Große Bitcoin-Analyse: 0,01 Prozent der Hodler halten 27 Prozent der Umlaufmenge
Wer zu dem einen Prozent der Bitcoin-Hodler gehört, die den Löwenanteil der wichtigsten Kryptowährung der Welt kontrolliert, darf sich wohl hochoffiziell als reich bezeichnen. Eine Studie des National Bureau of Economic Research hat ergeben, dass die 10.000 größten Bitcoin-Konten fünf Millionen Bitcoins besitzen, was einem Gegenwert von etwa 232 Milliarden Dollar entspricht.
Bitcoin konzentrierter als Dollar
Da aber laut Crypto.com schätzungsweise 114 Millionen Menschen weltweit die Kryptowährung besitzen, bedeutet dies, dass etwa 0,01 Prozent der Bitcoin-Inhaber 27 Prozent der 19 Millionen im Umlauf befindlichen Bitcoins kontrollieren. Das berichtet das Wall Street Journal (WSJ) und verweist zum Vergleich auf die USA, in denen trotz einer beispiellosen Kapitalkonzentration im Verlaufe der Coronapandemie die reichsten ein Prozent der Haushalte „nur“ etwa ein Drittel des gesamten Vermögens besitzen.
In der Studie, die von den Finanzprofessoren Antoinette Schoar von der US-amerikanischen MIT Sloan School of Management am Massachusetts Institute of Technology und Igor Makarov von der britischen London School of Economics durchgeführt wurde, wurde zum ersten Mal jede Transaktion in der mehr als 13-jährigen Geschichte von Bitcoin kartiert und analysiert. Sie zeigt eine Zentralisierung, die Zweifel am grundlegenden Konzept des Bitcoins aufkommen lässt.
Starke Kapital-Zentralisierung birgt Risiken
Die Studienautoren weisen darauf hin, dass die Zentralisierung das gesamte Bitcoin-Netzwerk anfälliger für systemische Risiken mache. Zweitens bedeute dies, dass der Großteil der Gewinne aus dem steigenden Preis und der zunehmenden Akzeptanz an eine unverhältnismäßig kleine Gruppe von Investoren geht.
„Trotz der knapp 14 Jahre, die es nun schon gibt, und des Hypes, den es ausgelöst hat, ist es immer noch so, dass es sich um ein sehr konzentriertes Ökosystem handelt“, sagt Professorin Schoar gegenüber dem WSJ.
Obschon Bitcoin 2008 als Open-Source-Softwareprojekt gestartet worden war und jedermann die Mining-Software herunterladen, ein „Knoten“ im Netzwerk werden und Bitcoin „schürfen“ konnte, habe sich das Bitcoin-Netzwerk in der Praxis sehr stark zentralisiert, so die Studienautoren. Die meisten Menschen, die damit handeln, täten dies über Börsen und die Kosten für das Mining seien so hoch geworden, dass sich nur eine kleine Gruppe von Unternehmen diese Form des Schürfens nach Bitcoin leisten kann.
Nur 10 Prozent der Transaktionen sind „echtes Volumen“
So sei hauptsächlich der Reichtum der Bitcoin-Miner und -Börsen in den vergangenen zwei Jahren in die Höhe geschnellt. Auch habe sich die Anzahl der Personen, die Bitcoin besitzen, mehr als verdoppelt. Dennoch stammten etwa 90 Prozent der Transaktionen rund um den Bitcoin aus zwei Tätigkeiten, die keine eigentliche wirtschaftliche Funktion haben, so die Forscher. Dabei handele es sich um die Abwicklung von Transaktionen einerseits und das Senden von Bitcoins zwischen Wallets von ein und demselben Nutzer, um dessen Identität zu verschleiern.
Die verbleibenden 10 Prozent des Volumens dominiere der Handel. Nur diesen Teil qualifizieren die Forschenden als „echtes Volumen“. Dabei machten die Transaktionen zwischen Börsen und Trading Desks etwa 75 Prozent dieses Gesamtvolumens aus.
Von wegen Bitcoin wird in großem Umfang von Kriminellen genutzt
Das klingt alles wenig aufbauend. Allerdings haben die Studienautoren sich auch mit dem Vorwurf beschäftigt, der Bitcoin würde vornehmlich für kriminelle Zwecke verwendet. Sie konnten ihn vollumfänglich entkräften. So stellten sie fest, dass Betrügereien, Glücksspielseiten und andere illegale Verwendungszwecke, die den Strafverfolgungsbehörden und Gesetzgebern Sorgen bereiten, weniger als drei Prozent des Volumens ausmachten.
Schoar und Makarov machten sich für ihre Analyse die Funktionsweise der Blockchain zunutze. Denn anders als bei Bargeld oder digitalen Fiat-Transfers findet Bitcoin in einem Netzwerk statt, das jede Transaktion in einem öffentlich einsehbaren Ledger aufzeichnet. Zwar sind die Identitäten der Nutzer nicht mit diesen Transaktionen verknüpft. Es ist aber dennoch möglich, Transaktionen zu verfolgen und zu analysieren, ihre Verwendung zu bestimmen und festzustellen, ob die Konten Institutionen oder Einzelpersonen repräsentieren.