In eigener Sache: Open Source, Open Minds – auch bei der Sprache
Wir unterstützen freies Wissen und Open Source, steht da zum Beispiel, oder auch: Wir lieben New Work und nutzen die Möglichkeiten innovativer Technologien. Genauso wichtig erscheinen mir aber folgende Sätze: Wir lieben Veränderung, probieren aus und haben keine Angst vor Fehlern. Wir wollen kontinuierlich lernen. Wir kommunizieren auf Augenhöhe. Wir lieben Diversität und Subkulturen, sind kreativ und humorvoll.
Das ist unsere DNA, sie bestimmt unser Handeln und sie bestimmt unsere Sprache. Diese Basis ist nicht verhandelbar. Vor diesem Hintergrund ergibt sich geradezu zwangsläufig eine Offenheit gegenüber dem Gendern, nicht zuletzt in unseren redaktionellen Beiträgen. Damit werden wir in Zukunft auch wesentlich offensiver und gleichzeitig unaufgeregt umgehen. Stellt sich noch die Frage nach dem Wie. Hier setzen wir bevorzugt auf Ausformulierung, Plural, syntaktische Lösungen oder nutzen bei Bedarf dann den Doppelpunkt statt dem Sternchen.
Gendern wir also deshalb immer und überall, streng nach einem Regelwerk? Nein. Denn der vielleicht sogar wichtigste Bestandteil unserer DNA ist die Meinungsfreiheit, nach innen wie nach außen.
Wir unterstützen nicht nur Open Source, sondern auch Open Minds.
Bereits die Emotionalität der Diskussion allerorten zeigt, wie sehr das Gendern doch auch Meinungssache ist. Ebensowenig, wie Kommentarlinien zu irgendwelchen Themen vorgegeben werden, wird es deshalb eine verpflichtende Regelung zur Verwendung von gegenderter Sprache geben. Wir müssen im Leben ja nicht alles bis ins letzte Detail regulieren.
Und eigentlich ist es auch gar nicht so spektakulär: Apple macht das ganz gut vor. Ab iOS 15 wird bei Apple gegendert, wie sich jetzt bereits in der Beta zeigt. Übrigens wie bei uns mit Doppelpunkt. Das passiert ohne Tamtam, ohne Aufregung. Es kann alles eben auch ganz einfach sein.
Das klingt sehr vernünftig und ich werde mir die zukünftigen Texte diesbezüglich mal besonders ansehen. Was in der Praxis, auch in Qualitätsmedien an gegenderter Sprache produziert wird liest sich demgegenüber leider oft sehr verkrampft, sprachlich, bisweilen auch inhaltlich entstellend und trotzdem keineswegs durchgängig. So sehr frau für diese Mission brennen mag, muß frau als vernunftbegabte Betrachterin glaube ich einräumen, daß hier eine sehr schwierige Operation am lebenden Objekt Sprache unter erheblichem Ergebnisdruck und in kurzer Zeit durchgeführt wird, deren Ausgang völlig offen ist. Das sehen in der Tat viele Personen beiderlei Geschlechts so, der ‚Mainstream‘ hat anscheinend beschlossen, darauf keine Rücksicht mehr zu nehmen. Ob dieser Einsatz der Brechstange ohne Kolateralschäden und insbesondere ohne ‚backlash‘ ausgeht, bleibt abzuwarten!
OMG
Ich arbeite seit gut 25 Jahren im OpenSource-Umfeld. Wie auch andere Freunde mit ähnlichem Background kann ich dem Gendern allerdings herzlich wenig abgewinnen. Denn auch wenn auf Seiten des „Senders“ bei der Kommunikation die Absicht besteht, möglichst „inklusiv“ zu sein, wirkt das Gendern auf Seiten des Empfängers viel zu häufig komplett ausschließend-„exklusiv“:
– Gendern ist nicht barrierefrei (Ja, es gibt Reader, die man anpassen kann, um das Problem zu reduzieren, aber jede Hürde ist in diesem Fall eine zu viel!)
– Gendern erschwert das Leben von Menschen, die auf einfache Sprache angewiesen sind (und vielen Legasthenikern).
