Galeria-Kaufhäuser: Zwischen runtergedrehter Heizung und eingefrorenen Gehältern
Beim Kaufhauskonzern Galeria spitzt sich die wirtschaftliche Lage offenbar erneut zu. Wie jetzt bekannt wurde, arbeitet die Warenhauskette einen Notfallplan aus, der die nächsten Monate mit steigender Inflation und zu erwartender Kaufzurückhaltung seitens der Kundschaft aufgrund der unsicheren Wirtschaftslage zu überbrücken helfen soll. Die Kaufhauskette steht damit vor einer Vielzahl an großen Herausforderungen, von denen jede für sich bereits groß genug wäre, die in der Kombination mit der sich eintrübenden Konjunkturlage aber zu einer unlösbaren Problematik zu werden drohen.
Aufgrund der explodierenden Energiekosten soll etwa in den Filialen die Heizung heruntergeregelt werden. Auch bei der Außenbeleuchtung soll gespart werden, wobei der Geschäftsführung die ohnehin verordneten reduzierten Zeiten entgegenkommen dürften.
Außerdem sollen die ansonsten fürs Weihnachtsgeschäft beschäftigten Aushilfen eingespart werden, soweit deren Verträge bisher noch nicht geschlossen sind. Bereits geschlossene Verträge – das Jahresendgeschäft wird in den Filialen ja bereits länger geplant – sollen aber erfüllt werden. Wie es aus dem Unternehmensumfeld heißt, habe man vielerorts derzeit eher das Problem gehabt, Mitarbeitende zu finden, sofern nicht gerade am selben Ort Standorte geschlossen wurden.
Einschnitte beim Warenangebot: Anfang vom Ende?
Einschnitte sind auch beim Warenangebot zu erwarten. Das Unternehmen überprüft gerade sein Bestellvolumen in den Abteilungen. Bei alldem schrillen bei Handelsexperten und Analysten die Alarmglocken – denn wenn ein Handelsunternehmen an der verfügbaren Ware spart und sich somit seine Umsatzchancen beschneidet, ist das oft der Anfang vom Ende.
In Mitleidenschaft ziehen wird das auch den Onlinehandel, der gerade im Sommer im Rahmen der Markenzusammenlegung einen Relaunch erfahren hat. Denn das Unternehmen hatte – mit Recht – vor allem die Click-&-Collect-Karte gespielt und war mehr oder weniger entschlossen das Omnichannel-Thema angegangen. Gerade in der Weihnachtszeit und angesichts weiterhin schwieriger Logistik (unter anderem durch zu erwartende Corona-Infektionen und hohen Krankenstand) hätte Galeria hier gut mit den Filialen vor Ort einen zusätzlichen USP schaffen können.
Verhandelt Galeria schon wieder über Staatshilfen?
Laut dem Manager Magazin lag der Verlust im vergangenen Jahr bei rund 620 Millionen Euro, nachdem das Unternehmen 2020 aus der Fusion zwischen Galeria Kaufhof und Karstadt entstanden war. Mit einer stillen Einlage in Höhe von 250 Millionen Euro ist der Staat noch Anfang 2022 einmal mehr eingestiegen – und offenbar verhandelt der österreichische Investor René Benko erneut mit der Bundesregierung. Es wäre dann die dritte Staatshilfe in zwei Jahren – 680 Millionen Euro erhielt Galeria bisher, größtenteils allerdings in Form von Krediten. Wie es um deren Rückzahlbarkeit steht, ist unklar.
Bekannt wurde Ende letzter Woche zudem, dass Galeria den Tarifvertrag mit Verdi einseitig aufgekündigt hat und derzeit die Gehälter „einfrieren“ will, also keine den Mitarbeitenden zustehenden Gehaltserhöhungen zu zahlen bereit ist. Zudem wolle man über einen neuen, an die aktuelle Situation angepassten Tarifvertrag verhandeln.
In den Großstädten dürfte indes an den Standorten der Galeria Karstadt Kaufhof gar nicht mehr viel einzusparen sein. Denn insbesondere aufgrund der Fusion wurden bereits viele Standorte geschlossen, zusammengelegt oder verkleinert. Selbst das Zauberwort Omnichannel dürfte für die Galeria-Gruppe zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr den erwünschten und erhofften Befreiungsschlag bringen, da sich die Zeiten geändert haben und die nötige Strategie nicht so erfolgreich und entschlossen umgesetzt wird, wie dies erforderlich wäre.
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