Die Botschaft eines ukrainischen Videospiel-Studios an russische Gamer

GSC Game World ist ein in der Ukraine ansässiges Videospielstudio. Gegründet wurde es 1995 in Kiew, 2012 stellte es seinen Betrieb ein, 2014 kam es zur Wiedereröffnung. Bekannt ist das Studio vor allem durch das „Stalker“-Franchise, die Veröffentlichung des zweiten Teils im Early Access steht kurz bevor. Dabei handelt es sich um einen Ego-Shooter, der in der Sperrzone rund um Tschernobyl angesiedelt ist.
Bereits Anfang März hat das Studio ein Video veröffentlicht, in dem es deutlich machte, dass an eine Weiterführung der Entwicklung derzeit nicht zu denken ist. Vielmehr stehe es im Vordergrund, seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine, für das Überleben der Mitarbeitenden zu sorgen. Man wolle die Entwicklung von „Stalker 2“ aber „nach dem Sieg“ der Ukraine fortsetzen. So wie GSC Game World geht es gerade vielen ukrainischen Studios.
Änderung des Namens und Botschaft an russische Gamer
Auf der Verkaufsseite von „Stalker 2“ auf Steam hat das Studio nun den Titel des Spiels verändert. Bisher lautete der Untertitel „Heart Chernobyl“ – eine Übersetzung der russischen Schreibweise des Ortes. Geändert wurde dieser Begriff nun in „Chornobyl“ – die ukrainische Schreibweise. Darüber hinaus hat GSC Game World eine sehr deutliche Botschaft an russische Gamer ausgesandt. Dafür nutzten sie die russische Plattform VKontakte.
„Am 24. Februar hat Russland die Ukraine attackiert: unsere Wohnungen, unsere Kinder, unsere Leben“, heißt es in dem Foreneintrag. Die russischen Medien würden berichten, dass die Ukraine von „Faschisten“ überrannt sei und die russische Armee keine Zivilisten töten würden, aber das sei „eine ekelhafte und zynische Lüge“. In der direkten Botschaft an russische Gamer ruft das Studio dazu auf, in dieser Situation keine Gleichgültigkeit zu zeigen: „Wenn euch die Wahrheit interessiert, könnt ihr sie hier lesen“.
Um nicht die „Ermordung unserer Kinder und Angehörigen“ durch die russische Regierung zu finanzieren, will GSC Game World darüber hinaus ihr neues Spiel „Stalker 2“ nicht zum Verkauf in Russland anbieten. „Wir bereuen es nicht, eine Community zu verlieren, die den Krieg in der Ukraine unterstützt“, heißt es weiter. „Stalker“ ist besonders in Russland ein durchaus erfolgreiches Spiel – eben auch, weil es in Tschernobyl angesiedelt ist.
Unterstützung und Boykott
Inzwischen haben viele Gaming-Studios und -Publisher finanzielle Unterstützung für die Ukraine angeboten, oder sind dazu übergegangen, ihre Spiele nicht mehr in Russland zu verkaufen. CD Projekt Red etwa, das polnische Studio hinter „Cyberpunk 2077“, hat eine Million Zloty gespendet. Microsoft, Ubisoft oder Activision haben hingegen angekündigt, alle Verkäufe in Russland zu stoppen. Die Liste wird beständig länger.
Es ist eine Reaktion der Games-Industrie, die bisher ziemlich einmalig ist. Sonst machte sich die Branche gerne einen schlanken Fuß, indem sie das Unpolitische von Videospielen betonte. Diese Entschuldigung scheint in Zeiten eines Krieges mitten in Europa jedoch nicht mehr angebracht.