Dokumente zeigen, wie schnell Angestellte wieder Amazon verlassen – Konzern betont Bemühungen
Acht Milliarden Dollar kostet Amazon die hohe Fluktuation jährlich. Das geht aus internen Dokumenten hervor, die jemand Engagdet zugespielt hat. Das Magazin stellt dem die Gewinnsumme des Konzerns gegenüber: 33,36 Milliarden Dollar waren das 2021. Den Papieren zufolge bleibt nur ein Drittel der neu eingestellten Mitarbeiter:innen länger als 90 Tage. Nun hat Amazon mit einer Stellungnahme reagiert und betont, mit welchen Mitteln das Unternehmen zu einem bevorzugten Arbeitgeber werden will.
Mit agilem Recruiting die richtigen Talente finden und binden – in unserem Guide erfährst du, wie es geht!
Höchste Fluktuationsrate liegt bei über 80 Prozent
Der E-Commerce-Marktführer trennt dabei bedauerliche und nicht bedauerliche Fluktuation. Dabei ist die Anzahl derjenigen, die das Unternehmen freiwillig wieder verlassen, rund doppelt so hoch.
Der Bericht weist darauf hin, dass das „auf alle Ebenen und Geschäftsbereiche“ zutreffe. Die Daten des Jahres 2021 zeigen dabei Absprungquoten zwischen 69,5 Prozent und 81,3 Prozent. Das deute auf ein „ausgeprägtes Problem der Mitarbeiterbindung“ hin.
Vom Lager bis zur Chefetage
Ein Bericht der New York Times im Juni legte dar, dass die Fluktuationsrate der stündlich beschäftigten Mitarbeiter:innen bei 150 Prozent liege. Das betreffe Lagerhäuser und andere Fullfillment-Einrichtungen. Das Wall Street Journal nannte 100 Prozent – ebenfalls weit über Branchenschnitt.
Interne Memos befürchten, dem Unternehmen gehen speziell in bestimmten Großstadtregionen die Leute aus, die bereit sind, dort zu arbeiten. Nach den neuen Dokumenten betrifft der Schwund auch Manager:innen.
Grund für Weggang: Karriereentwicklung
Eines der Papiere analysiert die Auslöser für das Problem. Dort steht etwa: „Der Hauptgrund für das Ausscheiden von Führungskräften ist die Karriereentwicklung und die Beförderung.“ Darin liegt auch der zweithäufigste Grund für das Ausscheiden von Mitarbeiter:innen ohne feste Anstellung.
Amazon erschwert demnach aktiv interne Beförderungen. So soll der Konzern den Aufstieg für stundenweise Beschäftigte absichtlich einschränken und sie gegen frische Hochschulabsolvent:innen ausspielen. 39 Prozent der Führungskräfte seien solche Mitarbeiter:innen, während nur 4 Prozent der Lagerverwaltungsassistent:innen zu Bereichsleiter:innen aufsteigen.
Schulungen verbrennen Geld
Ein weiteres Dokument beschäftigt sich mit dem Lern- und Schulungssystem Consumer Talent Strategy, Management and Devolopment (CTSMD). Die 97 Programme mit ihren rund 2.000 Lernmodulen schneiden miserabel ab: teuer, wirkungslos, ohne angemessene Überwachung. Bereits letztes Jahr habe man festgestellt, dass sich eine Auswirkung auf Geschäftszahlen nicht herleiten lasse. Viele der Programme ließen sich zudem einfach durchklicken.
Die CTSMD-Abteilung kostet das Unternehmen im Jahr 2022 voraussichtlich rund 90 Millionen Dollar. Die Zeit der Manager:innen auf die Schulungsstunden umgerechnet, kommen über 715 Millionen Dollar hinzu. Und das vor dem Hintergrund, dass die Schulungen ein integraler Bestandteil des Aufstiegs bei Amazon sind – und genau dieser Punkt zu den Hauptgründen der hohen Fluktuation gehört.
Amazon: Wir wollen bevorzugter Arbeigeber werden
Amazon hat auf die internationale Berichterstatttung reagiert. Eine Sprecherin des Unternehmens verkündete: „Als Unternehmen sind wir uns bewusst, dass es unsere Mitarbeiter sind, die tagtäglich zu unserem Erfolg beitragen. Aus diesem Grund bewerten wir ständig, wie wir uns schlagen und wie wir uns verbessern können. Fluktuation ist etwas, mit dem alle Arbeitgeber konfrontiert sind, aber wir wollen alles tun, um Amazon zu einem bevorzugten Arbeitgeber zu machen. Dies erreichen wir durch gute Bezahlung, umfassende Sozialleistungen, einen sicheren Arbeitsplatz und solide Schulungs- und Ausbildungsmöglichkeiten, die effektiv sind und sich ständig verbessern.“