Euclid-Teleskop begeistert Astronomen: Erste Bilder „noch schöner und schärfer, als wir gehofft hatten“
Die ersten Aufnahmen der Euclid-Mission haben große Begeisterung ausgelöst. „Sie sind noch schöner und schärfer, als wir gehofft hatten, und zeigen uns viele zuvor unentdeckte Merkmale in bereits erforschten Bereichen des nahegelegenen Universums“, sagte René Laureijs, Projektwissenschaftler des Euclid-Teleskops, vor der Enthüllung in einer Pressemitteilung.
Die Bilder beweisen eindrucksvoll, dass das Teleskop in der Lage ist, eines der größten Rätsel der modernen Physik zu lösen: die Natur der Dunklen Materie und Dunklen Energie.
Erste Bilder mit erstaunlicher Detailtreue
Die ersten fünf Bilder des Euclid-Teleskop sind von Wissenschaftler:innen in Darmstadt präsentiert worden und zeigen verschiedene Bereiche des Universums in lebendigen Farben und mit erstaunlicher Detailtreue. Auf den Aufnahmen sind einige Objekte zu sehen, die bis zu 10 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt sind.
Das Euclid-Teleskop hat die Fähigkeit, große Himmelsbereiche aufzunehmen, die fast 100 Mal größer sind als das, was das James-Webb-Teleskop beobachten kann. Jedes der hochauflösenden Bilder enthält über 600 Millionen Pixel und ermöglicht Astronom:innen, weit in das entfernte Universum zu blicken – und das innerhalb kürzester Zeit.
Insgesamt dauerte es nur einen Tag, um alle fünf kosmischen Objekte aufzunehmen, die von den Esa-Wissenschaftler:innen für die Präsentation ausgewählt wurden.
Kann Euclid die Geheimnisse der Dunklen Materie entschlüsseln?
Die Hoffnung, mittels der Euclid-Mission die Geheimnisse der Dunklen Materie und Dunklen Energie zu lüften, ist groß. Schließlich ist es mit dem Teleskop endlich möglich, Milliarden von Galaxien zu untersuchen.
Durch die Kartierung der Verteilung und Formen dieser Galaxien erhoffen sich Kosmolog:innen mehr darüber zu erfahren, wie die Dunkle Materie das Universum geformt hat, das wir heute sehen. Euclid soll es damit auch gelingen, die größte jemals erstellte kosmische 3D-Karte zu erzeugen.
Die ersten Testbilder des Euclid gab es bereits Ende Juli, doch zeigten diese bei Weitem nicht die eigentlichen Fähigkeiten des Teleskops. Die neuen Farbbilder dagegen erfassen zuvor ungesehene Merkmale selbst in bereits tief erforschten kosmischen Objekten.
Bild der Hidden Galaxy begeistert
Eine der ersten Galaxien, die Euclid beobachtet hat, wird als „Hidden Galaxy“ (zu Deutsch: Versteckte Galaxie) bezeichnet und befindet sich etwa 11 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Normalerweise wird die Hidden Galaxy von kosmischem Gas, dunklem Staub und hellen Sternen verdeckt, aber Euclid schaffte es, mittels seines Nahinfrarot-Instruments, diese Decke zu durchdringen und das Licht von den Sternen der Galaxie zu sammeln. Das alles gelang ihm in nur einer Stunde Beobachtungszeit.
„Dieses Bild mag vielleicht normal aussehen, so als ob jedes Teleskop ein solches Bild machen könnte, aber das ist es nicht“, sagte Leslie Hunt vom National Institute for Astrophysics in Italien in der Pressemitteilung. „Was hier so besonders ist, ist, dass wir eine weite Ansicht haben, die die gesamte Galaxie abdeckt, aber wir können auch heranzoomen, um einzelne Sterne und Sternhaufen zu unterscheiden.“
Eine Revolution für die Astronomie
Ein Bild des Perseus-Clusters, das Euclid ebenfalls gelang, ist laut der Esa eine Revolution für die Astronomie. Das Bild zeigt 1000 Galaxien, die zum Perseus-Cluster gehören, sowie mehr als 100.000 zusätzliche Galaxien, die weiter hinten im Hintergrund zu sehen sind, von denen jede bis zu Hunderten von Milliarden Sternen enthält. Perseus ist eine der massivsten Strukturen des Universums.
Viele dieser schwachen Galaxien waren zuvor unsichtbar. Einige von ihnen sind so weit entfernt, dass ihr Licht 10 Milliarden Jahre gebraucht hat, um uns zu erreichen. Es ist das erste Mal, dass ein so großes Bild es möglich gemacht hat, so viele Galaxien des Perseus-Clusters in so hoher Detailgenauigkeit zu erfassen.
Astronom:innen haben nachgewiesen, dass Galaxienhaufen wie Perseus nur entstanden sein können, wenn Dunkle Materie im Universum vorhanden ist.
Besonders scharfes Bild des Pferdekopfnebels
Viele andere Teleskope haben bereits Bilder des Pferdekopfnebels gemacht, aber keinem von ihnen gelang es jemals, eine so scharfe und weite Sicht erzeugen wie Euclid es mit nur einer Beobachtung geschafft hat. Und wieder zeigt das Teleskop, wie schnell es detailgenaue Bilder erstellen kann: Euclid hat die Aufnahme des Pferdekopfnebels in etwa einer Stunde kreiert.
Der Pferdekopfnebel, der als dunkle Wolke in Form eines Pferdekopfes sichtbar ist, liegt in etwa 1375 Lichtjahren Entfernung, südlich des Sterns Alnitak, dem östlichsten der berühmten drei Sterne des Orion-Gürtels.