Facebook-Aktiensturz: Über Nacht 150 Milliarden Dollar Börsenwert vernichtet
Absturz mit Anlauf: Noch vor drei Monaten sah es so aus, als ob der Datenskandal bei Facebook kaum Spuren hinterlassen würde, doch jetzt musste Facebook erstmals einen Rückgang der Nutzerzahlen in Europa hinnehmen. Die monatlich aktiven Nutzer fielen im zweiten Quartal erstmals um eine Million auf 376 Millionen, die täglich aktiven von 282 auf 279 Millionen. Grund dürfte neben dem Datenskandal um Cambridge Analytica auch die DSGVO sein, in deren Rahmen Nutzer nach einigen Freigaben und Einstellungen gefragt wurden. Der Umsatz stieg dagegen im Jahresvergleich um 42 Prozent auf immerhin 13,2 Milliarden US-Dollar an und die Zahl der monatlich aktiven Nutzer nahm weltweit um elf Prozent zu (auf aktuell 2,3 Milliarden).
Facebook und der Börsenkurs: Nervosität an den Märkten
Klingt nach tollen Zahlen, war aber weniger, als Analysten erwartet hatten. Die Folge war ein Kurssturz um zwischenzeitlich bis zu 23 Prozent – das sind unterm Strich mehr als 100 Milliarden Dollar Buchwert. Auch wenn die Aktie sich inzwischen wieder teilweise erholte (immer noch ein Kursverlust von aktuell 16 Prozent), zeigt das, wie empfindlich die Börse aktuell selbst bei großen Unternehmen reagiert, wenn nur die erwarteten Umsatzziele nicht in vollem Umfang erreicht werden. Das lässt nichts Gutes erahnen, wenn das Grundsentiment an den Märkten irgendwann einmal umschlägt.
Spannend dürfte es heute um 15:30 Uhr deutscher Zeit noch einmal werden: Dann nämlich werden zahlreiche große börsengehandelte Fonds (ETF) regelbasiert versuchen, Facebook-Aktien zu verkaufen, um entsprechende Readjustierungen vorzunehmen. In rund 150 ETF gehört Facebook zu den Top-15-Positionen.
Facebook in China: Zulassung erteilt und gleich wieder entzogen
Unterdessen hat Facebook noch ein ganz anderes Problem, das aber wohl allenfalls am Rande an den Kursverlusten schuld sein kann. Noch gestern berichteten zahlreiche Medien, dass Facebook trotz der Blockadehaltung der chinesischen Regierung ein Innovationszentrum in der ostchinesischen Metropole Hangzhou eröffnet. 30 Millionen Dollar wolle man hier investieren und innovative Unternehmen und Startups unterstützen. Eine ähnliche Strategie hatte Facebook bereits in anderen Ländern wie Indien und Brasilien genutzt. China hat hier allerdings einen Sonderstatus, da die Regierung nicht nur den Facebook-Datenverkehr mit Hilfe der „großen Firewall“ seit 2009 unterbindet, sondern auch Whatsapp zunehmend blockt.
Wenige Stunden später ist klar: Das Innovationszentrum in China wird es zumindest vorerst nicht geben. Die Cyber-Verwaltung in Peking hat Facebook die Zulassung hierfür kurzerhand wieder entzogen und damit die regionale Verwaltung überstimmt. Laut New York Times, die sich auf mit dem Sachverhalt vertraute Kreise beruft, habe es Differenzen zwischen den beiden Verwaltungen gegeben, die zentrale Verwaltung habe sich nicht ausreichend einbezogen gefühlt. Das ist natürlich nicht das Ende sämtlicher Bemühungen Facebooks, in China Fuß zu fassen, bedeutet aber einen Aufschub.
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