Green Startup Monitor 2022: So steht es um Deutschlands grüne Startups

Seit vier Jahren gibt der Green Startup Monitor einen Überblick über Deutschlands grüne Startup-Szene. (Bild: Shutterstock / Roman Samborskyi)
Am Donnerstag, 3. März, haben das Borderstep Institut und der Bundesverband Deutsche Startups zum vierten Mal ihren Green Startup Monitor 2022 (GSM22) vorgestellt. Der Green Startup Monitor gibt einmal im Jahr einen Überblick über das grüne Gründungsgeschehen in Deutschland. Im Folgenden haben wir die Key-Learnings des Reports und der Zoom-Pressekonferenz zusammengefasst.
Grüne Startups als Mittel zur Freiheit
90 Prozent der Wärmeversorgung erfolge in Deutschland noch immer durch fossile Brennstoffe, sagt Klaus Fichter, Gründer und Leiter des Borderstep Instituts für Innovation und Nachhaltigkeit in der virtuellen Pressekonferenz, in der der GSM22 vorgestellt wurde, und schafft damit einen aktuellen Bezug zum Ukraine-Krieg. Denn durch den großen Hunger nach fossilen Brennstoffen der Deutschen, bestehen problematische Abhängigkeiten wie aktuell zu Russland. Zudem trage die Wärmeversorgung in Deutschland derzeit zu zwei Dritteln der Treibhausgasemissionen bei.
Doch Fichter hat direkt eine Lösungen parat: Ihm zufolge sei einer der wichtigsten Schritte, um kurzfristig Unabhängigkeit und Versorgungssicherheit zu garantieren, die Reduktion des Wärmebedarfs. Durch „Dinge, die sich relativ schnell realisieren lassen“, könnten ihm zufolge rund 20 Prozent an Energieressourcen eingespart werden. Startups, die er in diesem Zusammenhang hervorhebt, sind Tado, die intelligentes Raumklimamanagement betreiben, sowie Vilisto aus Hamburg.
Nur mithilfe solcher grünen Startups könne Fichter zufolge die „Wärmewende“ geschafft werden. Die Dividende sei dabei nicht nur eine doppelte, sondern eine dreifache. Denn grüne Startups schafften Jobs (Wirtschaft), hälfen dabei, die Klimaziele zu erreichen (Umwelt) und trügen dazu bei, dass wir von Energieimporten unabhängig(er) werden (Freiheit).
Grüne Startups tragen zur Freiheit bei. – Klaus Fichter, Gründer und Leiter des Borderstep Instituts für Innovation und Nachhaltigkeit
Forderung mehr staatlicher VC-Angebote
David Hanf, Vorstandsmitglied des Startup-Verband Deutschland, CFO des Startups Thermondo und ein weiterer Sprecher bei der Pressekonferenz am Donnerstag, lobt die positive Entwicklung in der grünen Startup-Szene. Es gäbe neue Fonds wie den World Fund von Tim Schumacher und auch die „Aktivität vom Staat“ sei zu begrüßen. Als Beispiel nennt er den Deeptech Future Fund (DTFF), einen Investitionsfonds im Bereich Hochtechnologie, der mit Mitteln des Zukunftsfonds und des ERP-Sondervermögens finanziert wird.
Hanf betont, dass es besonders im Bereich der grünen Investitionen solche Initiativen benötige, da man „bei Klimainvestitionen einen langen Atem braucht“. Die kurzfristig gesteckten Ziele privater VC-Geber:innen wären da oft konträr. Daria Saharova vom World Fund ergänzt: „Bei ihren Investments suchen europäische VC allzu häufig nach einer Art bewährtem Handbuch, um Risiken zu minimieren. Doch für Investments in disruptive Technologien gibt es keine Handbücher. Dass viele VC nach solchen suchen, ist einer der Gründe, warum wir noch immer weit davon entfernt sind, die Klimakrise zu bewältigen.“ Auch die Startups selbst fordern laut GSM22 mehr Unterstützung von der Politik.

Das fordern Startups von der Politik. (Grafik: Green Startup Monitor 2022)
Aufholbedarf in den Bereichen Bauen und Finanzen
Während der Anteil grüner Startups im Bereich Energie und Elektrizität sowie in der Landwirtschaft (66 Prozent) hoch ist, gibt es laut GSM22 in anderen klimarelevanten Sektoren wie Bau und Immobilien (25 Prozent), Banken und Finanzen (19 Prozent) oder Tourismus (18 Prozent) noch Aufholbedarf. „Für die Realisierung der Sustainable-Finance-Strategie von EU und Bundesregierung kommt von den Startups in der Banken- und Finanzbranche und der Versicherungsbranche kein ausreichender Schub“, kritisiert der Monitor.

Die meisten grünen Startups gibt es in den Bereichen Energiewirtschaft und Landwirtschaft. (Grafik: Green Startup Monitor 2022)
Hochschulen als Gründungs-Hotspots
Großes Potenzial gibt es dabei wenig überraschend an Hochschulen. Laut GSM22 gehen knapp ein Drittel aller innovativen grünen Gründungen aus dem universitären Umfeld hervor (29 Prozent). Am häufigsten gründen laut Monitor Wirtschaftswissenschaftler:innen, gefolgt von Ingenieur:innen.

Rund ein Drittel aller Gründungen sind forschungsnah. (Grafik: Green Startup Monitor 2022)
Frauenanteil ist hoch
Ebenfalls als positives Zeichen zu werten ist der hohe Anteil an Frauen in grünen Startups. Dieser liegt wie auch in den Vorjahren signifikant höher als bei der nicht-grünen Vergleichsgruppe (21 versus 16 Prozent).
Vertrieb als größte Herausforderung
Mit 63 Prozent bleibt die Kund:innengewinnung die größte Herausforderung für grüne wie nicht-grüne Startups, gefolgt von Produktentwicklung und Kapitalbeschaffung. Auch die Personalgewinnung ist im Jahresvergleich für beide Startup-Gruppen wichtiger geworden.

Kund:innengewinnung bleibt die größte Herausforderung. (Grafik: Green Startup Monitor 2022)
Über den Report
Als Datengrundlage für den Green Startup Monitor 2022 wurde der Deutsche Startup Monitor 2021 (DSM) verwendet, der vom Bundesverband Deutsche Startups in Zusammenarbeit mit der Universität Duisburg-Essen und PwC Deutschland durchgeführt wurde. Für die Studie wurden online Daten von 1.707 „grünen Startups“ mit Unternehmenssitz in Deutschland erhoben.
Als grüne Startups versteht der Monitor dabei solche Startups, die jünger sind als zehn Jahre und mit ihren Produkten und Dienstleistungen einen Beitrag zu den ökologischen Zielen einer Green Economy leisten. 29 Prozent der Startups fallen laut den Herausgeber:innen in diese Kategorie. 2019 hatte der Anteil noch 21 Prozent betragen. Die Steigerung um acht Prozentpunkte zeigt, dass grüne Startups inzwischen maßgeblich zum Gründungsgeschehen und der Innovationsaktivität in Deutschland beitragen.