Anzeige
Anzeige
Kolumne
Verpasse keine News mehr!

Wissen ist Macht? Warum Fragen im Job wichtiger denn je sind

„Wer nicht fragt, bleibt dumm!“ Das wissen wir seit der Sesamstraße. Dennoch fällt es uns im Job bisweilen schwer, auch mal nachzufragen. Warum das ein Fehler ist.

4 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige
Es gibt keine dummen Fragen. (Foto: PeopleImages.com - Yuri A / Shutterstock)

Zwei Typen von Menschen verhindern jede Innovation, jeden Fortschritt: Die, die sich nicht trauen, zu fragen. Und die, die schon alles wissen. Beide wurden als Kinder zu ihrer Haltung erzogen. Und beide strahlen eine Selbstverständlichkeit aus, die jeden Ansatz zur Veränderung vergiftet.

Anzeige
Anzeige

Doch wir benötigen mehr Fragen. Wir benötigen Menschen, die solche Dinge sagen:

  • Ich kenne die Unternehmensgeschichte von Telefunken nicht. Was meinst du damit, dass es bei uns ähnlich laufen könnte?
  • Wie funktioniert eigentlich eine KI?
  • Ich habe heute noch gar keine Nachrichten gelesen, kannst du mir Kontext geben?
  • Du, wenn ich ehrlich bin, verstehe ich den Zusammenhang zwischen Atomenergie und Klimaerwärmung nicht so richtig. Kannst du mir das erläutern?

Und so weiter. Doch warum fällt diese Neugierde so schwer?

Anzeige
Anzeige

Der Fluch der Souveränität

Zwei Gründe halte ich für zentral. Der eine liegt darin, wie Menschen ausgebildet werden. Der andere liegt darin, wofür sie Aufmerksamkeit und Anerkennung bekommen. Beginnen wir mit der Ausbildung.

Je nach Ausbildungsstätte passiert es, dass die „oben“, die mit den Antworten sind, und die „unten“, die mit den Fragen. Ist es umgekehrt, dann werden Fragen zur Prüfung des Wissens verwendet – und das kann unangenehm sein. Wer nicht alle Antworten hat, ist der Erniedrigung ausgesetzt. Das knüpft direkt daran an, dass Neugierde früher mal etwas Schlechtes war – auch wenn niemand sagen konnte, warum. Dass das niemand sagen konnte, ist wieder ein Teil des Problems. Doch wenn Neugierde lange genug unangenehm ist, dann hören Menschen auf zu fragen.

Anzeige
Anzeige

So baut sich innerlich die Haltung auf: Ich bin sicher vor Kritik und Erniedrigung, wenn ich alle Antworten habe. Und natürlich hat niemand alle Antworten. Also hilft nur eins: Souveränität. Und Souveränität bedeutet im Kern, Hoheitsrechte auszuüben – unhinterfragt Meinungen und Dinge, die man sich gerade plausibel ausgedacht hat, als Tatsachen zu benennen, gehört dazu. So wird das „ich habe es geschafft“ zu einem Fluch.

Antworten als Zwangsstörung

Natürlich gilt der Grundsatz, dass jede Frage eine interessante Frage ist. Anders gesagt: Es gibt keine dummen Fragen. Und doch ist jede Frage immer eine Selbstoffenbarung im Sinne des Psychologen Friedemann Schulz von Thun: Ich weiß das nicht, bitte sag mir das. In der Beziehung kann sie sogar eine Unterordnung sein: Ich weiß es nicht, ich vertraue darauf, dass du es weißt.

Anzeige
Anzeige

Das bringt uns zu den Fachexperten. Sie werden dafür angeheuert, dass sie Dinge können und wissen. Sie dürfen bei ihrer Arbeit neugierige Fragen stellen, das müssen aber gute, informierte Fragen sein. Sie müssen außerdem auch Antworten haben, Erfahrung, Wissen. Diese Haltung schleift sich bald überall ein. Der Druck in hohen Fachpositionen verändert Menschen. Irgendwann ist man es so gewohnt, dass es schwerfällt, dem eigenen Kind zu sagen, dass man eigentlich keine Ahnung hat, was genau in den Kondensstreifen am Himmel so drin ist (habe nachgeschaut: Eiskristalle, dann Wassertropfen). Also sagt man „Abgase“, was jetzt im Kern nicht falsch ist, aber doch ein falsches Bild erzeugt. Antworten als Zwangsstörung.

Am Ende ist die Selbstverständlichkeit des Auftritts der Faktor, der zum Scheitern führt. Denn wo keine Neugierde ist, da wird kein Wissen hinzugefügt. Und irgendwann reicht das, was man hat, einfach nicht mehr aus. Bis einer mal die Frage aller Fragen stellt: „Hä?“ – und alle in der Runde merken, dass niemand tief genug in der Materie steckt, um groben Unfug zu verhindern.

Neugierde: Fragen macht Freunde

Das Verrückte an dieser Kultur des Wissens ist, dass wir durch Fragen sympathischer wirken. Kompetent wirkt man durch gute Fragen, hört man immer. Aber ganz ehrlich: Wenn ich zugebe, dass ich leider die Koalitionsverhandlungen aus dem Blick verloren habe, dann wirke ich nicht kompetent, sondern ignorant. Und manchmal ist das okay.

Anzeige
Anzeige

Wer zugibt, etwas nicht zu wissen, nicht zu verstehen, nicht verfolgt oder noch nie davon gehört zu haben, der offenbart damit aber etwas, dass alle anderen Menschen teilen: Wir wissen nicht all die Dinge, die wir gern wissen wollen. Wir wissen auch nicht all die Dinge, die wir gefühlt wissen sollten. Und das geht allen anderen auch so. So kann uns unsere Neugierde verbinden: „Du hast das verfolgt? Großartig! Kannst du mich auf Stand bringen? Danke!“

Es ist dabei noch nicht einmal nötig, sich zu rechtfertigen. Ich weiß, dass du so viel mit der Familie, dem Job, der Konferenz, den Erkältungen und whatever um die Ohren hattest. Die Menschen um dich herum wissen das auch. Deine Neugierde gibt ihnen die Bühne, das Wissen, in das sie Zeit und Energie investiert haben, zu reproduzieren. Fragen macht Freunde. Und schlauer macht es auch.

In eigener Sache: In unserem t3n-Guide lernst du, Klarheit über die eigenen Prioritäten zu erlangen und fokussierte Entscheidungen zu treffen. Lerne mit unseren Praxisguides mehr für deinen Job! Hier geht’s zum Shop!

Neue Arbeitswelt: 9 (+1) deutschsprachige Podcasts zum Folgen

Neue Arbeitswelt: 9 (+1) deutschsprachige Podcasts zum Folgen Quelle:
Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Kommentare

Community-Richtlinien

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Kommentar abgeben

Melde dich an, um Kommentare schreiben und mit anderen Leser:innen und unseren Autor:innen diskutieren zu können.

Anmelden und kommentieren

Du hast noch keinen t3n-Account? Hier registrieren

Anzeige
Anzeige