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Kolumne
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Mitarbeiter sagen ihrem Chef nicht die Wahrheit. Nie.

New Work hin oder her – Mitarbeiter werden an ihren Vorgesetzten keine offene Kritik üben. Warum Führungskräfte das zwingend bedacht haben sollten.

Von Alexandra Vollmer
2 Min. Lesezeit
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Auch wenn inhaltlich alle an einem Strang ziehen, persönlich wird es in einer Hierarchie nie ein Gespräch auf Augenhöhe geben.(Foto: fizkes/Shutterstock)

„Es gibt da dieses Unternehmen“, erzählt Olaf Kapinski, IT-Führungskräfte-Coach und Betreiber des „Leben Führen Podcast“. „Man plant dort eine Organisationsveränderung, im Zuge derer zwei Mitarbeiter perspektivisch befördert werden sollen. Die Fakten sind nicht valide, die Information noch nicht spruchreif.“ Die Führungskraft des Teams, die ein herausragendes Vertrauensverhältnis zu ihren Mitarbeitern habe, trägt die Information dennoch ins Team. Der nächste Schritt: Das Unternehmen sucht schon mal zwei neue Mitarbeiter für die entstehenden Vakanzen. Aus Sicht des Unternehmens ergebe das in puncto Wissenstransfer Sinn, so Kapinski. Es werde jedoch nicht funktionieren …

Heimlich Dämonen im Kopf

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Bei den beiden betroffenen Mitarbeitern im Team entsteht ein jetzt existenzbedrohliches Szenario. „Sie sollen der neuen Nase erzählen, wie es geht, ohne etwas in der Hand zu haben, das ihre spätere gewinnbringende Beförderung beweist“, so der Coach. Hätten sie ihr Wissen einmal abgegeben, stünden sie jedoch mit dem Rücken zur Wand und müssten zunächst jede Option ergreifen. „Darüber sprach die Führungskraft mit ihrem Vorgesetzten.“ Und der: Nein, er habe mit beiden Mitarbeitern gesprochen, die seien vollkommen einverstanden mit dem Vorgehen. Ach so. Na, dann ist es ja gut. Oder doch nicht?

Wahrheit ausgeschlossen

Ein Blick hinter die Kulissen und auf die Regeln des Systems zeigt, dass hier gar nichts gut ist. Wenn ein Vorgesetzter glaube, der Mitarbeiter, der zwei Hierarchieebenen unter ihm agiert, würde ihm ins Gesicht sagen, dass er mit dessen Entscheidung unzufrieden sei, dann habe dieser nicht verstanden, wie das System laufe, ist Kapinski überzeugt. Der Mitarbeiter agiere stets so, dass er in dem bestehenden System überlebt. Logisch. Und ein „Nein, Chefchef“ sei im System einfach nicht vorgesehen. „Kein Mitarbeiter, der halbwegs Licht am Fahrrad hat, sagt seinem Chef etwas Negatives“, ist Kapinski überzeugt. Der Chef könne es schließlich krumm nehmen. „Auch wenn der Mitarbeiter keine faktische Beweisführung antreten kann, so hat er doch Dämonen im Kopf.“ Das sei kein Lügen, sondern schlicht kluges Agieren in einem bestehenden Hierarchiesystem.

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Management muss Systemregeln beachten

„Kein Mitarbeiter lacht, weil der Witz des Chefs gut war, sondern weil das schlau ist“, meint Kapinski weiter. Käme ein Vorgesetzter mit der ernst gemeinten Frage um die Ecke, wie der Mitarbeiter zur Chefentscheidung stehe, dann sei Lügen vorprogrammiert. „Glaubt der Chef an dieser Stelle ernsthaft, dass der Mitarbeiter ihm die Wahrheit sagt, dann hat er die Hierarchieebene nicht verstanden.“ Das sei in hohem Maße verantwortungslos. Denn es bringe nicht nur den Mitarbeiter in eine unangenehme Situation, sondern schaffe auch Fakten, die keine sind. „Vorgesetzte tun gut daran, die ungeschriebenen Gesetze einer Unternehmenshierarchie vor Augen zu haben“, rät Kapinski.

