
Meta mit den Tochterunternehmen Facebook und Facebook Messenger, Instagram und Whatsapp. (Bild: Shutterstock/ Sergei Elagin)
Man kann von Meta und dem zum Konzern gehörenden sozialen Netzwerk Facebook halten, was man will – aber dass das Unternehmen über einen immensen Datenschatz verfügt, ist wohl unstrittig. Der kann und soll auch der Wissenschaft zugutekommen – dieses Mal unter Wahrung des Datenschutzes.
Facebook schaltet API für Wissenschaftler:innen frei
Wie Techcrunch berichtet, hat Facebook am 15. November 2021 ausgewählten Forscher:innen Zugang zu einer neuen Beta-API gewährt, über die sie auf gesammelte Nutzer:innendaten zugreifen können. Die Schnittstelle selbst basiert auf Python und setzt als Interface auf Jupyterlab, ein Open-Source-Tool zum Teilen und Visualisieren von Inhalten.
Mithilfe der Schnittstelle sollen Wissenschaftler:innen zunächst mit Echtzeitdaten aus vier Teilen von Facebook arbeiten können: „Gefällt mir“-Seiten, Gruppen, Veranstaltungen und Posts. Dabei soll das Tool nur auf öffentlich zugängliche Daten zugreifen und sich vorerst auf die USA und Europa beschränken. Forscher:innen sollen dann große Mengen an Rohtext mithilfe von Methoden wie der Stimmungsanalyse auswerten können. Dazu kommen Informationen wie Gruppenbeschreibungen, der Zeitpunkt, zu dem ein Post erstellt wurde, oder die Reaktionen. Multimediale Inhalte wie Fotos oder Bilder sind ebenso ausgenommen wie Kommentare und demografische Daten der Nutzer:innen. Instagram ist ebenfalls ausgeschlossen.
Facebook setzt auf „digitalen Reinraum“ zum Datenschutz
Als weitere Vorsichtsmaßnahme, um Fälle wie den um Cambridge Analytica künftig zu vermeiden, setzt das Unternehmen nach eigener Aussage auf einen „digitalen Reinraum“. Wissenschaftler:innen müssen sich über ein spezielles VPN einloggen, um die Rohdaten zu verarbeiten – exportieren können sie jedoch nur ihre Ergebnisse, nicht die Datensätze.
Momentan dürfen nur ausgewählte Forscher:innen akademischer Einrichtungen als Beta-Tester:innen mit der API arbeiten – Facebook plant aber, auch anderen Gruppierungen, inklusive Journalist:innen, nach und nach den Zugriff zu ermöglichen. Im Rahmen einer öffentlich kommunizierten Roadmap will das Unternehmen transparent machen, welche Pläne verfolgt werden.
Was war noch mal mit Cambridge Analytica?
Im Jahr 2018 war durch einen Whistleblower bekannt geworden, dass das Datenanalyse-Unternehmen Cambridge Analytica mithilfe von Persönlichkeitstests auf Facebook in den Besitz von 87 Millionen Datensätzen gelangt war. Mit diesen Daten wollte das Unternehmen dann über Mikrotargeting und zugeschnittene Botschaften das Verhalten von Wähler:innen in den USA beeinflussen.
In der Folge war Cambridge Analytica insolvent gegangen; Facebook sah sich deutlicher öffentlicher Kritik ausgesetzt, Mark Zuckerberg hatte schließlich sogar vor dem US-amerikanischen Kongress aussagen müssen.