An historischem Ort: Hier sollen Hunderte Flugtaxis hergestellt werden
Wenn es um neue Technologien geht, will man eigentlich nicht irgendwann wieder am einstmaligen Ausgangspunkt landen. Innovation heißt schließlich Fortschritt und man möchte den Punkt, an dem eine Idee ihren Anfang genommen hat, immer weiter hinter sich lassen.
Dass das nicht immer so sein muss, beweist der US-amerikanische Flugtaxi-Hersteller Joby Aviation. Wie am Montag, dem 18. September 2023, bekannt gegeben wurde, wird das Unternehmen bis spätestens 2025 nämlich in der buchstäblichen Kinderstube der motorisierten Luftfahrt seine hochmodernen Flugtaxis bauen: in demselben Flusstal des Ohio River, in dem die Brüder Wright der Menschheit Flügel gemacht haben.
Joby Aviation: Hunderte Flugtaxis sollen in Ohio vom Band rollen
Dass Flugtaxis wahrhaft noch Zukunftsmusik sind, wissen wir Deutschen besonders gut. Waren sie schon vor fünf Jahren Hype-Thema unserer Bundesregierung, warten wir immer noch auf den Anblick senkrecht startender elektrischer Fluggeräte, die jeweils für den Transport einer Handvoll Menschen ausgelegt sind. An eben solchen sogenannten Electric Vertical Take-Off and Landing Aircrafts (eVTOL) arbeitet auch das aus Kalifornien stammende Joby Aviation.
In dem neuen Werk, das in der Nähe des Dayton International Airport im US-Bundesstaat Ohio entstehen soll, sollen bis 2025 Hunderte eVOTL pro Jahr gebaut werden. Laut Governor Mike DeWine ist die geplante 57 Hektar große Anlage auch ein Zeichen an die Einwohner:innen Ohios, dass ihr Bundesstaat in Richtung Zukunft blickt. „Das ist eine große Sache für uns“, wird er von apnews.com zitiert.
Dayton: Lokale Wirtschaft hat auf eine solche Chance schon lange gewartet
So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass der Staat, der sich in Sachen Flugzeugbau historisch gewachsen gut auskennt, einen solchen Deal bereits seit zwei Jahrzehnten vorbereitet hat und sich unter anderem auf die Schaffung neuer Arbeitsplätze freut. „Die Region Dayton ist seit hundert Jahren führend in der Luftfahrtinnovation“, sagte Governor Jon Husted. „Aber die Gewinnung eines großen Flugzeugherstellers ist der lokalen Wirtschaft immer verwehrt geblieben. Mit dieser Ankündigung wird dieser Wunsch Wirklichkeit.“
Die elektrischen Fluggeräte von Joby Aviation sollen einen Piloten sowie vier Passagier:innen transportieren können. Mit einer maximalen Geschwindigkeit von rund 320 Kilometern pro Stunde und einer Reichweite von etwa 160 Kilometern sollen die elektrischen Senkrechtstarter unter anderem das Pendeln in Städten revolutionieren. Die, wie das Unternehmen selbst angibt, besonders leisen Flugtaxis sollen ab 2025 Teil eines Ridesharing-Netzwerks in der Luft werden.
Die Brüder Wright waren indirekt tatsächlich am Deal beteiligt
Laut Joby-Aviation-CEO JoeBen Bevirt war es übrigens tatsächlich der historische Hintergrund der Gegend im Ohio River Valley, der letztendlich den Ausschlag für die Entscheidung für diesen Standort gegeben hat. So hätte Ohio finanziell nicht das beste Päckchen schnüren können, aber „die Chance, das Projekt an den Geburtsort der Luftfahrt zu bringen“, sei nicht auszuschlagen gewesen.
Die Brüder Orville und Wilbur Wright haben ihrer Zeit in Dayton, Ohio, gelebt und gearbeitet. Von Kindesbeinen an waren die beiden von Otto Lilienthal und der Luftfahrt des Menschen fasziniert, weswegen die Brüder Anfang des 20. Jahrhunderts zunächst mit Gleitflugzeugen experimentierten, ehe sie mit den ersten motorgesteuerten Fluggeräten zu Pionieren der Luftfahrt wurden. 1910 wurde die erste US-amerikanische Flugzeugfabrik in Dayton durch die Wrights eröffnen.
Um die besondere Nähe von Vergangenheit und Zukunft der Luftfahrt zu würdigen, wurde der Deal zwischen dem Bundesstaat Ohio und Flugtaxi-Bauer Joby Aviation übrigens in Orville Wrights Anwesen in Dayton verkündet. Zur Feier des Tages war dann auch noch ein Vorbeiflug eines Nachbaus des Wright Model B Flyers organisiert worden.
Es fehlt ein Hinweis auf das deutsche Flugtaxi-Projekt in Dresden!