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Inspiration: Du bist inspiriert genug – lies nützliche Dinge

Das Internet ist voll mit Inspiration. Doch Inspiration mag dich nicht. Sie mag nur dein Geld – und deine Aufmerksamkeit. So wählst du, was deine Aufmerksamkeit verdient.

3 Min. Lesezeit
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Vergiss Inspiration! Lies lieber Dinge, die dich wirklich weiterbringen oder zumindest amüsieren. (Foto: Shutterstock/file404)

Die Lebensgeschichte des Taxifahrers. Die Frau, die endlich gekündigt hat, um ihr Unternehmen zu gründen. Die weisen Worte der Großmutter oder des vier Jahre alten Sohnes. Hach, was andere Menschen posten fühlt sich nach großer Inspiration an. Das Internet ist voll mit Inspiration. Und Inspiration wäre wirklich toll – wäre sie nicht so ein großer Unfug.

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Menschen posten inspirierende Geschichten, weil sie so viel digitale Liebe dafür bekommen. Der Trend ist gefährlich, denn er hält uns alle von der Arbeit ab. Außerdem verschiebt er die öffentliche Wahrnehmung weg von der Kompetenz, hin zu einem Gefühl von Bedeutsamkeit. Hinter dieser Bedeutsamkeit steckt aber nichts mehr, das irgendjemanden irgendwie weiterbringen würde. Die vormals klügsten Köpfe verpacken weise Worte in warme Geschichten. Dabei könnten sie das auch mit wertvollen Informationen tun.

Inspiration ist SO LIEBENSWERT <3

Doch Inspiration funktioniert in sozialen Netzwerken unfassbar gut. Das liegt am menschlichen Verhalten: Natürlich ist das Like schnell gegeben, wenn die Geschichte schön klingt. Eine These, eine Provokation oder ein Ausruf als Überschrift, Hauptsache catchy: Like! Herz! Applaus!

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Am stärksten wirkt dies, wenn Behauptungen aufgestellt werden, zum Beispiel von Unterdrückung oder Themen, die angeblich niemand öffentlich ausspricht. Dass diese Behauptungen in der Regel unhaltbar sind: Egal! Herz!

Inspiration ist eine Illusion

Das nächste Problem liegt darin, dass wir Nutzenden die inspirierenden Geschichten auch noch mit einer Debatte belohnen. Wer Kommentare anlockt, schafft sich selbst Reichweite. Dass Algorithmen so funktionieren, gehört zum „time well spent“-Ansatz, was wirklich, also wirklich, wirklich ein ganz merkwürdiger Witz ist.

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Inspirierende Geschichten sind großartig für Reichweite, denn mindestens ein Danke ist immer drin. Das ist einigermaßen absurd, denn die Menschen bedanken sich dabei für nichts. Ihr Leben wurde nicht verändert, ihre Weltsicht nicht wirklich erweitert. Sie haben einen kurzen Moment der Illusion erlebt und sie werden später nicht mehr wissen, worum es eigentlich ging. Stellen wir uns das mal abends auf dem Sofa vor:

„Na, was hast du heute erlebt?“
„Also da war dieser Post im Internet von einem Taxifahrer in Sulzthal bei Hammelburg..!“
Äh… Nee.

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Nachhaltig ist das Gefühl der Inspiration nicht. Inspiration wirkt nur auf die Leute, die wirklich von ihr lernen, aber wir lernen nichts Wertvolles. Was wir lernen: Inspiration sorgt für Reichweite. Inspiration funktioniert für die, die sie absenden. Darüber hinaus funktioniert sie für niemanden. Der Trend ist hohl und verstärkt sich trotzdem selbst. Eigentlich bemerkenswert.

Wie du Wert schaffst – und erkennst

Ich wünsche mir eine digitale Publizistik, die wieder an Wert denkt. Das hier sind die Posts, die wirklich wertvoll sind:

  • Teile dein Wissen: Du hast etwas gelernt? Verrat es uns, ich will es auch wissen. Lass mich von dir lernen.
  • Teile echte Erfahrungen: Hast du etwas erlebt, das wirklich neu ist? Oder das sinnhaft für etwas steht, über das du gern sprechen würdest? Erzähl es uns.
  • Hört auf zu lügen: Woran erkennt man einen Bullshit-Post? Dritte werden mit klischeehaften Aussagen zitiert. Sätze, vor denen viele Angst haben, die aber nicht mehr wirklich fallen. Und dann: Aufregung! Das inspiriert nicht, das stresst. Und es zementiert überholte Weltbilder.

Der alles entscheidende Faktor ist der folgende – wer ihn nicht berücksichtigt, dem würde ich raten, nicht mehr zu schreiben. Ja, das meine ich so drastisch!

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  • Respektiere die Leser:innen: Stell dir eine Person vor, deren professionelle Meinung dir wichtig ist. Er oder sie hat heute nur Zeit für einen Text und du wählst ihn aus. Sollte es deiner sein? Dann poste ihn. Lieber nicht? Dann lass es bitte bleiben!

An diesen Kriterien erkennst du, ob andere etwas Wertvolles geschrieben haben – oder du selbst. Wer Inspiration postet, dem fehlt es oft genug am Respekt für die Menschen, die diese Texte lesen sollen. Lies, was dich weiterbringt. Lies, was dich informiert oder amüsiert. Aber halte dich von Inspiration fern. Inspiration mag dich nicht. Inspiration will nur deine Aufmerksamkeit.

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Dein t3n-Team

Julia Nikolaeva

Da haben Sie den Begriff und das Wesen der Inspiration aber absolut missverstanden. Inspiration ist für kreative Menschen das Wertvollste, was es überhaupt gibt. Ohne sie geht in der Kreativität gar nichts. Inhaltsleere Postings, die Sie als Beispiel für „Inspiration“ anführen, haben nichts mit Inspiration zu tun, sie inspirieren auch überhaupt nicht. Gerade kluge und gehaltvolle Dinge sind es, die inspirieren. Ich kann mir Ihren Artikel nur so erklären, dass Sie beim Schreiben nicht so recht inspiriert waren. In solchen Momenten sollte man dann aber lieber auch nichts schreiben.

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