hinter diesem Mechanismus, dass die Menschen zu den Gebühren die Transaktionen nicht tätigen, sodass die Nachfrage sinkt und folglich auch die Preise. Somit wollte man die hohen Gebühren der Transaktionen in den Griff bekommen. Sassano betont auch nochmal besonders, dass es nicht an London liegt, dass die Gebühren steigen. Mit der Einführung des Updates wären die Kosten nur vorhersehbar und für jeden nachvollziehbar geworden. Dass diese in der vergangenen Woche sogar noch etwas gestiegen sind, läge eben an der hohen Nachfrage. Es sind eben trotzdem genug bereit, diese Preise für den Transfer zu zahlen.
Vorbote von Ethereum 2.0
Durch die steigenden Gebühren und folglich die Zunahme der ETH-Zerstörung wird auch die (neue) Deflation des Netzwerks verstärkt. Eigentlich wurde Sassano nach die deflationäre Eigenschaft der Coins erst für das erste oder zweite Quartal 2022 erwartet. Dann kommt es nämlich zu „The Merge“. Dabei handelt es sich um die Zusammenführung der ETH-1.0-Chain mit der ETH-2.0-Beacon-Chain. Mit dieser wird Ethereum das Ende von Proof-of-Work und den Übergang zu Proof-of-Stake erleben.
Bis dahin müssen sich all die, die nicht bereit sind, für dieses Geld zu transferieren, auf Second-Layer-Lösungen flüchten. Sassano erklärt: „[Diese] ermöglichen jedem den Zugriff auf das Ethereum, das wir alle kennen und lieben, ohne die hohen Kosten (und auch ohne die relativ langsamen Transaktionen).“
Insgesamt verzeichnen die Second-Layer-Lösungen einen Total Value Locked von 4.943.632.390,82 Dollar. Dieser Wert ist l2beat zufolge allein in der letzten Woche um 21,33 Prozent gestiegen.
Ein neues Gebührenmodell
Das London-Update sah vor, den horrenden Gebühren Ethereums entgegenzuwirken. Es soll damit verhindert werden, dass Transaktionen von besser Bezahlenden ständig bevorzugt werden. Deswegen legte es eine algorithmische Grundgebühr fest, die sich der Netzwerkauslastung anpassen würde. Heißt: höhere Auslastung gleich höhere Gebühren. Zugleich wurde die Blockgröße im Vergleich zu vorher auf 25 Millionen Gas-Einheiten verdoppelt. Übersteigt die Nachfrage diese Rate und die Blöcke sind zu mehr als 50 Prozent gefüllt, steigt die Grundgebühr an. Heißt: über 25 Millionen Gas-Einheiten im Block gleich höhere Gebühren. In beiden Fällen sinkt der Gebührenpreis auch wieder, wenn die Auslastung geringer wird oder weniger als 25 Millionen Gas-Einheiten pro Block verarbeitet werden müssen.
Autor des Artikels ist Marlene Müller.