– Gendern erschwert das Lesen durch internationales Publikum, das nicht Deutsch als Muttersprache spricht (Bilden Sie für eine frisch erlernte Sprache ihrer Wahl die „gegenderte“ Partizipformen und Sie wissen warum …).
– Gendern mag für einige junge Studenten ein hipper Plansprachendialekt sein, aber stößt dagegen viel senioriges Publikum aus.
Darüberhinaus führt die typische Drumherum-Formuliererei, die leider zu häufig beim Gendern anzutreffen ist, zu einem weiteren wenig diskutierten Problem:
Um sperrige Sonderzeichenformulierungen zu umgehen, wird oft nur noch der Leser direkt adressiert, und die Nennung von konkreten Gruppen vermieden:
– Um ein sperriges „Kund*innenprofil, Kund*innenpasswort, etc.“ zu vermeiden, wir daraus oft ein „Mein Profil, Mein Passwort, etc.“ mit totalem Ich-Bezug
– Statt Personengruppen direkt über ein Substantiv im Plural zu adressieren, werden diese häufig durch Verbkonstrukte ersetzt. Im Resultat spricht man kaum noch über andere Menschen(gruppen).
Beides verstärkt in puncto Wahrnehmung die „Ich-Blase“. Und die gibt es leider im Internet schon zu häufig.
Betrachtet man all diese Punkte, wird es völlig klar, warum rund 70-80% der Menschen das Gendern ablehnen.
Es ist völlig klar, dass gegen den Gendergap, die Diskriminierung von LGBTQI-Menschen etwas getan werden sollte. Ganz unaufgeregt betrachtet ist das Gendern dafür allerdings kein geeignetes Instrument. Dafür dient es auch viel zu häufig als Instrument des „Pinkwashings“ oder wie man aus der Perspektive des Mittelalter sagen würde: als Ablassbrief der sozialen Medien.
Danke Bastian – ich war zu schreibfaul. Bei t3n hätte ich eigentlich mehr Weitblick erwartet, aber da schreibt inzwischen auch jeder über alles. Der Artikel hat auch nichts mit Offenheit zu tun sondern eher mit einer Selbstbeweihräucherung, die schon etwas weh tut.
Bastian Müller, Sie bringen es klar auf den Punkt!
Die Vergewaltigung der deutschen Sprache als „Erziehungsmaßname“ links-grün-ideologisch getriebener Agitatoren kann nur als lächerlich bezeichnet werden! Gleiches gilt für Unternehmen, die der Meinung sind, Sie müssten sich anmaßen, ihre (potentiellen) Kunden generell repektlos zu dutzen.
Für mich sind solche Unternehmen, die glauben, mich erziehen zu müssen, indem sie die (Sprach-)Kultur und Identität meines Vaterlandes mit Füßen treten und in vorauseilendem Gehorsam, vermeintlich politisch korrekt „Haltung“ zeigen, indem sie in Ihrer Außenkommunikation pink-, green-, black-, oder whatever-gaga-washing betreiben oder sich in sonstiger Weise zum Werkzeug irgendwelcher politischen Agitation mißbrauchen lassen, einfach nur identitäts- und rückgratlose Blender.
Wohlwollend nehme ich war, dass sich zunehmend, auch im weiteren Umfeld, immer mehr Bekannte von derlei primitiver Anbiederung angewidert fühlen, und wie ich, zugunsten der Unternehmen, die sich noch über ihr Produkt und dessen Qualität definieren, wenn irgendwie möglich, einen großen Bogen um solche Schaumschläger machen.
Sollte sich t3n zukünftig eben auch berufen fühlen, sich, statt über fachliche Inhalte und deren Qualität, mittels „Spracherziehung“ zu profilieren, sage ich „Mit sozialistischen Gruß….“ Tschüß!
Als „gelernte“ DDR-Bürger haben die Menschen in den neuen Bundesländern eben recht genaue Sensoren für unterschwellige Propaganda.
Das war’s dann für mich mit t3n.
Witzig, wie sich in den Kommentarspalten die Männer tummeln und Zeit und Energie in das Tippen achtsam ausformulierter Aussagen gegen Gendern stecken, nur um zu sagen wie angeblich egal und sinnlos das ganze doch sei. Wieso dann so tief getroffen davon, dass man sich direkt von t3n abwenden muss?
