Eine App, die deine Fotos sortiert und taggt: Warum EyeEms neueste Entwicklung ein großer Wurf sein könnte
Soviel direkt vorweg: The Roll von eyeEm ist aktuell nur für iOS erhältlich. Das ist allerdings für Android-Nutzer kein Problem, denn viele der Funktionen, die die App ausmachen, finden sich in ähnlicher Form in der App „Google Photos“. Wenn ihr generell auf der Suche nach Foto-Apps seid, empfehlen wir Androiden unseren Artikel „Foto-App: 30 kostenlose Helfer für Android“ und iOS-Nutzern den Beitrag „Knipsen mit iOS: Die 75 besten Foto-Apps für iPhone und iPad“.
The Roll: Foto-App greift iOS-Camera-Roll an
eyeEm will mit The Roll eins der Probleme lösen, mit denen Apple seit Jahren kämpft: Die Camera-Roll von iOS versucht zwar, Fotos nach Datum und Geolocation zu gruppieren, aber das reicht besonders bei Foto-Archiven mit mehreren Tausend Bildern nicht aus.
The Roll setzt deshalb auf künstliche Intelligenz, um eure Fotos zu analysieren, sie zu taggen, zu gruppieren und ihre Qualität zu bewerten. Das Ziel: Ihr sollt schneller das Foto finden, das ihr sucht. Das wird erreicht, indem die App ähnliche Fotos gruppiert und euch jeweils nur das dem Algorithmus nach beste Bild sowie die Anzahl ähnlicher Fotos anzeigt. In der Detail-Ansicht bekommt ihr dann die Qualität als Score, automatisch vergebene Keywords und Informationen zu Verschlusszeit, Blende und ISO angezeigt.
Die initiale Erfassung eurer Camera-Roll in The Roll kann je nach Umfang eures Foto-Archivs dauern. Wir haben das Ganze mal auf einem iPhone 6 und einem iPhone SE getestet. Während das iPhone SE 160 Fotos in rund einer Minute sortiert, gruppiert und vertaggt hat, benötigte das iPhone 6 für rund 4.000 Bilder grob 90 Minuten. Besonders bei den letzten 20 Bildern hakte es etwas, denn für die benötigte die App eine geschlagene halbe Stunde. Also: Am Ende nicht wundern, sondern geduldig sein.
Foto-App mit beeindruckender Bilderkennungs-Software
Mit Hilfe der Bilderkennung von The Roll vergibt die Foto-App nicht nur Tags, sondern auch einen Score, der die Qualität jedes Bilds auf einer Skala von 0 bis 100 festlegt. Das funktioniert erstaunlich gut – besonders in Hinblick auf die Tags. Das erleichtert das Auffinden von Fotos ungemein, denn seien wir mal ehrlich: Wer Hunderte oder Tausende Fotos auf seinem iPhone hat, verzweifelt schnell beim ewigen Scrollen, wenn mal ein bestimmtes Bild gesucht wird.
Auch bei der Beurteilung der Qualität einzelner Fotos macht die App einen recht soliden Eindruck, auch wenn das Ganze noch nicht perfekt ist – immerhin ist Ästhetik eine ziemlich subjektive Größe. Auch wenn The Roll öfter mal daneben liegt, wenn es um das beste Foto einer Gruppe ähnlicher Bilder geht, ist die Funktion zumindest beim Aussortieren schlechter Kandidaten aber brauchbar. Unterbelichtete oder verwackelte Fotos landen direkt am Ende der jeweiligen Liste.
Kostenlose Foto-App nicht ganz uneigennützig
Dass EyeEm seine neue App kostenlos anbietet, dürfte nicht ganz uneigennützig sein. Das Unternehmen hofft sicher, dass Nutzer besonders wegen des Quality-Scores mehr Fotos auf EyeEm und insbesondere auf den Marktplatz der Plattform hochladen.
Automatische Bilderkennung von der Konkurrenz
Auch wenn die Bilderkennung und andere Features von The Roll einen guten Eindruck hinterlassen, ist das alles nichts Neues. Auch Google bietet ähnliche Features in seinen Foto-Apps an, bei denen die besten Fotos automatisch erkannt, in Alben sortiert und mit Tags versehen werden.
Auch Facebook zeigt sich in diesem Bereich umtriebig. Mit der Moments-App werden Fotos organisiert und die Gesichtserkennung funktioniert mittlerweile auch recht zuverlässig. Insgesamt vereinfachen diese und ähnliche Technologien das Leben von Profi- und Hobby-Fotografen erheblich – besonders bei großen Foto-Bibliotheken.