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Interview

Helpcheck-CEO: „Wer keine Fehler macht, macht oft keine großen Schritte im Berufsleben“

Peer Schulz ist CEO des Legal-Tech-Unternehmens Helpcheck. Hier spricht er mit t3n exklusiv über seine größten Fuckups – und was er daraus gelernt hat.

Von Insa Schniedermeier
3 Min.
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Peer Schulz, CEO von Helpcheck. (Foto: Helpcheck)

Peer Schulz ist Gründer und Geschäftsführer des Düsseldorfer Legal-Tech-Portals Helpcheck. Auf das Thema Legal-Tech sei der Digitalmanager gekommen, als sich vor einigen Jahren durch ein Urteil des Bundesgerichtshofs ein neuer Markt eröffnete, den damals noch niemand bediente. „Solche Möglichkeiten muss man erkennen und schnell handeln“, sagt er.

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So gründete er 2016 zusammen mit Phil Sokowicz das Unternehmen Helpcheck als „Justice-as-a-Service“-Plattform. Heute ist Helpcheck eines der führenden Legal-Tech-Unternehmen in Deutschland. Aber es gab auch Fuckups.

t3n: Herr Schulz, was war Ihr „Biggest Fuckup“ in den letzten Jahren?

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Peer Schulz: Ich muss gestehen, dass wir leider mehr als nur einen großen Fuckup hatten. Zurückgeworfen hat uns beispielsweise, dass wir uns anfangs zu sehr auf die Suche nach potenziellen Investor:innen konzentriert haben. Wir wollten zu schnell zu viel und hatten unsere Hausaufgaben bei der Aufstellung der Plattform nicht gemacht. Im Nachhinein war es unser großes Glück, dass es zu keinem Investor:innendeal in dieser frühen Phase kam, da wir so gezwungen waren, die Stellschrauben im Unternehmen neu zu justieren und das ganze Augenmerk auf die Kund:innen zu legen.

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Können Sie ein weiteres Beispiel nennen?

Ein weiterer Fuckup war, dass wir an einem vermeintlich wichtigen Projekt zu lange festgehalten haben, obwohl sich der erhoffte Erfolg nicht einstellte. Dazu gehören auch Personalentscheidungen, die mit dem Projekt verbunden waren.

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Konkret haben wir lange Zeit die Idee einer Partnerplattform für das B2B2C-Geschäft verfolgt und uns dabei an Strukturen aus dem Private Banking orientiert. Dafür haben wir Personen speziell aus diesem Bereich rekrutiert, wodurch wir uns für unser erstes Rechtsprodukt, den Widerruf fehlerhafter Lebensversicherungen, möglichst viel Know-how versprochen haben. Obwohl der Company-Fit von Anfang an nicht wirklich gegeben war, und auch die Zielvorstellungen immer weiter auseinandergingen, haben wir immer mehr ausprobiert. Wir sind dem Irrglauben aufgesessen, wir könnten uns Netzwerk und Expertise einkaufen und so einen Kickstart hinlegen.

„Wir haben sprichwörtlich versucht, einen Deckel auf einen Topf zu pressen, der einfach nicht passt.“ – Peer Schulz

Wann haben Sie gemerkt, dass da etwas schiefläuft?

Im Nachhinein gab es sicherlich einige Schlüsselmomente, in denen ich einen Schritt zurück machen und den Misserfolg des Projektes hätte sehen können. Aber als wirklich jede Idee, die wir eingeworfen haben, ins Leere verlaufen ist, haben wir gemerkt, dass es so nicht funktionieren kann.

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Wie haben Sie das korrigiert?

Wir haben die Stellen für das Projekt nicht mehr nach dem alten Schema besetzt, sondern geschaut, welche Person wie wir denkt und dieselben Zielvorstellungen teilt. Darauf konnten wir dann viel besser aufbauen, und auch Schwachstellen in der Grundidee ausmachen, um neue Wege einzuschlagen.

Wie stellen Sie sicher, dass das nicht wieder passiert?

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Wir haben bei uns unter anderem neue Zielsysteme eingeführt, um sicherzustellen, dass unser Fokus und Handeln immer messbar und für jede:n transparent ist. Dadurch können wir auch jedes Quartal feststellen, in welchen Punkten wir unterschiedliche Ansichten haben, und wieder den Konsens finden, damit alle auf dasselbe Ziel hinarbeiten.

Ein weiterer Faktor, um bei wichtigen Entscheidungen einen klaren Kopf zu behalten, ist es, auch regelmäßig Einschätzungen von außerhalb des Unternehmens einzuholen. Viele Fuckups entstehen ja im Grunde nur deshalb, weil man im Team eine bestimmte Idee unbedingt zum Erfolg führen will und sich dann zu spät eingesteht, dass die Idee auf diese Art und Weise nicht fliegen kann. Eine kundige Einschätzung von außen kann hier zur rechten Zeit das Verbrennen von Zeit und Geld verhindern.

Wie stehen Sie zum Thema Fehlerkultur insgesamt?

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Wer keine Fehler macht, macht oft keine großen Schritte im Berufsleben. Da wir eine Firma im Wachstum sind, ist es unmöglich, keine Fehler zu machen. Wichtig ist aber, dass wir sie nicht wiederholen. Ich persönlich sehe eine positive Fehlerkultur als enorm wichtigen Teil im Unternehmen an, um jedem Mitarbeiter und jeder Mitarbeiterin die Möglichkeiten zu bieten, sich zu entwickeln. Man muss diese Arbeitsphilosophie allerdings gut vermitteln und sicherstellen, dass alle im Teams dieselbe Idee verfolgen.

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