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8 Kommentare
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Aimo

Danke, ich hatte mich schon kurz wie ein Alien gefühlt.
Mein persönliches Beileid an alle, die in so einer Welt leben.

Antworten
Titus von Unhold

Olaf kennt halt nur Konzerne. Wenn meine Kollegen oder ich unserem Geschäftsführer sagen er soll sich gefälligst nicht wie ein Arsch benehmen, hat das keinerlei Konsequenzen. Außer dass er sein Verhalten reflektiert. Das funktioniert in beschissenen Unternehmen die echte Arschlöcher befördern natürlich nicht.

Antworten
Olaf Kapinski

Bevor das zu Empörung führt: was ich beschrieben habe ist der Grund dafür, warum ich ständig predige, in Vertrauensaufbau zu investieren. Nur wer seinem Chef unde der Organisation vertraut, aussert sich auch Mal kritisch. Misstrauen führt zur ja-sager Kultur.

Antworten
rainer

Die Überschrift ist falsch:
Mitarbeiter sagen ihrem Chef nicht die Wahrheit. Nie.

richtig wäre:
Mitarbeiter sagen ihrem Chef nicht die Wahrheit. Immer.
oder
Mitarbeiter sagen ihrem Chef die Wahrheit. Nie.

Doppelte Verneinung und so…

Antworten
dennis

Ist so nicht ganz richtig. Doppelte Verneinung in zwei Sätzen, die aufeinanderfolgen?

Antworten
Matthias

Lieber Johannes, Aimo und Titus von Unhold – könnt ihr mir mitteilen, wo ihr arbeitet?!!! DANKE! ;-)

Und lieber Olaf – es ist doch so, dass wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, es eh zu spät ist. Viele ‚Führungskräfte‘ können und wollen das letztlich doch gar nicht – da einfach auch unfähig dazu (Profilneurotiker & Konsorten als Beispiel).

Ich habe noch die Worte meines Profs vor Augen: ‚Peter-Prinzip‘, quasi Aufstieg bis zur völligen Inkompetenz. Und genau das ist der Grund, warum ich selbständig geworden bin. Wurde quasi dazu getrieben…Und nein, ich weiß sicherlich nicht alles besser oder habe ein Problem mit Chefs an sich.

Bei 2 Praktika während des Studiums hatte ich unglaublich gute Chefs. Und dachte wohl – naiv wie ich damals war – das ginge so weiter. Danach nur Luschen – sin cojones, Arschkriecher und fachlich völlig überfordert, null Ausstrahlung (sicherlich auch Pech dabei, dass es nur solche waren bzw. mein Glück wohl in den Praktika aufgebraucht). Nur kann ich für Idioten nicht arbeiten. Is schlicht unmöglich. Muss mich abends schon noch im Spiegel anschauen können. Und somit entsprechend früher oder später der Hals geplatzt. Konsequenz dann wohl auch klar…

Bin der festen Überzeugung, dass dieses ‚Peter-Prinzip‘ uns bis dato und darüber hinaus Unsummen an Geld kostet und viele Nerven guter Mitarbeiter…sehr, sehr schade und auch sehr, sehr ärgerlich. Und daran wird sich nur was ändern, wenn der Oberboss was taugt UND darauf achtet bzw. wäre es dann dazu erst gar nicht dazu gekommen. Denn meine These ist auch, dass auch einige Personaler ‚an der Front‘ schon verdammt viel falsch machen da an sich unfähig und ‚glatt gebürstet‘

Antworten
Julia Nikolaeva

Lol. Was sind denn das für eierlose Mitarbeiter, die sich nicht trauen, dem Chef die Wahrheit zu sagen? :D Hatte früher meinen Chefs immer die Wahrheit gesagt. Wer Eier in der Hose hat, verträgt er auch die Wahrheit. Mittlerweile bin ich Unternehmerin und freu mich über jedes ehrliche Feedback seitens der Mitarbeiter – je direkter, desto besser. Wer stattdessen schleimt, den will ich nicht in meiner Firma haben.

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