Frischer Wind für den PC-Markt: Nvidia und Mediatek entwickeln ARM-Prozessoren für Desktops und Notebooks
Im Zuge der CES hatte Nvidia mit dem winzigen Supercomputer „Project Digits“ für den Schreibtisch für Aufsehen gesorgt. Der 3.000 US-Dollar teure Mini-PC mit hauseigenem GB10-Chip richtet sich zwar an KI-Entwickler:innen und Forschende. Doch Nvidia hat im Nachgang noch weitere Pläne angekündigt.
Nvidia und Mediatek arbeiten an ARM-Chips für PCs
Nvidia-Konzernchef Jensen Huang macht in Interviews deutlich, dass „Project Digits“ in gewisser Weise nur der Anfang sei. Denn der Konzern wird zusammen mit Mediatek auch Desktop-Chips entwickeln und diesen Hardware-Partnern für Consumergeräte anbieten.
Auf die Frage eines Analysten während einer Investorenpräsentation sagte Huang, dass Nvidia mit Mediatek kooperiere, um eine energieeffiziente CPU mitzuentwickeln, die auf breiterer Basis verkauft werden könne: „Jetzt können sie uns das zur Verfügung stellen, und sie können es für sich behalten und den Markt bedienen. Es war also eine große Win-win-Situation“, ergänzte Huang, wie Reuters berichtet.
Wie die Chip-Pläne Nvidias und Mediateks konkret aussehen und wann mit den ersten Produkten gerechnet werden kann, verrät Huang nicht. Der Nvidia-Chef sagte lediglich, man wolle den „Chip mit all den Dingen unterstützen, die wir tun, um professionelle und hochwertige Software zu unterstützen, und die PC-(Hersteller) werden es den Endbenutzern zur Verfügung stellen“.
Nvidia setzt beim GB10-Chip auf aktuelle ARM-Kerne
Auch wenn Nvidia sich zurückhält, dürfte der Entwickler bei dem PC-Chip ähnlich verfahren wie beim GB10. Denn wie der Chiparchitekt ARM in einer Pressemeldung zum Project Digits verrät, benutzt Nvidia bei der Grace-CPU keine Custom-Kerne. Stattdessen kommen darin jeweils zehn Arm Cortex-X925 und Cortex-A725-CPU-Kerne zum Einsatz. Diese wurde im Mai 2024 eingeführt und ist die derzeit aktuellste Generation.
Diese ARM-Cores setzen Nvidias Partner etwa schon im aktuellen High-End-Chip Dimensity 9400 und dem Oberklasse-SOC Dimensity 8400 ein. Der 9400 kommt beispielsweise in Oppos aktuellem Top-Smartphone Find X8 Pro zum Einsatz.
Bei der GPU der Consumer-Chips wird Nvidia sicher nicht auf die Blackwell-Profi-GPU, sondern könnte stattdessen eine angepasste GeForce-Grafik entwickeln.
Nvidia und Mediatek: Neue Konkurrenz für Intel, AMD und Qualcomm
Die Pläne der beiden Chipspezialisten dürften den PC-Markt womöglich noch stärker beflügeln und die alteingesessenen Player wie Intel und AMD, die noch auf die x86-Architektur bauen, weiter unter Druck setzen. Schon auf den Einstieg von Qualcomm mit der Snapdragon-X-Serie in den PC-Sektor wurde unter anderem mit der Gründung einer „x86-Allianz“ reagiert, um die eigene Plattform zu stärken.
Die gemeinsame PC-Chipentwicklung ist nicht das erste Projekt der beiden Unternehmen. Im Automobilsektor arbeiten Nvidia und Mediatek schon länger zusammen: So stecken in Mediateks Dimensity-Auto-Cockpit-Chips Nvidias RTX-GPUs für KI-Aufgaben. Zudem hat Mediatek im Juni 2024 die Integration von Nvidia TAO in sein Neuropilot SDK angekündigt, um so die Entwicklung und den Einsatz von Edge-KI-Anwendungen zu beschleunigen.