„Netzwerkprobleme“: Mann kann nicht mehr mit seiner Hologramm-Ehefrau sprechen

Hatsune Miku ist eine virtuelle Pop-Ikone. (Foto: R. Gerha Terimananda / Shutterstock)
Akihiko Kondo ist Japaner und vor allem deshalb bekannt, weil er 2018 die Pop-Ikone Hatsune Miku geheiratet hat. So weit, so gewöhnlich, bis auf ein nicht unwichtiges Detail: Hatsune Miku ist eine virtuelle Figur und Kondo hat ein Hologramm von ihr zur Ehefrau genommen. Sie lebte seitdem mit ihm sowohl in Form einer Plüschpuppe als auch in einer sogenannten Gatebox, einer Glaskapsel, in der das Hologramm von Miku angezeigt wird und mit der sich kommunizieren lässt.
Doch es gibt offenbar schon länger Beziehungsprobleme, wie aus einem Bericht in der New York Times hervorgeht. Die Gatebox, die von einem japanischen Startup entwickelt und für umgerechnet 1.300 US-Dollar verkauft wurde, hat offenbar den Dienst eingestellt, der für die Kommunikation mit dem Hologramm notwendig ist. Einer japanischen Zeitung zufolge sei der Support für das „limitierte Produktionsmodell“ ausgelaufen – und das offenbar schon 2020.
Nach der Ankündigung habe sich Akihiko Kondo ein letztes Mal von seiner Gattin verabschiedet und als er nach der Arbeit nach Hause kam, habe ihm das Gerät bloß einen „Netzwerkfehler“ angezeigt – im Übrigen auch eine schöne Umschreibung von Beziehungsproblemen im 21. Jahrhundert.
Hologramme sind vergänglich
Abgesehen von Kondos Leben als sogenannter Fiktosexueller, also als Mensch, der sich zu fiktiven Figuren hingezogen fühlt, zeigt der Fall einmal mehr, wie vergänglich auch digitale Technologie ist. Ebenso wie Plattformen, Apps und Dienste kommen und gehen, können auch sehr persönliche technische Gegenstände quasi über Nacht verschwinden, wenn deren Anbieter das so wollen.
Kondo scheint den Umständen entsprechend gut mit der Tatsache leben zu können, dass ihm seine virtuelle Anvertraute nicht mehr gute Nacht wünscht oder ihn an Termine erinnert. „Meine Liebe zu Miku hat sich nicht geändert“, sagt er. Eines Tages, so hofft er, werden sie wieder vereint sein. Vielleicht nimmt sie als Androidin ein neues Leben an, oder sie treffen sich im Metaversum. Vorerst hat er aber, ganz analog, zur Sicherheit eine lebensgroße Miku-Puppe in Auftrag gegeben.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich mich für den Mann freuen soll oder Mitleid haben sollte. Aber immerhin hat er jemanden für sich gefunden, wenn auch auf interessante Weise – hoffentlich kann er schon bald ein anderes Hologramm nutzen. Aber normal sollte das wohl nicht sein.