0,75 Prozent Zinsen für Guthaben auf einem Girokonto – das ist in Zeiten von Null- und Negativzinsen eine echte Ansage. Mit diesem Angebot steigt Wirecard, bisher als Finanzdienstleister eher im Hintergrund tätig, im großen Stil ins Privatkundengeschäft ein, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Eine Wirecard-Sprecherin erklärte dazu, dass der Guthabenzins dazu diene, das Angebot noch attraktiver zu machen und die Kundenbasis zu vergrößern.
Kostenloses Girokonto mit Zinsen
Der Zins sei aber kein reines Lockmittel für Neukunden, sondern solle nachhaltig angeboten werden, wie Wirecard betonte. Die Obergrenze für Guthaben auf dem Konto soll im fünfstelligen Bereich liegen. Als weiteren attraktiven Anreiz für einen Wechsel bietet Wirecard sein Girokonto kostenlos an. Das heißt, es fallen keine monatlichen Grundgebühren an. Laut Süddeutscher Zeitung gibt es kostenlose Girokonten in Deutschland nur bei rund 40 Banken, meist Direktbanken.
Das Bankgeschäft will Wirecard um Dienstleistungen erweitern, die auf Daten und künstlicher Intelligenz basierten, wie es bei dem Unternehmen heißt. Für das reibungslose Funktionieren solcher Services sind aber möglichst viele Nutzer vonnöten, die entsprechende Daten als Basis liefern. Langfristig will Wirecard der Sprecherin zufolge daraus ein neues Geschäftsmodell machen – auch das ein Grund dafür, dass die Zinsen auf Dauer gezahlt werden sollen.
Wirecard will Bankgeschäft ausweiten
Die Abwicklung des Girokonto-Geschäfts hat Wirecard auf die vor wenigen Wochen eröffnete Plattform Boon Planet verlegt. Die entsprechende Banking-App gibt es in Deutschland für iOS und Android. In dem Paket enthalten ist auch eine kostenlose virtuelle Prepaid-Mastercard. Wirecard will das Angebot künftig auch europa- und später weltweit einführen. Bis 2025 will das Unternehmen schon „Hunderte Millionen Bankkunden“ von seinen Dienstleistungen überzeugt haben.
Eine Banklizenz hat Wirecard schon länger, seit 2015 ist die Firma mit der Payment-App Boon auch im Endkundengeschäft aktiv. In den vergangenen Monaten stand Wirecard wegen angeblicher Bilanzunregelmäßigkeiten im Visier der Märkte und Ermittlungsbehörden. Die zum großen Teil von der britischen Wirtschaftszeitung Financial Times ans Tageslicht gebrachten Vorwürfe gegen den deutschen Zahlungsanbieter hatte Letzterer überwiegend zurückgewiesen. Zuletzt hatte der Dax-Konzern die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG mit einer Sonderprüfung beauftragt.
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Das erklärt, warum man so viele negativen Nachrichten über Wirecard in der letzten Zeit gelesen hat. Da hat jemand Angst bekommen, dass man mit Wirecard mehr Konkurrenz im Bankgeschäft hat.