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Warum Gen Z und Y die Karriereleiter nicht auf-, sondern absteigen wollen

Eine Beförderung ist nicht für alle Menschen das Ziel – vor allem junge Menschen wünschen sich manchmal sogar genau das Gegenteil. Das liegt unter anderem an ihren Führungskräften.

Von Senta Gekeler
3 Min.
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Die Gen Z macht sich einige Gedanken um ihr Arbeitsleben. (Symbolfoto: Pressmaster / Shutterstock)

„Es mag kontrovers klingen, aber ich versuche, die Karriereleiter hinabzusteigen“, erklärt Aaron Flarin (@aaronflarin) in einem millionenfach geklickten Video auf der Social-Media-Plattform Tiktok. Das sei besser für die mentale Gesundheit, findet er. Damit ist er nicht allein; immer mehr junge Menschen posten ähnliche Videos. Flarins Ziel für die nächsten 30 Tage: „Nicht aus einem Traum aufwachen, der mit meinem Job zu tun hat.“ Er wolle nicht befördert werden und mehr Geld verdienen, um dann dieses Geld in Therapie investieren zu müssen, weil sein Beruf ihn stresst.

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Hohe Burnout-Raten

Das Thema griff auch Laura Ashley-Timms kürzlich in einem Artikel bei Fast Company auf – und zeigte Verständnis für Flarins Sichtweise. Schätzungsweise acht von zehn Beschäftigten seien dieses Jahr von Burnout gefährdet, schreibt die Autorin und Speakerin. Laut dem Deloitte Global Gen Z and Millennial Survey würden viele junge Menschen Stunden reduzieren, weil es ihnen nicht gut gehe.

Dass die Generationen Z und Y (auch Millennials genannt) Wert auf eine gute Work-Life-Balance legen und nicht ihr gesamtes Leben dem Beruf unterordnen wollen, ist nichts Neues. Bereits im Sommer 2022 erregte ein Tiktok-Video zu einem ähnlichen Thema große Aufmerksamkeit: Zaid Khan (@zaidleppelin) erklärte darin, dass er zwar nicht seinen Jobs kündigen, aber in Zukunft keine Extrameile mehr gehen und nur noch tun würde, was von ihm verlangt werde. Daraus erstand der Begriff „Quiet Quitting“ (deutsch: stille Kündigung).

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Diese Trends sind nicht schlichtweg ein Zeichen dafür, dass junge Menschen keine Lust auf Arbeit haben. Ashley-Timms schreibt, dass der Wunsch, die Karriereleiter ab- statt aufzusteigen Zeichen für ein tiefergehendes Problem in der Arbeitswelt ist.

Der Einfluss der Führungskräfte

Das Problem sieht Ashley-Timms vor allem bei den Führungskräften, die laut aktueller Forschung einen größeren Einfluss auf die mentale Gesundheit ihrer Mitarbeitenden haben als deren Partnerpersonen, Ärztinnen oder Therapeuten. Sie beobachtet, dass viele Managerinnen und Manager ihre Position aufgrund ihrer Leistung in vorangegangenen Rollen erreicht haben, aber nicht wissen, was es braucht, um vor allem junge Mitarbeitende zu motivieren.

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Deshalb geben viele von ihnen einfach Anweisungen – doch indem sie ihren Mitarbeitenden die Lösung direkt vorgeben, rauben sie ihnen die Möglichkeit, innovativ zu denken, etwas dazuzulernen und sich weiterzuentwickeln. Dadurch fühlen sich junge Beschäftigte in ihrer Autonomie eingeschränkt, haben das Gefühl, dass sie mit ihrer Arbeit sowieso nichts bewirken können und werden entsprechend entmutigt.

Die Management- und Strategieberatung Deloitte schätzt, dass sich 35 Prozent der Gen Z und 28 Prozent der Millennials ihrer Arbeit gegenüber distanziert und zynisch fühlen.

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Mehr Sinn und Autonomie

Würden junge Menschen mehr Sinn in ihrer Arbeit sehen und Autonomie empfinden, dann hätten sie auch mehr Lust, die Karriereleiter aufzusteigen, so Ashley-Timms‘ These. Um das zu erreichen, empfiehlt sie Führungskräften, im täglichen Austausch mit ihren Mitarbeitenden aussagekräftige Fragen zu stellen, um deren Fähigkeiten wertzuschätzen. So könnten sie dazu beitragen, dass die Beschäftigten ihre Talente, Erfahrungen und Sichtweisen besser einbringen können und ihre Problemlösefähigkeiten trainieren.

„Starke Fragen verleihen Teammitgliedern ein Gefühl von Ownership über ihre Arbeit und zeigen, dass ihre Führungskraft daran glaubt, dass sie Probleme lösen können und ihre alltägliche Arbeit im Griff haben. Das führt schließlich zu einer tieferen, vertrauensvolleren Beziehung“, schreibt Ashley-Timms. Das dadurch geförderte Selbstbewusstsein würde die Mitarbeitenden auch dazu ermutigen, sich beruflich weiterentwickeln zu wollen. Auch ein coachingorientierter Management-Stil könne helfen.

Der Tiktoker Aaron Flarin scheint nicht das Privileg einer wertschätzenden Führungskraft und Unternehmenskultur zu haben. Das Einzige, was er neu erfinden wolle, sei der Spruch „work hard, play hard“, den er durch „work medium, play medium“ ersetzen möchte. Angesichts der aktuellen Burnout-Zahlen sollte aber auch diese Einstellung in Ordnung sein – immerhin ist Flarin überhaupt noch bereit, zu arbeiten. Und die Karriere hat eben nicht für alle Menschen oberste Priorität.

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