Anlässlich eines Besuchs in Brüssel kündigte Sheryl Sandberg in der vergangenen Woche an, in Sachen Datenschutz eine umfassende Informationskampagne zu planen. „Wir rollen einen Privacy-Center genannten Bereich weltweit aus, der dem Nutzer alle relevanten Einstellungen an einem Ort ermöglichen soll. Dadurch soll es für die Nutzer leichter werden, ihre Daten zu schützen.“ Wann das Privacy-Center fertig sein soll, sagt Facebook zwar nicht, sehr wahrscheinlich ist aber, dass dies in den nächsten Monaten, also noch vor Inkfrafttreten der DSGVO der Fall sein wird. Das Unternehmen zeigt hierzu in den kommenden Wochen entsprechende Erklärvideos im Newsfeed an und informiert die Nutzer darüber, welche Daten wofür verwendet werden.
Facebook und der Datenschutz: Empfindliche Strafzahlungen drohen
Gleichzeitig wirft auch die im Mai in Kraft tretende Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) ihre Schatten voraus: Im Rahmen dieses Gesetzeswerks werden Unternehmen EU-weit dazu verpflichtet sein, personenbezogene Daten besser zu schützen und die Verarbeitung einheitlich und transparent zu gestalten. Unternehmen müssen dies auch für die von ihnen genutzten Dienste wie Facebook gewährleisten – wenn nicht, drohen zumindest nach der Lesart des Gesetzes empfindliche Strafen in Millionenhöhe (bis zu vier Prozent des weltweiten Umsatzes).
Die DSGVO kommt für Facebook zu einem ungünstigen Zeitpunkt: Zum einen steht das Unternehmen selbst im Fokus der politischen Diskussion rund um den Datenschutz, zum anderen muss man sich von anderen Firmen, die auf Facebook als Plattform setzen, unbequeme Fragen im Hinblick auf die Compliance gefallen lassen. Facebook kündigt in diesem Zusammenhang an, man wolle in Zukunft verstärkt bei der Entwicklung neuer Funktionen die Themen Privatsphäre und IT-Sicherheit im Blick behalten – eine Aussage, die eigentlich selbstverständlich sein sollte. Man sei sich darüber bewusst, dass sich nicht jeder ausführlich mit den Privatsphäre-Einstellungen beschäftigen werde, wolle denjenigen, die sich dafür interessieren, aber entsprechende Informationen und Einstellungsmöglichkeiten an die Hand geben. Gleichzeitig betont Facebook, dass viele der Informationen bereits in der Vergangenheit verfügbar gewesen seien, wenn auch nicht so gebündelt und detailliert.
Wie ernst Facebook das Thema aktuell insbesondere im Hinblick auf die europäische Gesetzgebung nimmt, zeigt der Besuch von Sandberg in Brüssel. Facebook sucht hier offenbar gezielten Kontakt mit politischen Vertretern. Ein in diesem Zusammenhang noch offenes Thema ist laut Vertretern internationaler Werbenetzwerke insbesondere die Ausgestaltung der Targeting-Werbung und der Nutzung und Weitergabe von Daten in diesem Zusammenhang an Kunden – eine Herausforderung, die derzeit offenbar der gesamten Branche Kopfzerbrechen bereitet.
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