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Analyse

Ikeas Gaming-Möbel: 4 Fragen, die es zu beantworten gilt

Ikeas Gaming-Kollektion dürfte sehr viele Menschen ansprechen, die gerne Videospiele spielen. Doch warum betritt das Unternehmen erst jetzt den Markt? Und wie könnte der Möbel-Hersteller das Bild des Gamers verändern?

4 Min.
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Die Gaming-Kollektion von Ikea ist im Vergleich vor allem: schlicht. (Foto: Ikea)

Am 1. Oktober soll sie nun auch in Deutschland erhältlich sein: Die Gaming-Möbel-Kollektion, die Ikea zusammen mit ROG kreiert hat. Darin enthalten sind etwa ein Gaming-Stuhl mit Kopflehne, ein höhenverstellbarer Tisch, ein Ringlicht oder ein Getränkehalter. Kurzum, in fast 30 neuen Produkten sollen Gamer:innen die für sie idealen Möbel und Accessoires finden, um den Videospiel-Alltag zu vereinfachen.

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Ein genauerer Blick auf diese Kollektion wirft jedoch ein paar Fragen auf, deren Beantwortung einiges über die Verfassung des Gaming-Marktes und des angestrebten Publikums aussagen kann. Denn Ikea verschafft sich nun Zugang zu einem Markt, der milliardenschwer ist.

Wieso erst jetzt?

Allein im Jahr 2020 haben Menschen in Deutschland etwa 1,2 Milliarden Euro für Gaming-Peripherie ausgegeben. Dazu zählen etwa die extra für Gamer:innen hergestellten Tastaturen, Mäuse oder Stühle. Das ist ein Markt, der beständig wächst und sich diversifiziert. International liegen diese Zahlen freilich noch viel höher. Die Märkte in Nordamerika und Asien bringen den Unternehmen nicht nur deutlich höhere Einnahmen, auch werden die meisten dieser Produkte dort produziert.

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Somit drängt sich also eine Frage auf: Wieso steigt Ikea, die weltweit größte Möbel-Kette, erst im Oktober 2021 richtig in den Gaming-Markt ein? Freilich gab es schon vorher das ein oder andere Produkt, das sich an Gamer:innen richtete. Doch im großen Stil geht es erst mit der Kollektion los, die sie zusammen mit ROG erstellt haben. Daher hat das milliardenschwere Unternehmen bisher im Vergleich kleineren Playern wie Razer den Gaming-Peripherie-Markt überlassen. Zusammen mit Firmen wie etwa Secretlab haben sie Produkte wie Gaming-Stühle, -Tastaturen, oder -Headsets kreiert, die einen ganz spezifischen Kunden ansprechen sollten: den (!) Gamer.

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Woher die Notwendigkeit?

Auf den Produktfotos der Gaming-Kollektion von Ikea sieht man auf den ersten Blick vor allem kreischende Farben. Damit passen die Produkte perfekt in den Markt, der vor allem um einen männlichen Kunden herum gebaut wurde, den stereotypen Gamer. Der spielt in seinem Gaming-Zimmer Videospiele und will mit seinen Gaming-Produkten allen Menschen zeigen, dass er Gamer ist. Die Hersteller von Gaming-Möbeln haben einen Markt erschaffen, der seine Notwendigkeit erst selbst erschafft: Weil an allen Ecken suggeriert wird, dass Gaming-Peripherie bunt und „spacig“ zu sein hat, suchen die Gamer auch genau diese Produkte.

Ikea betont, die Gaming-Produkte ließen sich leicht individualisieren. (Bild: Ikea)

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Denn außerhalb von bestimmten Tastaturen oder Mäusen, die im kompetitiven Gaming-Bereich vielleicht angebracht sein mögen, handelt es sich bei Gaming-Möbeln freilich größtenteils um unsinnige Produkte. Ein Gaming-Stuhl unterscheidet sich von einem Schreibtischstuhl vor allem durch seine Gaming-Motive. Und dadurch, dass er oft teurer und weniger hochwertig ist. Aber der Markt bestimmt das Verlangen: Der Gamer braucht einen passenden Stuhl. Genau dieses Verlangen möchte Ikea nun also auch bedienen. Oder?

