Norwegens Finanzminister twittert nicht: Dienst verifiziert angebliches Konto trotzdem

Wie das norwegische Tech-Magazin NRK Beta zuerst berichtet hat, geht die Verifizierung eines Fake-Accounts, der sich als jener des norwegischen Finanzministers Trygve Slagsvold Vedum ausgegeben hat, nicht zulasten Twitters. Vielmehr soll der Fehler im Büro des Premierministers (der in Norwegen als Statsminister bezeichnet wird) und bei der norwegischen Sicherheitsbehörde NSM passiert sein.

Eindeutig offiziell: dieser Fake-Account. (Screenshot: NRK Beta / Twitter)
Trotz vorheriger Fakes erkennen Behörden Fake nicht
Dort war man für die Überprüfung der Social-Media-Konten von Politikern nach den letzten Wahlen zuständig. In beiden Organisationen war der gefälschte Account indes nicht aufgefallen, sondern wurde offiziell gegenüber Twitter bestätigt, die daraufhin die Verifizierung vorgenommen hatten.
Dabei hätte es Anhaltspunkte gegeben, die die Behördenmitarbeitenden hätten stutzig werden lassen sollen. Immerhin hatte der Fake-Vedum Tweets verschickt, die sich gegen die Politik seiner eigenen Partei richten. Zudem waren seit seiner Amtseinführung im September dieses Jahres bereits mehrere gefälschte Konten aufgetaucht. Das hatte das Finanzministerium sogar veranlasst, per Tweet zu erklären: „Wir möchten darauf hinweisen, dass Finanzminister Trygve Slagsvold Vedum keinen privaten Twitter-Account hat. Konten, die in seinem Namen erscheinen, sind daher gefälscht und werden gemeldet.“
Dennoch erhielt der Fake-Vedum das Signum des Büros des Statsministers, was dessen Kommunikationsprofis jetzt bedauern. „Leider gab es einen Fehler bei der Überprüfung, der dazu führte, dass ein gefälschtes Konto verifiziert wurde“, bestätigte Kommunikationschefin Anne Kristin Hjuske gegenüber NRK Beta. „Das Konto wurde jetzt entfernt und wir haben sichergestellt, dass keine weiteren gefälschten Konten verifiziert wurden. Außerdem überprüfen wir derzeit unsere Melderoutinen, um sicherzustellen, dass so etwas nicht wieder vorkommt.“
Twitter kann nix dafür
Bei NRK Beta freut sich Journalist Ståle Grut über den Recherche-Erfolg, der das Tech-Magazin in die internationale Berichterstattung katapultiert hat. „Wie aus dem Nichts taucht eines dieser gefälschten Konten als verifiziert auf“, so Grut gegenüber The Verge. „Es scheint, dass jemand im Büro des Premierministers, der die Verifizierung koordiniert, auf das Konto hereingefallen ist und es schließlich zusammen mit den anderen neu ernannten Ministern, die jetzt auch alle verifiziert sind, an Twitter geschickt hat.“
Bei Twitter darf das Versehen gelassen gesehen werden. Dem Dienst kann kein Vorwurf gemacht werden. Zwar gab es in der Vergangenheit immer wieder Kritik am Verifizierungsverfahren, in diesem Fall aber hatte der Dienst keine Möglichkeit, den Fake zu erkennen – er war schließlich hoheitlich testiert.