„Jedes Gehirn ist einzigartig“: Expertin erklärt, wie Neurodiversität am Arbeitsplatz funktioniert
„Jedes Gehirn ist so einzigartig wie ein Fingerabdruck”: So beginnt Luisa Liesenberg ihre Antwort auf die Frage, was Neurodiversität eigentlich ist. Doch auch wenn jedes Gehirn einzigartig ist, ähneln sich viele dann doch in der Art und Weise, wie sie grundlegend funktionieren. Die Art, wie sie arbeiten und damit auch in Schule, Uni oder Berufsleben zum Einsatz kommen, wird als „neurotypisch“ bezeichnet.
Für schätzungsweise 15 bis 20 Prozent der Menschen weltweit funktionieren die Strukturen, die für neurotypische Gehirne geschaffen wurden, aber nicht besonders gut. Sie sind neurodivers, haben beispielsweise ADHS, Autismus oder Dyslexie.
Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Die Wahrscheinlichkeit, dass in einem Team nicht nur neurotypische Menschen arbeiten, ist gar nicht mal gering. Wie können also gemeinsame Abläufe und Strukturen gelingen, die dabei helfen, das volle Potenzial im Team zu entfalten? Darüber haben wir mit Luisa Liesenberg im t3n Interview-Podcast gesprochen.
Neuroinklusivität: Was steckt dahinter?
Luisa Liesenberg kümmert sich bei der MVP Factory, einem Venture & Product Builder aus Berlin, als Director Talent & Organization MVP Factory um die Mitarbeitendenentwicklung, Führungskräfteentwicklung und Unternehmenskultur. Und: Sie ist Beraterin für Neurodiversität am Arbeitsplatz.
Als Liesenberg selbst ihre ADHS-Diagnose bekommt, steht sie schon mitten im Berufsleben. Hinweise, dass manche ihrer Gewohnheiten und Eigenschaften ADHS-Symptome sein könnten, bekommt sie von ihrem Umfeld. Eine Person, die von Liesenberg ins MVP-Team geholt wurde, spiegelt ihr sogar, sie habe den Arbeitsvertrag vor allem unterzeichnet, „weil ich wusste, ich habe zum allerersten Mal eine Chefin, die verstehen wird, wie ich ticke”.
Klar ist: Die Challenges und Chancen, denen neurodivergente Menschen im Alltag begegnen, sind ganz individuell ausgeprägt. Liesenberg sagt dazu:„Kennst du zum Beispiel einen Autist, kennst du einen Autist“. Konzepte, wie sich Arbeitsabläufe neuroinklusiver gestalten lassen, gibt es trotzdem – weil bestimmte Herausforderungen und Bedürfnisse dann doch immer wieder auftauchen.
Neurodiversität: Diese Bücher und Podcast helfen beim Einstieg ins Thema
Im t3n Interview-Podcast spricht Liesenberg über ihren eigenen Weg und erklärt, wie neuroinklusives Arbeiten gelingen kann. Und für alle, die nach dieser Folge weiter ins Thema einsteigen wollen, hat sie ein paar Ressourcen-Tipps zusammengestellt.
Buch-Tipps
A Hidden Force von Ed Thompson liefert laut Liesenberg „eine gute Einführung ins Thema mit dem Fokus auf die Arbeitswelt“. Kirmes im Kopf von Angelina Boerger ist „autobiografisch, leicht verdaulich“ und liefert vor allem Zusatzinfos rund um ADHS. Ellie Middleton ist besonders aktiv auf Linkedin und hat Unmasked. The Ultimate Guide to ADHD, Autism and Neurodivergence geschrieben.
Außerdem lesenswert: Divergent Mind von Jenara Nerenberg mit einem Fokus auf Frauen und Neurodivergenz, sowie The Dyslexic Advantage. Unlocking the hidden advantage of the dyslexic brain von Brock Eide und Fernette Eide.