
Anthropic, xAI und andere Unternehmen für künstliche Intelligenz sehen Humor als wichtiges Merkmal ihrer Dienste an.
Fade, unoriginell und übermäßig politisch korrekt: Komiker sehen kaum Nutzen in der KI
Für eine Anfang des Monats veröffentlichte Arbeit hatte eine Gruppe von Deepmind-Forscher:innen 20 Komiker:innen gebeten, ihre Erfahrungen mit führenden Chatbots zu teilen, wenn sie diese beim Schreiben von Witzen benutzen. Die Befragten hielten die KI insgesamt für fade, unoriginell und übermäßig politisch korrekt.
Einer verglich KI mit „Kreuzfahrtschiff-Comedy-Material aus den 1950er Jahren, nur etwas weniger rassistisch“. Einige Comedians bestätigten der KI immerhin die Fähigkeit, bei ersten Entwürfen zu helfen. t3n berichtete.
„Unsere Teilnehmer beschrieben Comedy als ein zutiefst menschliches Unterfangen, bei dem Autoren und Darsteller auf ihre persönliche Geschichte, den sozialen Kontext und das Verständnis ihres Publikums zurückgreifen müssen“, lässt sich Deepmind-Forscherin Juliette Love von Bloomberg zitieren. Das stelle die heutigen KI-Modelle vor „fundamentale Herausforderungen“. Denn in der Regel würden die Modelle auf Daten aus einer Momentaufnahme trainiert und hätten daher wenig bis keinen Kontext zu den Situationen, in denen sie eingesetzt werden.
Anthropic: Humor ist eine harte Nuss
Nicht nur bei Deepmind macht man sich Gedanken über den Sinn von KI und dessen Mangel an Humor. Immerhin hatte Elon Musks xAI den Chatbot Grok als die witzigere Alternative zu konkurrierenden Chatbots positioniert.
Auch Anthropic veröffentlichte vergangene Woche sein neues KI-Modell Claude 3.5 Sonnet. Das soll nach Unternehmensangaben Humor deutlich besser erfassen können.
„Humor ist eine harte Nuss“, räumt Anthropic-Chefin Daniela Amodei ein und ergänzt: „Ich glaube nicht, dass Claude so gut ist wie ein Komiker, für den man Geld bezahlen würde, um ihn zu sehen, aber ich denke, wir haben uns definitiv verbessert.“
Humor als wichtiger Faktor der KI
Es mag auf den ersten Blick nicht sonderlich nutzwertig erscheinen, KI-Tools Humor beizubringen. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall.
Denn der Schwerpunkt liegt derzeit auf der Entwicklung dialogfähiger Chatbots, die immer komplexere Anfragen von Nutzern bearbeiten können. Damit würden sie deutlich mehr Zeitanteile im privaten und professionellen Leben auf sich ziehen können. Bloß, wer will ständig mit jemandem kommunizieren, der gähnend langweilig formuliert.
Es geht also um die Entwicklung von Chatbots, die so angenehm sind, dass die Nutzer:innen zu Hause und bei der Arbeit mit ihnen sogar kommunizieren wollen. „Wenn Sie an die Menschen denken, mit denen Sie wahrscheinlich am liebsten zusammenarbeiten, dann sind sie professionell, ansprechbar und integer, richtig?“, sagt Amodei. „Sie sind ehrlich, können aber auch ein wenig Humor in ein Gespräch mit Ihnen einbringen.“
Humor birgt Schadensrisiko für manche
Die Entwicklung hat allerdings eine Kehrseite. Darauf weist Deepmind-Forscherin Love hin. Sie sagt, dass die etwas kantigere, weniger politisch korrekte Repräsentation „den potenziellen Schaden für einige Gruppen erhöhen könnte.“
„Wir müssen ein sorgfältiges Gleichgewicht finden. Humor kann polarisierend sein; die Grenze zwischen lustig und beleidigend liegt für verschiedene Zielgruppen an unterschiedlichen Stellen“, gibt sie zu bedenken. „Es ist wichtig, dieses Risiko zu minimieren, was möglicherweise auf Kosten des Humors geht.“ Die KI-Unternehmen haben also noch einiges an Arbeit vor sich.