Fairphone 2: Fairer produziertes und selbst zerlegbares Smartphone im Hands-On
Fairphone 2: Ethisch produziert und modular aufgebaut
Zwei Jahre nach Vorstellung der ersten Fairphone-Generation bringt das Startup ein neues Model, das ab Dezember ausgeliefert wird. Mit dem Fairphone 2, geht das Unternehmen noch einen Schritt weiter. Denn während das erste Modell zwar weitgehend fair produziert wurde, kann das neue Modell vom Besitzer selbst mit geringem Aufwand repariert und teilweise um neue, aktuellere Komponenten aktualisiert werden.
Im Zuge der Presseveranstaltung bestätigte Fairphone-CTO Olivier Hébert, dass beispielsweise das Kameramodul gegen ein anderes ausgetauscht und der verbaute microUSB-Port gegen einen zukunftssicheren USB-Type-C-Anschluss gewechselt werden kann. Falls das Display einen Schaden nehmen sollte, ist es ein Leichtes, es zum Preis von nur etwa 85 Euro gegen ein intaktes auszutauschen – man benötigt dafür nicht einmal Werkzeuge, denn das Display ist per Schiebemechanismus mit dem Rest des Smartphones fest verbunden. Zum Ausbau der einzelnen Elemente des Phones ist auch kein spezielles Werkzeug vonnöten – ein handelsüblicher Kreuzschlitzschraubendreher genügt. Andere Hersteller, die gerne dazu tendieren alles zu verkleben, könnten sich davon eine Scheibe abschneiden.
Fairphone 2 mit Snapdragon 801 und 5 Zoll-Full-HD-Display
Was die Ausstattung des 143 x 73 x 11 Millimeter großen und 148 Gramm schweren Fairphone 2 anbelangt, so haben wir es mit einem Smartphone der Mittelklasse zu tun, wobei der verbaute Snapdragon-801-Prozessor auch noch der oberen Mittelklasse zugeordnet werden kann. Der interne Speicher misst 32 Gigabyte und lässt sich mittels microSDKarte erweitern, der Arbeitsspeicher ist zwei Gigabyte groß. Das Full-HD-IPS-Display misst fünf Zoll und wird von Gorilla Glass 3 geschützt.
Bei der Hauptkamera setzt der Hersteller auf einen Acht-Megapixel-Sensor – frotnseitig befindet sich eine Zwei-Megapixel-Kamera. Dual-SIM-Support gehört beim Fairphone 2 zum guten Ton – auf diese Weise können zwei SIM-Karten gleichzeitig genutzt werden. Eine beispielsweise für Telefonie, die andere ausschließlich für Daten. Zur weiteren Ausstattung gehören WiFi 802.11 ac, Bluetooth 4.0 LE, LTE Cat.4, mit dem Downloadraten von bis zu 150 MBit/Sekunde erzielt werden können. Auch GPS und ein FM-Radio sind an Bord. Der Akku ist 2.420 Milliamperestunden groß.
Softwareseitig ist Android 5.1 Lollipop beinahe naturbelassen vorinstalliert, Fairphone arbeitet aber daran weitere Betriebssysteme auf dem Smartphone laufen zu lassen. Ein erster offizieller Partner ist das finnische Unternehmen Jolla, die für Sailfish-OS verantwortlich sind. Laut Hébert werde man noch weitere Softwarepartner ankündigen.
Die komplette Hardware ist von einem schützenden Kunststoffcase umgeben, das sich leicht entfernen lässt und so rasch Zugriff auf den austauschbaren Akku, SIM-Karte und alle anderen Bauteile gewährt. Das Case trägt außerdem dazu bei, dass das Fairphone 2 ordentlich etwas einstecken kann: selbst Stürze aus einer Höhe von 1,85 Metern sollen dem Gerät nichts anhaben. Hébert demonstrierte dies auch ohne zu zögern vor anwesender Presse.
Das Fairphone 2 ist mit seinem Preis von 525 Euro zwar wesentlich teurer als das erste Fairphone, für das nur 300 Euro verlangt wurden, dafür erhält man aber ein Gerät, bei dem auf möglichst faire Produktionsbedingungen, Transparenz, Erze aus konfliktfreien Regionen, Nachhaltigkeit und Robustheit geachtet wurde. Vielleicht ist nicht so hübsch und schlank wie ein iPhone, ein Samsung-Smartphone oder das Smartphone eines anderen Herstellers. Dafür kann das Fairphone 2 als ein Statement angesehen werden, mit dem aufgezeigt wird, dass es möglich ist Smartphones herzustellen, die kein reines Wegwerfprodukt sind und der Konsument sogar selbst Hand anlegen kann. Dass eine fairere und nachhaltige Herstellung von Produkten teurer ist, dürfte wohl jedem klar sein.
Der Autor hält Samsung-Produkte für schick und dünn?! Öhm… die letzten 10 Jahre verpennt?!
Ich bin der Meinung, dass zu einem Fairphone auch ein wirklich offenes Betriebssystem gehört. Das mit Android ist noch nicht ganz ideal. Schön das sie daran arbeiten, aber so lange ist es keine Option für mich, denn für so einen Preis muss auch das OS stimmen. Und ich denke, dass ich da nicht der einzige bin.
Und das ist letztlich ja eben auch eine Frage der Nachhaltigkeit. Wenn ich zum Release die Hardware möglichst aktuell, hochwertig und leistungsfähig habe, dann kann ich im Laufe der Zeit dazu beitragen das es auch so bleibt indem ich darauf abgestimmte und immer angepasste Software anbiete. So würde sich der Aktualisierungszyklus eines kompletten Smartphones vielleicht ausdehnen lassen.
Aber das ist dann halt auch eine Frage der App-Anbieter. Sind diese fähig, dann kann mit etwas veralteter Hardware trotzdem noch eine gut konstruierte App laufen ohne große Ressourcen zu verbrauchen. Allemal gewisse Standard-Anwendungen müssten auch noch auf einem zehn Jahre alten Smartphone laufen.
Da stimme ich dir sofort zu! Allerdings würde ich nicht auf ressourcenärmere Apps hoffen, das ist allein schon von Anwenderseite aus gar nicht gewollt. Es wird immer das ausgeschöpft was möglich ist.
Für das Fairphone hätte ich am liebsten ein open source OS ohne (Google-)Account Zwang und dennoch reichlich Apps. Leider ist das Universum in iOS und Android aufgeteilt. So final das auch klingen mag, kein anderes OS wird mittelfristig aufholen und eine Marktmacht erreichen die es interessant für Entwickler macht.
Insofern macht Fairphone momentan den richtigen Schritt und wendet ein OS an, dass die meisten kennen und gerne nutzen um nicht zu speziell und zu sehr in der Nische zu sein. Eine Innovation bei dem Produkt reicht auch. Selbst wenn die meisten typischen links/öko/grün Fairphone Käufer ein weniger Tracking hungriges OS bevorzugen würden, würden sie sicher dafür nicht die App Vielfalt aufgeben.
Stürze aus einer Höhe von 185 Metern wird es wohl nicht überleben. Macht da mal ein Komma oder ein Zenti- rein.