Gehirn-Computer-Interfaces werden schon seit längerem dafür verwendet, gelähmten Menschen die Möglichkeit zur Kommunikation zurückzugeben. Bislang wurde den Betroffenen dazu häufig eine virtuelle Tastatur auf einem Bildschirm gezeigt. Anschließend steuerten die Betroffenen einen Cursor mit Hilfe ihrer Gedanken über die Bildschirmtastatur, um die gewünschten Buchstaben auszuwählen. Allerdings ist die Schreibgeschwindigkeit dabei eher gering und außerdem mussten die Nutzer:innen diese Technik erst erlernen. US-Forscher:innen haben mittlerweile jedoch eine interessante Alternative vorgestellt.
Die im Mai im Fachjournal Nature vorgestellte Methode setzt auf eine handschriftliche Eingabe. Aufgrund einer Querschnittslähmung konnte der 65-jährige Probant zwar seine Hände nicht bewegen, aber er konnte sich vorstellen, dass er etwas aufschreibt. Diese gedachten Handbewegungen wurden dann von einem Gehirnimplantat erfasst und durch einen Machine-Learning-Algorithmus in Zeichen umgesetzt. Eine KI-Lösung zur Handschrifterkennung setzt die Zeichen anschließend in Text um. Das Ergebnis kann sich im Vergleich zu bestehenden Systemen sehen lassen.
90 Zeichen pro Minute und nur wenige Fehler
Die Forscher:innen berichten von einer Schreibgeschwindigkeit von 90 Zeichen pro Minute. Zum Vergleich: Personen in derselben Altersstufe wie der Proband erreichen bei der Eingabe über ein Smartphone im Schnitt 115 Zeichen pro Minute. Außerdem lag die Eingabegenauigkeit bei 94,1 Prozent. Mit Hilfe einer Autokorrektursoftware konnte die Fehlerquote sogar noch weiter gesenkt werden. Damit lag die Eingabegenauigkeit laut den beteiligten Wissenschaftler:innen bei 99 Prozent.
Das System ist vielversprechend, aber bis weitere Patient:innen davon profitieren können, wird noch viel geforscht werden müssen. Zum einen wurde das System nur an einer einzigen Person getestet. Außerdem kann es bislang keine Zahlen, Großbuchstaben und nur weniger Satzzeichen erkennen. Außerdem musste das genutzte Gehirnimplantat regelmäßig rekalibriert werden.