Aufgebläht, komplex, finanziell fragil: EU-Starlink-Alternative Iris2 wackelt

Schnelles und sicheres Satelliteninternet und mehr strategische Autonomie: Das sollte die Starlink-Alternative Iris2 (Infrastructure for Resilience, Interconnection and Security by Satellites) der EU bringen. Im November 2022 hatte die EU 2,4 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt – 2029 soll Iris2 den aktuellen Plänen nach an den Start gehen und 2032 voll einsatzbereit sein.
Massiver Widerstand gegen Iris2?
Doch daraus wird wohl nichts. Das gesamte Projekt droht zu scheitern, wie Golem unter Berufung auf den freien Berater für Satellitenkommunikation Christian Freiherr von der Ropp berichtet. Ein Grund dafür soll sein, dass es von deutscher Seite, etwa dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) „ganz massiven Widerstand gegen Iris2“ gebe.
Frankreich sei bei dem Projekt „massiv bevorteilt“ worden, so der Vorwurf. Einig ist man sich offenbar bei der Beurteilung der Lage. Beim französischen DLR-Pendant CNES rechne man damit, dass Iris2 „schon nächstes Jahr nach Abschluss der Phase 1 scheitern“ werde, so von der Ropp.
Iris2: Zu komplex und zu teuer
Neben den internen Zwistigkeiten hat der Brancheninsider noch eine andere wichtige Schieflage ausgemacht. Das gesamte Projekt sei „derart aufgebläht, komplex und finanziell fragil, dass es niemals seinen Zweck erfüllen wird“, wie von der Ropp Golem sagte.
Die Kosten seien schon jetzt auf 10,6 Milliarden Euro explodiert. Damit ist Iris2 fast so teuer wie Starlink von Elon Musks Raumfahrtfirma SpaceX. Die Leistung ist aufgrund des komplexeren Ansatzes und der nur rund 290 verwendeten Kommunikationssatelliten aber kaum vergleichbar.
Entwicklung von User-Terminals nachrangig
Noch ein Detail, das zeigt, wie groß die – großteils hausgemachten – Probleme bei Iris2 sind: Die EU hat, so der Vorwurf von Expert:innen, zu wenig Anstrengungen auf die Entwicklung und Massenproduktion von User-Terminals verwendet, wie es bei Klartext Raumfahrt heißt.
Problematisch sei nicht zuletzt, so von der Ropp, dass die verschiedenen Komponenten – von Satelliten bis hin zu den Terminals – von unterschiedlichen Parteien entwickelt werden sollen. Bei Starlink komme hingegen alles gut abgestimmt aus einer Hand – mit Optimierung auf die User-Terminals hin.