Windows Vista, das erste iPhone und selbst die Nintendo Wii – sie alle gehören zu Frutiger Aero, der Tech-Design-Bewegung der 2000er. Rückblickend ist die damalige Gestaltung für einige überfordernd. Doch die Gen Z sieht das anders. Auf Tiktok haben die Videos zum Hashtag #frutigeraero über 416 Millionen Aufrufe. Doch was macht das Design so besonders, dass die Gen Z es derart abfeiert?
Das ist Frutiger Aero
Schon der Windows-XP-Hintergrund Bliss gibt erste Eindrücke, was Frutiger Aero ausmacht. Der Rasen des Bildes ist sattgrün, der Himmel blau, die Welt es schön. Doch Frutiger Aero geht noch einen Schritt weiter. Auch Aqua-Elemente wie Blasen, Wasserspritzer oder Fische und Delfine sind gern gesehen. Schmeißt man all diese Elemente nun in die technischen Designs der 2000er, kommt ein futuristischer Mix zustande, der genau diese Zeit ausmacht.
Besonders bemerkbar macht sich die Ästhetik in der UX-Gestaltung der Betriebssysteme der damaligen Zeit, zum Beispiel beim iPhone. App-Icons stechen durch einen extremen 3D-Look hervor. Jedes einzelne Element besteht nur aus glänzenden Texturen. Auch die Fenster bei Windows Vista sehen fast aus wie glossy Glaskästen. Die gerundeten Ecken machen die Benutzeroberfläche sanfter und leicht futuristisch. Auch das Hintergrundbild mit den intensiven Grün- und Blautönen und den Aurora-Linien schreit förmlich nach Frutiger Aero. Doch das Design-Rabbithole geht noch tiefer.
Das Icon der Youtube-App ist nicht etwa das Logo der Videoplattform, sondern ein Kasten eines alten Retrofernsehers. Der sogenannte Skeuomorphismus ist typisch für die Gestaltung zu dieser Zeit. Unter dem Begriff versteht man die optische Annäherung von digitalen Objekten an bereits real existierende Dinge. Als in den 2000ern die Technik immer mehr in den Mittelpunkt rückte, versuchten Designer:innen, mithilfe von Skeuomorphismus digitale Benutzeroberflächen realitätsnah nachzubauen, um sie verständlicher zu gestalten.
Elemente dieser Art finden sich in fast allen Tech- und UX-Designs der 2000er-Jahre wieder. Laut Sofi Lee vom Consumer Aesthetics Research Institute (Cari), einer Onlinegemeinschaft, die sich mit der Erforschung der visuellen Ästhetik in der Consumer-Culture beschäftigt, geht die Ära der Ästhetik von 2005 bis 2013. Sie prägte den Begriff als Erste, der sich aus zwei wichtigen Elementen der Zeit zusammensetzt: Das Wort Frutiger bezieht sich auf eine gleichnamige Schriftart, die zu der Zeit sehr häufig verwendet wurde. Aero bezieht sich auf Windows Aero, die Standard-Benutzeroberfläche der damaligen Windows-Betriebssysteme Vista und 7.
Die Welt wurde flacher
Anfang der 2010er wurde Frutiger Aero immer unbeliebter und die fröhlichen Delfine und realitätsnahen 3D-Icons wichen immer flacheren Designs. Erst wich 2012 bei Windows das Aero-Design den minimalistischen Kacheln von Windows 8. Auch der Retro-Fernseher von Youtube wurde im selben Jahr verworfen und durch ein einfaches Logo ersetzt. Ein Jahr später wurde das ganze iOS-Design noch einmal eine Spur minimalistischer. Doch seit Kurzem erlebt Frutiger Aero ein Revival. Besonders die Gen Z feiert auf Tiktok das übertriebene Design.
Mehr als Nostalgie
Viele der Gen Z sind mit der Technik und den Elementen dieser Ästhetik aufgewachsen. Stolz präsentieren sie auf X (ehemals Twitter) beispielsweise ihre Frutiger-Aero-Lampen mit blauem Licht und tropischen Fischen, die sich bewegen.
Doch es ist nicht nur die nostalgische Erinnerung an die Kindheit, weshalb die Gen Z so begeistert von der Ästhetik ist. User @trytogoback beschreibt das Design als „frisches Glas Wasser für das Gehirn“. Es sorgt mit den bunten Farben nämlich bei vielen für ein optimistisches Gefühl. Die Natur- und Zukunftselemente erwecken den Anschein einer Zukunft, in der Technik und Natur zusammenarbeiten. Ein weiteres Tiktok-Video fasst die Rückkehr der Ästhetik eher pessimistisch zusammen: „Frutiger Aero ist die Zukunft, die uns versprochen und nie geliefert worden ist.“
Endlich gibt es einen Begriff und sogar eine Bewegung für das, wofür ich seit Jahrzehnten die Trommel rühre.
Verd*mmt sollen sie sein die Propheten und Jünger des geisteskranken Flat Design, allen voran Johny „Brutal“ Ive
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