Frage mich, wann einer von Ihnen sich jemals im Leben um Legastheniker oder Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen gekümmert hat. Klingt sehr nach Küchentischsoziologie.
Es gibt wahrlich wichtigeres, als sich so übers Gendern zu echauffieren.
Ich gebe Ihnen völlig recht. Manche Kommentare klingen ja schon fast nach Doktorarbeit.
Wenn Sie allerdings sagen es gäbe Wichtigeres als sich übers Gendern zu echauffieren, muss ich sagen: es gibt auch wichtigeres als zu gendern. Es stört den Lesefluss, sieht scheiße aus und klingt auch so. Durch die große Ablehnung dieses Themas wirkt es zudem wohl auch noch kontraproduktiv was die Gleichbehandlung der Geschlechter angeht.
@Tim: Um auf die geäußerten Spekulationen einzugehen: Ich arbeite tatsächlich im Bereich der UI-Programmierung und war dabei auch zeitweise im Accessibility-Bereich tätig. Dabei habe ich auch mit Blinden und Sehbehinderten zusammengearbeitet. Wenn ich also hier die Barrierefreiheit zuerst nenne, dann liegt das daran, dass ich einen Einblick in die Schwierigkeiten der Betroffenen hatte und die mit dem Gendern entstehenden Hürden aus Erfahrung einordnen kann. Die Hörqualität variiert je nach Screenreader, Kauffähigkeit, technischem Know-How, Gendervariante sehr stark. Dabei spielt es auch eine große Rolle, ob der gegenderte Text überhaupt für das Vorlesen konzipiert wurde. Den Befürwortern des Genderns sollte bewusst sein, dass das Gendern strukturell bedingt benachteiligte Gruppen unverhältnismäßig gegeneinander ausspielt: Der vermeintlich begünstigten Gruppe soll dabei Höflichkeit oder gar mehr Sichtbarkeit zuteil werden. Die anderen werden in ihrem Lesefluss gestört oder sogar aktiv am verständlichen Lesen gehindert. Ich halte solch eine vermeintliche Verbesserung für hinterfragenswert und für kritikwürdig.
ich finde, dass das gendern mit doppelpunkt, stern, etc. die sprache leider zerstoert. es liest sich einfach wie ein fehler. gesprochen klingt es wie ein fehler. podcasts, in denen mit doppelpunkt oder stern gegendert wird, kann ich mir leider nicht anhoeren, da es furchtbar klingt. warum nicht einfach aussprechen, wenn es schon sein muss: technikerinnen und techniker haben… anstatt techniker:innen haben…
darueber hinaus bezweifle ich generell, dass das gendern etwas aendert im kampf um mehr rechte fuer die frau. das problem liegt woanders. die deutsche sprache und in vielen bereichen die kultur zu zerstoeren, wird im kern nichts aendern.
Die deutliche Mehrheit will es nicht und das interessiert anscheinend keinen derjenigen die gendern. Eine Minderheit will auf biegen und brechen die Sprache verändern.
Gendersprache macht alles umständlicher und hört sich behindert an. Früher konnte man einfach bsp. Weise einfach „meine lieben Kollegen oder Studenten“ schreiben , ohne das man sich geschlechtlich angegriffen gefühlt hat. Wer sich dadurch angegriffen oder gar verletzt fühlt, soll doch bitte mal zum Arzt gehen. Hört auf, unsere so schon schwere Sprache kompliziert und umständlich zu machen.
Daß der Rechtschreibrat das Gendern nicht empfiehlt und die absolute Mehrheit der Deutschen es ablehnt, ficht Sie nicht an.
Daß hochqualifizierte Schriftsteller und Germanisten die Genderei ablehnen, ebenfalls nicht.
An dem Tag, an dem Apple mich – nicht abstellbar – zwingt, zu gendern, werde ich meine sämtlichen Apple-Aktien verkaufen. Es sind viele.
Ganz ohne jedes Tamtam, ohne Aufregung, es kann alles so einfach sein.
