Endlich flüssig: Diese Factoring-Anbieter bezahlen deine Rechnungen
Selbstständige kennen das Problem: Die Zahlungsmoral vieler Kunden lässt häufig zu Wünschen übrig. Offene Rechnungen werden erst Monate später oder manchmal gar nicht bezahlt. Was auf Kundenseite wenig tragisch ist, kann für Selbstständige schnell zum Problem werden. Gerade bei langen Zahlungszielen oder einem wachsenden Bestand an Mahnungen kann die Liquidität des eigenen Unternehmens erheblichen Schaden nehmen. Im schlimmsten Fall droht sogar eine Insolvenz.
So funktioniert Factoring
Vermeiden lässt sich das mithilfe von Factoring. Dabei übermittelt ein Selbstständiger seine Rechnungen an ein Factoring-Unternehmen, das die fälligen Beträge unter Abzug einer Gebühr vorab begleicht. Je nach Angebot kauft das Unternehmen die Forderung entweder komplett ab oder kümmert sich nur um den Versand der Rechnung. Zwar bieten viele Banken und Kreditinstitute eine solche Vorfinanzierung schon länger an. In den vergangenen Jahren haben sich allerdings einige Startups auf das Factoring spezialisiert. Im Unterschied zu etablierten Anbietern setzen sie kein Mindestfinanzierungsvolumen voraus, wickeln das Geschäft ausschließlich online ab, und versprechen offene Rechnungen innerhalb von 24 bis 48 Stunden zu bezahlen.
Technisch funktioniert das Factoring dann so: Nach einer Registrierung laden Selbstständige ihre offenen Rechnungen in der Regel hoch und erhalten nach wenigen Minuten ein unverbindliches Angebot zur Vorfinanzierung. Wie hoch der Auszahlungsbetrag ist, hängt unter anderem vom ursprünglichen Zahlungsziel und der Bonität des Selbstständigen ab. Sofern man mit den Bedingungen einverstanden ist, wird der fällige Betrag anschließend auf das Geschäftskonto überwiesen.
Das sind die wichtigsten Factoring-Anbieter
bezahlt.de
Das vom ehemaligen Kreditech-Geschäftsführer Sebastien Diemer gegründete bezahlt.de wirbt mit einer Vorfinanzierung innerhalb von 24 Stunden. Grundsätzlich können alle Rechnungen ab einem Euro mit 14 bis maximal 90 Tagen Zahlungsziel eingereicht werden. 80 Prozent des Rechnungsbetrags werden vorab überwiesen, der Rest erst, wenn der Kunde tatsächlich zahlt. Der Anbieter weist darauf hin, nur „unechtes“ Factoring zu betreiben, entsprechende Ausfälle von Zahlungen werden also nicht übernommen.
- Gebühr: ab 2,3 Prozent des Rechnungsbetrags
Innolend
An Selbstständige mit vergleichsweise großen Forderungen richtet sich Innolend, das erst im vergangenen Jahr an den Start gegangen ist. Die Höhe der eingereichten Rechnung muss zwischen 5.000 und 250.000 Euro betragen. Sind beide Seiten mit den Konditionen einverstanden, schießt Innolend 85 Prozent des Rechnungsbetrags vor. Die restlichen 15 Prozent werden getilgt, sobald der Kunde am Ende gezahlt hat. Auch hier tragen Selbstständige weiterhin das Ausfallrisiko. Im Unterschied zu anderen Anbietern tritt Innolend niemals mit Kunden in Kontakt. Der Versand der Rechnungen bleibt also die Aufgabe des beauftragenden Unternehmens.
- Gebühr: 0,5 bis 1,2 Prozent zuzüglich Zinsen
Fundflow
Ebenfalls neu auf dem Markt ist Fundflow aus Berlin. Auch hier müssen mindestens 5.000 Euro auf der Rechnung ausgewiesen sein, um sie einreichen zu können. Außerdem werden weitere Dokumente wie Jahresabschlüsse und Berichte von Steuerberatern verlangt. Vorteil: Fundflow kauft die Forderung bei Einverständnis zu 100 Prozent ab und kümmert sich selbst um das Eintreiben der Beträge. Selbstständige erhalten das Geld innerhalb von 24 Stunden.
