„Querdenker“ auf Steam: So verbreitet ein Entwickler ungehindert seine Botschaften

Patch-Notes sind dafür da, Spielerinnen und Spieler darüber zu unterrichten, welche Änderungen an einem Spiel vorgenommen wurden. Da kann dann etwa stehen, dass ein bestimmter Bug entfernt, die Ladezeit verringert oder die Stärke von bestimmten Waffen ausgeglichen wurde. Der Entwickler eines „Gladiatoren-Management-Simulators“ nutzt diese Patch Notes allerdings, um krude Äußerungen zu verbreiten – und zeigt damit wieder einmal, wie wenig die Gaming-Plattform Steam reguliert wird.
Krude Patch Notes
Am 9. März nutzte der Entwickler die Patch-Notes seines Spiels, das wir an dieser Stelle nicht verlinken möchten, um die Spielerinnen und Spieler darüber zu informieren, dass es einige Veränderungen gibt. Die Auflösung von Modellen wurde verbessert, Multiplayer-Belohnungen repariert oder Partikel-Effekte optimiert. Es handelt sich also um die übliche Arbeit von Entwicklerinnen und Entwicklern, die auf das Feedback der Spieler:innen reagieren, um ihr Game zu optimieren. Besonders für Indie-Studios ist das eine wichtige Arbeit. Die Verbesserungen am Spiel transparent zu machen, ist Teil vom Community-Building und signalisiert, dass es sich lohnt, das Game immer mal wieder anzuwerfen.
Nicht gedacht sind diese Patch-Notes jedoch, um krude Botschaften darin unterzubringen. So geschah es jedoch beim besagten Gladiatoren-Spiel. „Nehmt die sche** Masken ab“, heißt es unter den diversen anderen Patch Notes. Man solle in Geschäften sein Gesicht zeigen und sich nicht von „Lügen einschüchtern lassen“. Laut dem Entwickler sei das nötig, um Frauen zu beeindrucken, denn die würden Männer nicht mögen, die „ihr Gesicht in Angst bedecken“.
Es handelt sich nicht um das erste Mal, dass dieser Entwickler Patch Notes nutzt, um seine fehlgeleiteten Botschaften abzusondern. Vor einigen Monaten nutzte er diese, um zu deklarieren, dass „schwache Männer keinen Charakter“ hätten, gefolgt von einem Sermon über Onlyfans und Frauen, die nur Geld wollen.
Steam macht nichts
Diese Patch Notes wurden alle auf der digitalen Spieleplattform Steam veröffentlicht. Nachdem die Äußerungen von Spieler:innen entdeckt und auf Twitter verbreitet wurden, bekam das Spiel hunderte negative Bewertungen. Genauso dürfte diese Aufmerksamkeit aber auch dafür sorgen, dass etliche Spieler:innen sich erst aus diesem Grund jetzt das Spiel kaufen werden.
Classic dev mistake: slipping anti-mask rhetoric into patch notes. pic.twitter.com/4evIOv2WeX
— Leon Hurley (@LeonHurley) March 12, 2022
Dieser Vorfall stellt erneut Steams Methode heraus, kaum zu regulieren, welche Inhalte auf ihrer Plattform angeboten werden. Es gibt keine direkte Möglichkeit, diese Patch Notes zu melden. In den Kommentaren unter den Notes entbrennt jedoch eine Diskussion zwischen selbsternannten „Querdenkern“ und jenen, die ihre Pandemie-Informationen lieber von Expert:innen beziehen. Eine Diskussion, die freilich auch unmoderiert läuft. Ob das Unternehmen noch auf diesen Missbrauchs von Patch Notes reagieren wird, ist fraglich. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich das privat geführte Steam in solchen Fällen auf die freie Meinungsäußerungen beruft – und damit jede Verantwortung von sich weist.