Und von da an nicht auch nur noch ein einziges Apple-Gerät anschaffen, alleine in unseren Haushalten sind davon derzeit 12 Stück in Betrieb.
In der Sekunde, in der ich auf t3n das erste Mal „gegenderten“ Text wahrnehme, kündige ich mein t3n Pro Abo und lese künftig dort, wo auf die Vergewaltigung der Sprache und das dümmlich zwanghafte Umschreiben des ohnehin schon geschlechtsneutralen Plurals verzichtet wird.
Kurze Frage noch, liebe t3n… werdet Ihr künftig dann auch von Vergewaltiger:innen und Mörder:innen schreiben?
Ich finde es super und bin gespannt. Vielen Dank :)
Die Mehrheit der Deutschen lehnt das Gendern ab, schlicht und einfach eine demokratische Entscheidung. Wenn sie es dem Leser „reinwürgen“ möchten, gerne, aber ohne mich.
Haben wir nicht ganz andere Probleme im Land, gerade in der IT?
Für fast jeden Mist muss ich persönlich aufs Amt…
Statt zu Gendern, können wir doch alles versachlichen und „der/die“ komplett abschaffen.
Das Polizist, das Hund, das Katze, das Mensch.
Macht das Leben und das deutsche Sprache einfacher.
Aus dem Gendern ist übrigens wirklich ein total kaputter Modetrend geworden mehr aber auch nicht, eben weil das sprachliche Geschlecht schlicht nicht oder maximal kaum mit dem biologischen Geschlecht korreliert, da beides völlig andere Ursprünge hat. Damit beschäftigt sich aber niemand, so genügt es einigen nämlich einfach eine aufgeblasene Aussage in das Web zu schmeißen und zu verlangen das die anderen gefälligst wegzukucken haben. In anderen Sprachen gibt es nur DER oder Die und kein DAS z.B. im spanischen La Lunar also die Mond und El Sol der Sonne, was soll das Ganze also wirklich? Alle Dinge haben eben ein sprachliches Geschlecht, na und? Sind wir Menschen nun die ultimative Ausnahme im Universum oder wie? Wenn die Männer Frauen oder Alle irgendwelche Minderheiten oder hierarchisch Unterlegene mies behandeln ist das wohl eher ein evolutionäres als ein kulturelles Problem. Das Problem liegt also viel tiefer und schon vor der Verwendung einer Sprache welche ja bislang auch nicht verhindert hat das wir uns entwickeln. Womit ich ganz klar sagen möchte das diese Probleme bestimmt auch daran liegen das eben sehr gerne vergessen wird, wie viel mehr Tier wir sind als das was wir Mensch nennen wollen. Dagegen hilft dann auch kaum sprachliche Pfuscherei sondern harte Sanktionen.
Die deutsche Sprache ist schon jetzt wirklich extrem redundant im Vergleich zu anderen Sprachen und damit auch so unharmonisch und langatmig. Sie klingt also bereits echt abgehackt und hart und lässt sich kaum noch für Gesang in der Musik nutzen, sollen nun die Deutschsprecher auch noch stottern zum bellen? Diese Sprache ist eigentlich aufgrund ihrer stark formalisierten Art der Benutzung und der permanent wiederholenden Auszeichnung aller Dinge/Personen/Orte/Zeiten eine Belästigung der individuellen Intelligenz ihrer Nutzer und ich glaube dieses Gendern überschreitet die Grenze zur offenen Übergriffigkeit massiv. Ich kann also nur davor warnen so unreflektiert an dieser Sprache herumzuschrauben denn sie ist schon jetzt eine Zumutung! Allein das sie praktisch, kreativ und konstruktiv genutzt werden kann macht ihr Fortbestehen nicht sicher denn eine Sprache muss zumindest gut Sprechbar bleiben sonst stirbt sie aus.
Laut allen Umfragen liegt die Akzeptanz von Gendern zwischen 8 und 11%, also noch nicht mal alle Grünewähler.
Gendern ist sprachlicher Unsinn und pure Ideologie die sie wohl den Lesern aufzwingen wollen.
Anscheinend gehören Sie zu dieser woken Blase.