
Es klingt nach einer alten Meldung, aber sie ist offenbar aktueller denn je: Die Filmindustrie hat das Thema Raubkopien im Netz immer noch nicht im Griff und findet teilweise bereits wenige Stunden nach dem Filmstart aktueller Filme diese im Netz. Waren es früher einfache Screener mit bestenfalls via Autokino mitgeschnittenem Ton, finden sich heute quasi in Originalqualität Bild und Ton. Streamingdienste wie HBO Max oder Netflix und Schwachstellen bei deren Kopierschutz dürften hier dazu beitragen, dass die Verbreitung über Tausch- und Streamingbörsen innerhalb kürzester Zeit erfolgen kann.
So konnten laut Medienberichten mit Aussagen der Hollywood-Studios bereits kurz nach dem Start Filme wie „Black Widow“, „The Suicide Squad“ oder „Godzilla vs. Kong“ über illegale Plattformen heruntergeladen werden. Die Auswirkungen sind laut Filmindustrie verheerend – so bleiben etwa beim Disney-Streifen „Black Widow“ die Zuschauerzahlen in den Kinos weit hinter den Erwartungen zurück, während der Film aber offenbar bei den illegalen Downloads bemerkenswerte Zahlen schaffen soll. Wieviel davon der Corona-Sondersituation zuzuschreiben ist und wie viele Zuschauer derzeit den Gang ins Kino scheuen, steht hierbei auf einem anderen Blatt.
Boom der Streamingdienste führt auch zu mehr illegalen Inhalten
Doch es gibt noch einen weiteren Grund, warum insbesondere in den USA die Nutzung illegaler Streams zunehmen dürfte: Die Fragmentierung der Streaming-Szene hat dazu beigetragen, dass viele Nutzer eben einen oder zwei Dienste beziehen, bestimmte Inhalte dort aber eben nicht zu finden sind. Insgesamt haben Streaming-Lösungen aber sowohl in den USA als auch in Westeuropa durch die Monate der Pandemie einen enormen Zulauf und die Zuschauer konsumieren einfach mehr Inhalte.
Dennoch versucht die Filmindustrie insbesondere in den USA, schärfere Gesetze gegen die Verbreitung von Raubkopien (der Begriff ist eigentlich im Streaming-Zeitalter mehr denn je falsch gewählt) durchzusetzen. Doch insbesondere weil viele illegal verbreitete Filme auf Servern in anderen Ländern liegen und auch weil die Verursacher dieser Schäden dem Vernehmen nach vor allem in China zu suchen seien, könnte es wieder mal ein aussichtsloser Kampf der Industrie werden.
Insbesondere die Filmindustrie und noch mehr die Kinobetreiber trifft all das doppelt hart: Sie hatten knapp 18 Monate kaum nennenswerte Filmstarts und die wirklichen Blockbuster blieben angesichts der Pandemie auch aus. Hinzu kommt, dass viele Nutzer inzwischen selbst in den eigenen vier Wänden über bemerkenswertes technisches Equipment verfügen und daher das Kino weiter an Attraktivität verliert. Die Verunsicherung in der Branche sei ohnehin hoch und die Bereitschaft, neue Projekte anzustoßen, mehr als moderat, berichtet ein Mitarbeiter eines deutschen Verleihers.