Der Laie staunt und der Fachmann wundert sich. Fossil hat am Montag den Nachfolger der Gen5 unter der Bezeichnung Gen6 vorgestellt. Gerade im Vergleich zum Vorgänger, der zu den wettbewerbsfähigeren Wear-OS-Smartwatches zählte, hat sich auf der Hardware-Seite einiges zum Besseren verändert. Allerdings müssten alle Kaufinteressenten einen echten Wermutstropfen goutieren.
Fossil traut sich was: Neue Smartwatch mit altem OS
Die Gen6 wird nämlich nicht – wie die Samsung Galaxy Watch 4 – mit dem neuen Wear OS 3, dem Betriebssystem, das Google und Samsung gemeinsam (weiter)entwickelt haben, ausgeliefert. Stattdessen bleibt die Gen6 auf dem Wear OS 2, das zuletzt im September 2019 ein Update auf 2.9 erhalten hatte. Fossil verspricht zwar, Wear OS 3 für die Gen6 auszuliefern, sobald die Freigabe von Google dafür vorliegt.
Google hatte aber vage von 2022 gesprochen. Mit einer allgemeinen Verfügbarkeit für Smartwatch-Hersteller ist wohl erst in der zweiten Jahreshälfte des kommenden Jahres zu rechnen. Mit anderen Worten: Wer jetzt eine Gen6 kauft, muss im Extremfall noch ein Jahr mit dem alten Wear OS leben. Das ergibt auch angesichts der preislichen Ähnlichkeit zwischen Gen6 und Samsungs Watch 4 kaum einen Sinn.
Schauen wir dennoch kurz auf die Specs, die die Gen6 recht interessant aussehen lassen. Fairerweise muss gesagt werden, dass Fossil aber auch in diesem Bereich nicht an Samsungs 4er-Linie herankommt. Lediglich in einem Punkt hat die neue Fossil die Nase gegenüber der Watch 4 vorne – das ist die Akkuladegeschwindigkeit.
SoC und Akku vielversprechend, sonst eher Standardkost
Fossil verspricht, die Gen6 mit dem mitgelieferten Ladegerät innerhalb von 30 Minuten auf 80 Prozent zu bringen. Das wäre deutlich schneller als bei der Watch 4. Da dauert ein Prozent Akkuinhalt grob eine Minute. Eine schnellere Anfangsladung gibt es nicht. Eine Watch 4 von 0 auf 80 Prozent zu bringen, dauert mithin etwa 80 Minuten. In Verbindung mit der relativ schwachen Ausdauer, die kaum mehr als einen Tag bietet, hat das den Verfasser dieses Beitrags schon des Öfteren zu unflätigen Ausdrucksweisen inspiriert. Der Gen6 hingegen würden – morgens nach dem Schlaftracking auf den magnetischen Ladepuck gelegt – die typischen 30 Minuten Badezimmer genug Ladezeit für einen Arbeitstag bringen.
Als SoC (System-on-a-Chip) wird Fossil den Qualcomm Snapdragon 4.100 Plus verwenden. Damit wäre die Gen6 die erste Smartwatch, die die Plus-Variante der im Juni 2020 vorgestellten 4.100er-Reihe verwendet. Der Unterschied zwischen 4.100 und der Plus-Variante liegt darin, dass die Plus-Variante den Always-on-Coprozessor C1110 mitbringt, der Hintergrundaufgaben erledigen kann, für die die volle Leistung des Haupt-Prozessors Snapdragon M429w nicht benötigt wird. Das betrifft die Steuerung des Always-on-Displays und Daueraktivitäten wie die Schrittzählung oder die kontinuierliche Pulsmessung.
So spart der 4.100 Plus Strom und erfreut mit gefühlt höherer Responsivität bei Nutzerinteraktionen, etwa beim Aufwecken des Displays bis zur Eingabebereitschaft. Benchmarks hatten gezeigt, dass die 4.100er SoC sowohl den Exynos-Chip der Samsung Galaxy Watch 3 wie auch den S6-Chip aus der Apple Watch 6 hinter sich lassen können. Bei der Akkulaufzeit soll die Gen6 erstmals problemlos 24 Stunden schaffen. Wie bisher schon gibt es verschiedenen Akkumodi, die im Extremfall auch mehrere Tage Laufzeit gewährleisten können.
Fossil Gen6 wird mild leistungsfähiger
Wie schon bislang bringt Fossil die Smartwatch in zwei Größen, als Damenversion mit 42 Millimeter und als Herren-Edition mit 44 Millimeter Gehäusegröße, und in drei Farbvarianten sowie zu Preisen zwischen 299 und 329 Euro auf den Markt. Das Gehäuse besteht nebst Tasten und Lünetten komplett aus Edelstahl. Der Touchscreen bleibt mit 1,28 Zoll relativ klein. Das Gehäuse ist leider nur bis drei ATM wassergeschützt. Zwar behauptet der Hersteller, das reiche zum Schwimmen, tatsächlich geht echte Schwimmtauglichkeit aber erst bei zehn ATM los.
Neben den typischen Sensoren wie Beschleunigungsmesser, Gyroskop, Kompass, Höhenmesser, Infrarot- und Umgebungslichtsensoren bringt die Gen6 eine verbesserte Version des Herzfrequenzsensors bisheriger Versionen mit. Ganz neu ist der SpO2-Sensor, der die Blutsauerstoffsättigung auf Anforderung und während des Schlafes messen kann. An Funkmodulen bringt die Gen6 Bluetooth 5, WLAN, NFC und GPS mit. Das entspricht gängigem Standard und klingt erst einmal konkurrenzfähig. Tatsache ist indes, dass Samsungs Watch 4 mit dem neuen Bio-Active-Sensor all das auch bietet, aber zusätzlich noch Blutdruck und die Körperzusammensetzung messen sowie ein Ein-Kanal-EKG abnehmen kann. Preislich beginnt die Samsung-Serie bei 269 Euro. Das bedeutet indes nicht, dass die Watch 4 frei von Kritik wäre.
Neben den Fossil Gen6 wird es wieder eine Variante von Michael Kors geben. Deren Verfügbarkeit ist noch völlig unklar. Die Fossil Gen6 kann ab dem 20. September 2021 vorbestellt werden. Schon jetzt könnt ihr euch auf der Website zum Produkt in einen Newsletter eintragen, der euch bei Verfügbarkeit erinnern will.