Ein Schritt näher am Quantencomputing: IBM stellt Prozessor Eagle vor
Vor einigen Monaten stellte IBM einen Entwicklungsplan vor, mit dem das Unternehmen die Quantentechnologie meistern will – die Entwicklung solcher Computer also, die auf quantenmechanische Weise Rechenleistungen erbringen und Aufgaben lösen, an die heutige Supercomputer nicht annähernd herankommen.
Bis Ende des Jahres hatte IBM hierfür den Quantenprozessor Eagle versprochen, der ein wichtiger Baustein für diesen Plan sein sollte – und dieses Versprechen nun eingelöst: „Unser erster 127-Qubit-Prozessor Eagle ist für ausgewählte Mitglieder des IBM-Quanten-Netzwerk nun als beispielhaftes System auf der IBM-Cloud verfügbar“, teilte Jerry Chow, Chef der Entwicklungsabteilung für Quanten-Hardware-Systeme, dem Online-Magazin Endgadget mit.
Mehr klassische Bits als Atome in allen Menschen dieser Erde
IBM zufolge ist Eagle der erste Prozessor, der nicht von einem klassischen Supercomputer simuliert werden kann. Um das zu veranschaulichen, rechnete das Unternehmen vor, dass für eine solche Simulation mehr reguläre Bits nötig seien, als es Atome in allen Menschen auf diesem Planeten gibt. Dem Unternehmen zufolge basiert dieser Durchbruch in der Quantentechnologie auf einem neuen Design, das die Steuerungskomponenten auf mehrere verschiedene physikalische Ebenen setzt, während die Qubits auf einer einzigen Ebene verortet sind. Dies erlaube einen erheblichen Anstieg an Rechenleistung.
Rennen um Quantentechnologie noch nicht entschieden
Bislang machte IBM allerdings noch keine Angaben zum Quantenvolumen des Prozessors – eine Maßeinheit, die das Unternehmen selbst mitgeprägt hat. Demnach ist es noch schwierig, Eagle in den direkten Vergleich mit anderen, ähnlichen Entwicklungen auf dem Markt zu setzen. Denn IBM ist bei Weitem nicht das einzige Technologie-Unternehmen, das sich der Quantentechnologie verschrieben hat. Bereits im vergangenen Oktober stellte Honeywell H1 vor, einen Quantencomputer, der mit nur zehn vernetzten Qubits angeblich auf ein Quantenvolumen von 128 kommt. Und schon 2019 sorgte Google für Kontroverse, als der Konzern behauptete, mit seinem Sycamore-System einen Quantencomputer zu schaffen, der bereits Rechenleistungen und Lösungen erbringt, die ein klassischer Computer nicht schafft.
Dass dies zum aktuellen Zeitpunkt der Quantentechnologie-Entwicklung wohl noch nicht praktisch möglich ist, räumt IBM selbst ein. Der Quantenchip Eagle sei lediglich ein weiterer Schritt in Richtung einer Technik, die eines Tages die Computer-Welt revolutionieren soll – wenn auch ein beachtlicher.