
Nvidia angeblich an ARM interessiert. (Foto: jejim/Shutterstock)
Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass Softbank einen Käufer für den britischen Chipentwickler ARM sucht, den der japanische Konzern 2016 übernommen hatte. Auch ein vorgezogener Börsengang – ursprünglich für 2023 geplant – soll von Goldman Sachs für Softbank evaluiert werden. Während Apple, das schon lockere Gespräche über eine mögliche Übernahme geführt haben soll, abgewinkt hat, erscheint jetzt ein neuer Player auf der Bildfläche.
ARM: Verkauf an Nvidia oder IPO?
Insidern zufolge soll Grafikchipdesigner Nvidia Interesse an einer ARM-Übernahme signalisiert haben, wie Bloomberg berichtet. Nvidia soll schon in den vergangenen Wochen eine entsprechende Annäherung unternommen haben. Noch sei ein Deal aber in weiter Ferne, wie der Insider betont. Softbank könne ebenso gut seine Börsenpläne für ARM weiterverfolgen. Von den betroffenen Unternehmen wollte sich keines zu dem Bloomberg-Bericht äußern.
Sollte es zu einer Übernahme kommen, könnte damit der bisher größte Deal im Chipbereich besiegelt werden. Denn nicht nur haben sich in den vergangenen Jahren die allgemeinen Bewertungen für Unternehmen in der Chipbranche vervielfacht, auch das Interesse an ARM im Speziellen hat zugenommen – vor allem aufgrund des weiterhin boomenden Smartphone-Sektors. Zuletzt hatte zudem Apple seine Rückkehr zur ARM-Architektur bei seinen Macs verkündet – und damit Chipriese Intel vor den Kopf gestoßen.
Nvidia könnte 100 Milliarden Dollar wert sein
2016 hatte Softbank für ARM, die damals größte börsennotierte britische Tech-Firma, 32 Milliarden US-Dollar auf den Tisch gelegt. Legt man als Maßstab die Entwicklung des sogenannten Philadelphia-Stock-Exchange-Semiconductor-Indexes der vergangenen vier Jahre an (sprich: plus 185 Prozent), so könnte sich die Bewertung von ARM durchaus im Bereich von 80 bis 100 Milliarden Dollar bewegen. ARM könnte aber auch deutlich mehr wert sein. Der Börsenwert von Nvidia etwa hat sich seit 2016 fast verachtfacht – der Grafikchip-Spezialist ist derzeit rund 250 Milliarden Dollar wert.
Warum Softbank den aktuell boomenden Chiphersteller ARM unbedingt loswerden will, ist unklar. Beobachter meinen, dass sich der Konzern, der zuletzt viel Geld in den strauchelnden Büroraumanbieter Wework gesteckt und Milliardenverluste verbucht hat, einfach seine Reserven auffüllen will. Nicht zuletzt die Coronakrise soll Softbank recht gebeutelt haben. Zuvor hatte der japanische Konzern schon Anteile an Alibaba und T-Mobile USA abgestoßen. Softbank hielt übrigens noch bis vor wenigen Jahren einen milliardenschweren Anteil an Nvidia. Anfang 2019 hieß es aber, dass der Konzern mittlerweile alle Nvidia-Anteile verkauft habe.
Chip-Deal: Regulierungsbehörden als Hürde
Eine wichtige Hürde gibt es allerdings für Nvidia, sollte das Unternehmen tatsächlich die Übernahme von ARM anpacken wollen: die Wettbewerbshüter. Schließlich würde es sich nicht nur um einen besonders großen Deal handeln. Die ARM-Technologie nutzen unter anderem auch die großen Nvidia-Rivalen Intel und AMD. Und die, so meinen zumindest Beobachter, dürften bei einem Deal dieses Ausmaßes Einspruch erheben.