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Frauen, das vorsichtige Geschlecht? Ein Aufruf zu mehr Boldness

Zahlen zeigen, dass Frauen oft die erfolgreicheren Investorinnen und Gründerinnen sind. Trotzdem sind ihre Projekte schlechter finanziert. Im Finale der Gründerinnen-Schau Create F gab es diese Woche für keines der zehn Teams ein Investment, was das Funding-Gap live und in Farbe zeigt. Was tun?

Von Insa Schniedermeier
4 Min.
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Das Team von „Create F – The Female Founders Show“. (Foto: Create F)

Schon mal vom Funding-Gap gehört? Das Funding-Gap bezeichnet die ungleiche Verteilung von Finanzierungen für Gründer und Gründerinnen. Laut dem Female Founders Monitor 2020 haben in Deutschland im untersuchten Zeitraum nur 5,2 Prozent der Gründerinnen-Teams Venture-Capital-Finanzierungen von einer Million Euro oder mehr erhalten. Bei den Männer-Teams dagegen waren es 27,8 Prozent. Insgesamt bekamen Gründerinnen-Teams nur acht Prozent des insgesamt investierten Geldes. Dabei generieren Startups, die von Frauen geführt werden, einen um 35 Prozent höheren Return on Investment (RoI) als ihre männerdominierten Äquivalente.

Geben Frauen Frauen mehr Geld?

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Da die Risikokapitalbranche noch immer von Männern dominiert wird, könnte man schlussfolgern, dass Männer anderen Männern einfach lieber Geld geben als Frauen. Im Umkehrschluss könnte das bedeuten, dass Frauen anderen Frauen lieber Geld geben, so wie es oft vermutet und medienwirksam propagiert wird.

Doch leider scheint das zumindest in Deutschland – noch – nicht so zu sein, wie das aktuelle Finale der Gründerinnen-Show Create F zeigt. Keines der zehn teilnehmenden Gründerinnen-Teams konnte sich darin von den teilnehmenden Investorinnen ein Investment sichern. Am Ende gingen die Frauen mit Sachpreisen wie Coachings oder Features in Blogs und Podcasts nach Hause. Was schön ist, aber wie heißt der Spruch? „Nur Bares ist Wahres.“

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Als Investorinnen waren unter anderem Gesa Miczaika und Bettine Schmitz dabei. Sie haben im November mit dem Auxxo Female Catalyst den ersten VC-Fonds mit Fokus auf weibliche Gründer:innen-Teams gestartet. Reine Männerteams bekommen von den beiden kein Geld. 15 Millionen Euro an Kapital konnten die beiden dafür mobilisieren. Warum bekam von den Create-F-Teilnehmerinnen niemand etwas davon ab?

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„Create F gibt Zugang zu Wissen von Investor:innen und zeigt Gründerinnen ganz am Anfang ihrer Reise – daher gab es auch von Auxxo kein Investment, da wir zu einem späteren Zeitpunkt investieren“, äußert sich Bettine Schmitz per Mail.

Create F – und jetzt?

Am Telefon verrät die Gründerin Franziska Pohlmann, dass sie ambivalente Gefühle zum Finale hat. Einerseits sei sie wahnsinnig stolz und dankbar dafür, was sie mit Create F in der kurzen Zeit alles erreicht hat und welch starkes Netzwerk an tollen Frauen dadurch entstanden ist.

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Franziska Pohlmann on Set. (Bild: Create F)

Franziska Pohlmann am Set. (Bild: Create F)

Andererseits war auch sie überrascht und ein wenig enttäuscht davon, dass es am Ende kein Cash gab. Sie sagt: „Am Anfang von Create F stand für mich ganz klar die Vision, dass alle Gründerinnen bis zum finalen Pitch Investment-ready sind und dementsprechend mit einer Finanzierung die erste Staffel verlassen. Hard Cash hat für mich auch etwas mit Boldness, Selbstverständnis und Wertigkeit von weiblichen Unternehmensvorhaben zu tun.“

Auch Pohlmann erklärt sich die ausbleibenden Investments damit, dass die Gründerinnen noch zu sehr am Anfang stünden, teils seien sie nur mit einer Idee gestartet. Für sie hätte in erster Linie Netzwerk- und Mentoring-Bedarf bestanden, um ihre Projekte überhaupt lebensfähig und skalierbar zu machen. Insgesamt fällt ihr Fazit über die erste Staffel positiv aus: „Wir haben mit der Sendung einen MVP für ein neues Sichtbarkeitsformat geschaffen – da wird noch einiges kommen.“

Sind Frauen einfach vorsichtiger?

Das Problem könnte darin liegen, dass Frauen im Vergleich zu Männern als risikoscheuer gelten. Ihre Entscheidungen sind oft überlegter und die eingegangenen Risiken kalkulierter. Das macht sie mittel- bis langfristig zu besseren Investorinnen und erklärt auch die deutlich höheren RoI-Zahlen. Man könnte sagen:

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Wenn Frauen gründen oder investieren, dann richtig!

Eine bolde Gründerin, die für viele in der Szene als Role-Model gilt, ist Amorelie Co-Gründerin Lea-Sophie Cramer. 2013 konnte sie für ihr Startup eine Seed-Finanzierung im siebenstelligen Bereich einsammeln. Interessanterweise wurde aber auch hier zunächst zu tief gestapelt: „Nach Szene-Gerüchten hat Amorelie für unter 800.000 Euro gepitcht. Gegenüber Gründerszene ließ Amorelie-Gründer Sebastian Pollok verlauten, dass die Finanzierungsrunde dennoch im siebenstelligen Bereich ausfiel, da das Investoreninteresse entsprechend groß war“, schrieb Business Insider.

Aus meinem eigenen Alltag kann ich ein Beispiel nennen, bei dem ich deutliche Geschlechterunterschiede zwischen Männern und Frauen wahrnehme: Gefühlte 90 Prozent der E-Mails mit Pitches zu Startups und Unternehmensnews, die ich per Mail oder Linkedin bekomme, kommen von Männern. Wenn ich nach dem ersten Mal nicht antworte, schreiben sie mir noch einmal. Beim dritten Mal schicken sie mir direkt ungefragt Terminvorschläge mit. Frauen fragen, wenn überhaupt, meist nur einmal. Man möchte ja niemandem auf die Nerven gehen.

Liebe Frauen, traut euch mehr!

In punkto Funding-Gap wird eine höhere Frauenquote in der VC-Landschaft sicherlich auch zu mehr Risikokapital für Gründerinnen führen. Doch darauf zu warten macht alleine keinen Sinn. Auch Gründer:innen selbst haben es zumindest zum Teil selbst in der Hand, das Gap zu schließen, nämlich indem sie mutiger und bolder werden und einfordern, was sie verdienen. Mein Fazit daher: Liebe Frauen, fordert mehr. Seid lauter. Dreister. Aggressiver. Und geht den Investor:innen und der Presse mehr auf die Nerven. Männer machen es schließlich genauso. Das ist doch ein schöner Vorsatz fürs neue Jahr.

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