- Gebühr: ab 2,8 Prozent des Rechnungsbetrags
Flex Payment
Flex Payment wirbt gegenüber Selbstständigen und Kleinunternehmern damit, offene Rechnungsbeträge in vollem Umfang und bis zum nächsten Werktag zu begleichen. Die Voraussetzungen: Die Rechnung ist nicht älter als 30 Tage, unstrittig und mindestens 25 Euro wert. Auch Flex Payment kauft die eingereichte Forderung dann komplett ab und übernimmt dementsprechend spätere Ausfallrisiken.
- Gebühr: Zwischen 1,95 und 3,95 Prozent des Rechnungsbetrags
Rechnung48
Wie der Name schon andeutet, können Selbständige bei Rechnung48 innerhalb von zwei Tagen mit der Begleichung rechnen – vorausgesetzt, die erforderlichen Dokumente stimmen. Rechnungen können bereits ab einem Euro eingereicht werden. Da Rechnung48 „echtes Factoring“ betreibt, begleicht der Anbieter die offene Forderung komplett und übernimmt auch das mögliche Ausfallrisiko.
- Gebühr: ab 3,97 Prozent des Rechnungsbetrags
Pagido
Rechnung raus, Geld rein – mit diesem Slogan wirbt auch Pagido aus Berlin, das von Axel Springer finanziert ist, um Forderungen von Selbstständigen. Eingereichte Rechnungen dürfen noch nicht fällig und die Forderung muss unstrittig sein. Pagido kümmert sich nach Auszahlung des Betrags (100 Prozent abzüglich der Servicegebühr) selbst um den Versand der Rechnungen und spätere Mahnungen. Die gesamte Rechnungssumme ist gegen Insolvenz des Auftraggebers versichert.
- Gebühr: ab 2,9 Prozent des Rechnungsbetrags
Elbe Factoring
Der Dresdner Anbieter Elbe Factoring zahlt nicht beanstandete Rechnungen innerhalb von 48 Stunden aus. Für den Service infrage kommen Selbstständige, die seit mindestens zwölf Monaten am Markt sind. Forderungen werden dann zu 80 Prozent sofort beglichen, den Rest erhalten Selbstständige nach Zahlungseingang des Kunden. Elbe Factoring besitzt sowohl eine Bafin- als auch Inkasso-Lizenz und kümmert sich bei Interesse auch um die Abwicklung von Zahlungsverzögerungen.
- Gebühr: Zwischen 0,5 Prozent und 3,97 Prozent des Rechnungsbetrags
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Oder man verzichtet auf Factoring und gibt dem Kunden ein Skonto … der Kunde spart, der Händler hat sein Geld und kein Dritter hat Geld und Daten abgegriffen.
Was ist zu tun, wenn der Factoring-Anbieter nicht auszahlt?
Ich arbeite seit 2017 mit Flexpayment – mehr oder weniger gut. Die letzte Rechnung wird mir nun aber vorenthalten. Am 01.04. wurde die RE angenommen. Betrag: ~22.000 EUR. Normalerweise treffen 80% nach 1-3 Tagen ein. Der Sperrbetrag (20%) oft verzögert, aber irgendwann ist auf Nachfragen eingegangen. Aber nun warte ich seit dem 01.04.2020 auf die 80% Zahlung. Mein Kunde hat mir mitgeteilt, dass er bereits am 08.04.2020 den Betrag angewiesen hat. D.h. seit 2-3 Wochen hat Flexpayment schon die vollen ~22.000 EUR erhalten und ich habe Stand heute: 30.04.2020 nichts erhalten.
Die Geschäftsführung hat sich erst sehr spät dazu geäußert und nur komische Ausreden und leere Versprechen geliefert.
Das wirkt mittlerweile äußerst unseriös auf mich und ich fühle mich betrogen – vorsätzlich.
Bin für konstruktive Ideen dankbar und kann andere nur warnen einen anderen Dienst mit Bedacht zu wählen