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Wieso so anders?

Ein genauerer Blick auf die Gaming-Produkte von Ikea zeigt, dass diese größtenteils auf die übertriebene Gamer-Ästhetik verzichten. Auf den Werbebildern mögen zwar bunte Lichter blenden, doch darunter sind Möbel zu sehen, die vor allem eines sind: schlicht. Damit stechen diese Produkte doch heraus in einem Markt, der sich zwar langsam wandeln mag, aber doch eben vor allem durch grelle Ästhetik überzeugen möchte. Der Gaming-Stuhl hat lediglich einen farblichen Streifen. Der Tisch soll durch seine Funktionalität bestechen. Und selbst der Getränkehalter mag zunächst wie ein Gamer-Energydrink-Klischee wirken, ist aber doch eigentlich nur ein schlichter Getränkehalter.

Der Gaming-Markt wird immer diverser. In Deutschland sind 48 Prozent der Spieler:innen weiblich. Der Altersdurchschnitt liegt bei etwa 37 Jahren. 24 Prozent der Gamer:innen haben einen Hochschulabschluss. Das zeigt, dass dieses Klischee des Gamers in seinem dunklen Zimmerchen schon lange nicht mehr stimmt – wahrscheinlich nie gestimmt hat. Das viel breitere Publikum macht sich in den Spielen selbst bemerkbar, dadurch dass auch weibliche, queere, nicht-weiße Entwickler:innen an ihnen mitarbeiten. Es macht sich aber auch in den Produkten bemerkbar, die um diese Spiele herum existieren.

Auch an Streamer:innen wird mit einem Ringlicht und einer Smartphone-Halterung gedacht. (Foto: Ikea)

Ikea scheint also einen Zeitpunkt abgepasst zu haben, in dem der Gaming-Möbel-Markt aus der selbstgeschaffenen Nische heraustritt. Sie sprechen Kund:innen an, die gerne Videospiele spielen, aber keine Wohnung möchten, die schreit: Ich bin Gamer:in. Eine vermeintliche Identität, die vor allem von der Gaming-PR geschaffen wurde, um mehr Produkte verkaufen zu können. Es ist noch immer fraglich, ob jemand, der oder die gerne Videospiele spielt, wirklich einen „Gaming-Tisch“ braucht. Aber zumindest verändert sich gerade die Ästhetik der Produkte, die diese Spieler:innen ansprechen sollen.

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Wie geht es weiter?

Sicher ist, dass ein Unternehmen wie Ikea eine tiefgehende Marktanalyse betrieben hat und jetzt den geeigneten Zeitpunkt sieht, um den Gaming-Markt mit einer eigenen Kollektion zu bedienen. Ebenso ist davon auszugehen, dass Ikea weitere Artikel zum Verkauf anbieten wird, wenn sich die ersten 30 gut verkaufen – und davon ist auszugehen. Das Interesse an den Gaming-Produkten von Ikea ist groß.

Interessant wird es sein, zu beobachten, wie sehr Ikea den Gaming-Peripherie-Markt verändern wird. Die Anbieter von Gaming-Möbeln und anderen Produkten der Sparte streben schon seit einigen Zeit danach, einen breiteren Markt anzusprechen. So bieten Unternehmen wie Logitech Gaming-Zubehör an, das dezidiert nicht nach „Gamer“ aussehen soll. Es ist gut möglich, dass Ikea dieser Bewegung einen großen Schub geben wird. Wenn Käufer:innen im Geschäft Gaming-Produkte sehen, die ihr Hobby womöglich angenehmer machen, die aber nicht grellbunt und leuchtend sind, wird vielleicht auch in ihnen der Wunsch geweckt, diese Produkte zu kaufen. Und wird dieser Markt der sogenannten „Casual Gamer“ weiter erschlossen, können die Verkäufe von Gaming-Peripherie nochmal deutlich gesteigert werden. Dennoch bleibt freilich die Frage: Braucht es wirklich einen speziellen Stuhl, um Videospiele zu spielen?

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