Humane AI Pin bei Kunden unbeliebt: Viele geben das Gadget zurück – danach ist es nutzlos
Mit dem Humane AI Pin hatte sich das Startup um die ehemaligen Apple-Mitarbeiter:innen Imran Chaudhri und Bethany Bongiorno ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Der kleine Anstecker mit eingebautem Projektor und KI-Unterstützung sollte das Smartphone ersetzen. Das Vorhaben kam gut an. Rund 200 Millionen US-Dollar Kapital konnte das Unternehmen einsammeln. Zu den Investor:innen gehört auch OpenAI-Chef Sam Altman.
Von seinem Ziel ist Humane allerdings weit entfernt. Bei Tester:innen fiel das Gadget durch. Dazu kamen Probleme mit einem Ladecase. Die Folge: Zwischen Mai und August 2024 haben Kund:innen mehr Pins zurückgegeben als eingekauft. Das geht aus Verkaufsdaten hervor, die The Verge vorliegen.
Retouren im Wert von über eine Million Dollar
Bis Juni seien demnach nur 8.000 Pins nicht zurückgegangen, derzeit soll die Zahl der Gadgets in Kundenhänden näher an 7.000 liegen. Laut The Verge hat das Unternehmen mit Gadgets und Zubehör etwa neun Millionen Dollar eingenommen. Vor der Auslieferung hatten Kund:innen allerdings 1.000 Bestellungen storniert. Der Wert der Rückgaben beläuft sich auf mehr als eine Million Dollar.
Bis heute soll Humane insgesamt 10.000 Pins und Zubehör verschickt haben. Damit ist das Unternehmen sehr weit weg vom eigentlichen Ziel. Laut der New York Times plante Humane für 2024 mit 100.000 verkauften Einheiten.
OpenAI-Sprecherin Zoz Cuccias spricht dagegen von Ungenauigkeiten in den Zahlen von The Verge. Details nannte sie nicht. Auf Nachfrage von The Verge antwortete sie: „Wir können nichts weiter dazu sagen, da wir uns nicht zu Finanzdaten äußern, und werden uns an unseren Rechtsbeistand wenden.“
Es bleibt nur Elektroschrott
Zu den finanziellen kommen Umwelt-Probleme. Laut Bericht kann Humane zurückgeschickte AI Pins nicht wieder aufbereiten und als Refurbished-Produkte günstiger weiterverkaufen. Heißt im Klartext: Geben Kund:innen das Produkt zurück, wird daraus Elektroschrott. Auch der Weiterverkauf über Plattformen wie Ebay funktioniert für Käufer:innen nicht.
Schuld daran ist demnach die Kopplung an einen Mobilfunkvertrag von Partner T-Mobile. Humane habe bislang keine Möglichkeit gefunden, einen gebrauchten Pin einer neuen Person zuzuweisen. Die zurückgegebenen Geräte soll das Unternehmen immerhin noch nicht entsorgt haben. Insidern zufolge hoffe man noch darauf, das Problem zu lösen.
Ein Flop mit Vorlauf?
Laut The Verge hätte Humane diese Negativspirale verhindern können. Schon in einer frühen Testphase, in der Mitarbeiter:innen, Verwandte und Investor:innen das Gadget ausprobieren konnten, beklagte sich einem Insider zufolge ein Proband beim Kundensupport. Der soll das Gadget als „desorientierend“ und „frustrierend“ beschrieben haben. Das Feedback hinterließ offenbar Spuren im Unternehmen. Der AI Pin kam aber trotzdem auf den Markt.
Humane ist kein Einzelfall
Das Problem mit dem voreiligen Marktstart hat Humane allerdings nicht exklusiv. Mit dem R1 brachte das Startup Rabbit ein anders aussehendes, aber ähnlich funktionierendes Gadget offenbar zu früh heraus. Auch dieses Gadgets kam bei Tester:innen nicht gut weg. Im Nachgang fiel der R1 unter anderem mit Datenschutzproblemen auf.