Die Automatisierung der Industrie nimmt Fahrt auf. 422.000 verkaufte Industrie-Roboter hat die International Federation of Robotics (IFR) im vergangenen Jahr gezählt – Rekord. Dem aktuellen World-Robotics-Bericht zufolge gab die Industrie dafür weltweit 16,5 Milliarden Dollar aus. Die Investitionen in diesen Bereich sollen in den kommenden Jahren steigen. 2022 rechnet die IFR schon mit 584.000 verkauften Einheiten. 2013 waren 178.000 Industrie-Roboter verkauft worden.
Industrie-Roboter: Autoindustrie als Treiber
Die Industrie-Roboter kommen vor allem in fünf Ländern zum Einsatz, die drei Viertel des Gesamtmarktes für sich beanspruchen. Neben China sind das Japan, die USA, Südkorea und Deutschland. China dominiert mit 154.000 neuen Robotern und Investitionen von 5,4 Milliarden Dollar den Markt für Industrie-Roboter. Deutschland ist mit 26.700 verkauften Robotern im vergangenen Jahr in Europa die Nummer eins.
Geht es danach, wie hoch der Anteil von Robotern in Fabriken ist, ist Deutschland hinter den führenden asiatischen Ländern Singapur und Südkorea mit 338 Robotern pro 10.000 Fabrikarbeitern die Nummer drei der Welt, noch vor Japan und den USA. Deutschlands hoher Automatisierungsgrad ist vor allem von der Autoindustrie getrieben. In Deutschland wurden in diesem Bereich 2018 knapp 16.000 neue Industrie-Roboter in Betrieb genommen. Insgesamt macht die Autoindustrie fast 30 Prozent des Gesamtmarktes aus. Bei den Umsätzen mit Industrie-Robotern ist die Software übrigens nicht mit eingerechnet.
Die IFR hat in einer weiteren Analyse auch die Verbreitung von sogenannten Service-Robotern unter die Lupe genommen. Demnach wurden 2018 Roboter für professionelle Zwecke und Haushaltsroboter im Wert von 12,9 Milliarden Dollar verkauft. Der Markt für die Service-Roboter soll noch schneller wachsen als jener für Industrie-Roboter. Die IFR erwartet für 2022 eine Steigerung der Investitionen auf über 45 Milliarden Dollar. Knapp die Hälfte davon machen Ausgaben für Service-Roboter im Logistik-Bereich aus.
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Die Zahlen klingen auf den ersten Blick gar nicht schlecht und überraschen angesichts der Digitalisierungsschelte für Deutschland auch. Allerdings lassen sich nicht erkennen, dass eine ganze Reihe der Unternehmen die Fähigkeiten ihrer neuen Maschinen gar nicht komplett ausnutzt: Industrieroboter sind mit Sensoren ausgestattet, die Datensammlung im großen Stil erlauben – Stichwort Big Data. Wer als Unternehmer nun versäumt, die Daten zu sammeln und auszuwerten, weil der entsprechende Speicherplatz fehlt oder die Kapazitäten noch nicht geschaffen wurden, der vergibt viel von dem Vorsprung, den die neuartigen Maschinen ihm eigentlich gestatten. Das ist schade, denn diese Daten sagen sehr viel aus – sie können dabei helfen, Ausfälle der Maschinen durch frühzeitige Wartung zu verhindern oder Fehler sofort zu entdecken und so Fehlproduktionen zu vermeiden. Auch im Rahmen der Supply Chain können sie sich als wertvoll erweisen, wenn sie nur richtig ausgewertet werden. In dieser Hinsicht hinkt Deutschland leider noch immer der internationalen Entwicklung hinterher.