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Analyse

Intelligente Energie und optimale Lieferketten: Diese Trends sieht der Amazon-Technikchef Werner Vogels

Werner Vogels, langjähriger Technikchef bei Amazon, hat zum Jahreswechsel einen technologischen Ausblick gewagt. Was der Informatiker als wichtige Trends im kommenden Jahr sieht und in welchem Bereich sich neue Geschäftsmodelle für Amazon ergeben könnten.

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Amazon-Technikchef Werner Vogels auf der DLD 2020 in München. (Foto: dpa)

Seit vielen Jahren ist Amazons Technikchef Werner Vogels eine gute Anlaufstelle für Innovationen und Trends in der gesamten Branche. Der aus den Niederlanden stammende Informatiker kam 2004 zum Unternehmen und ist nicht nur innerhalb des Amazon-Konzerns als Seismograf für wichtige Technikthemen bekannt, sondern auch als Speaker auf zahlreichen hochkarätigen Konferenzen zu finden.

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Vogels hat vor einigen Tagen einen Ausblick auf technologische Trendthemen veröffentlicht, der es wert ist, näher betrachtet zu werden. Traditionell haben dabei nicht alle Themen etwas mit Geschäftsfeldern von Amazon zu tun, könnten aber teilweise zu solchen werden oder zumindest in andere Bereiche als Metathemen Einzug halten.

Vogels’ diesjährige Prognosen sind erwartungsgemäß geprägt von den Krisen, die aktuell weltweit für Verwerfungen sorgen. Er glaubt, dass Technologie gerade jetzt dazu beitragen könne, gesellschaftliche Probleme effizienter als bislang anzugehen und aus den Daten, die man aus einer Vielzahl von Devices und Sensoren generiert, einen Mehrwert zu generieren.

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Gerade in Kombination mit Cloud-Technologien wie Computer-Vision, maschinellem Lernen und Simulation ließen sich neue Services und Erkenntnisse generieren. „Wenn der Zugang zu fortschrittlicher Technologie noch allgegenwärtiger wird – wenn jede Facette des Lebens zu Daten wird, die wir analysieren können –, werden wir eine Flut von Innovationen erleben, die sich im Jahr 2023 noch weiter ausbreiten wird“, glaubt Werner Vogels.

Der Sport wird durch Cloud-Technologien revolutioniert

Zahlreiche Anwendungen für die Rechenleistung aus der Cloud könnten sich im Sportbereich ergeben und das Erleben von sportlichen Events revolutionieren. Gerade die Vielzahl an hier vorhandenen Datenpunkten könnte dazu beitragen, dass (nicht nur) der Profisport wertvolle Erkenntnisse gewinnt. Neuronale Netze, Simulationen und Machine-Learning können dafür sorgen, dass nicht nur Profisportler immer bessere Leistungen bringen, auch der Breitensport würde hiervon profitieren. „All das ermöglicht es Spielern, Trainern und Personalvermittlern, wichtige Spielzüge zu finden, Taktiken zu verbessern und all dies auf eine Art und Weise zu teilen, die vorher einfach nicht möglich war.“

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Amazon engagiert sich bereits seit Langem auf diesem Feld und arbeitet beispielsweise mit der Bundesliga zusammen. Möglich wird es so beispielsweise, dass ein Trainer mithilfe von Computer-Vision und biometrischen Daten, die in der Cloud in Echtzeit analysiert werden, einen Spieler auswechseln könnte, bevor er verkrampft oder ein Tor kassiert, und ihn durch den ausgeruhten Mannschaftskameraden ersetzt.

All das, was bisher bestenfalls durch das Bauchgefühl erfahrener Trainer möglich war, könnte nun quantifizierbar werden – mit allen Vor- und Nachteilen. „An diesem Punkt werden die Sportarten selbst zu einem Datenstrom, den wir in Echtzeit analysieren und Entscheidungen treffen können. Und mit mehr Daten kommt auch mehr Innovation. In nicht allzu ferner Zukunft werden wir einen Punkt erreichen, an dem Teams während jedes Spiels im Hintergrund ständige Was-wäre-wenn-Simulationen durchführen, die es ihnen ermöglichen, die Auswirkungen ihrer Entscheidungen in diesem Moment besser vorherzusagen.“

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Macht diese Berechenbarkeit den Profisport spannender und attraktiver für Zuschauer:innen? Möglicherweise. Aber ganz sicher wird es dazu führen, dass das Wettgeschäft auf eine neue Basis gestellt wird. Denn Quantifizierbarkeit ersetzt hier den Faktor Mensch und optimiert die Sportereignisse. Das kommt immerhin auch den Fans zugute, die so eine Art „Second Screen“ bekommen, der eine Vielzahl an Daten zum jeweiligen Spiel anbietet.

Auf jeden Fall könnten so Co-Viewing und personalisierte Seherlebnisse weiterentwickelt werden und dazu beitragen, dass noch weit mehr individuelle Fan-Erlebnisse entstehen, als wir das von TV-Übertragungen kennen.

Technik wird für effiziente Nutzung von Energie sorgen

Eine weitere Vorhersage von Vogels betrifft die aktuell vermutlich größte Herausforderung, die Europa wohl noch mehr als die USA akut ereilt: die Knappheit von Energie und die damit erforderliche intelligente Energienutzung. Vogels glaubt, dass das Jahr 2023 für eine rasante Entwicklung bei der Energieerzeugung und -verteilung sorgen wird. Während Menschen mit steigenden Kosten und der Suche nach zuverlässigem Zugang konfrontiert sind, könnten bereits ausgereifte Technologien im Tandem dafür sorgen, dass wir Energie effizienter einsetzen.

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Angesichts des Energiemangels hält Vogels aber fest, dass unsere Umwelt durchaus mehr als genug erneuerbare Energie produziert. Die eigentliche Herausforderung bestehe in der Speicherung und bedarfsgerechten Lieferung an die Systeme, die diese Energie verbrauchen. Amazon dürfte als einer der größten IT-Konzerne weltweit darauf angewiesen sein, dass dieses System optimal funktioniert. Entsprechend glaubt Vogels, dass die Cloud nicht nur im Bereich der Materialforschung hilfreich sein kann, sondern auch bei Technologien wie Brennstoffzellen.

Auch glaubt der Amazon-Technikchef an das Potenzial von Microgrids im Bereich der Dezentralisierung von Energie. „In meiner Nachbarschaft haben wir ein kleines Mikronetz, in dem Solarstrom gesammelt und unter den Mietern aufgeteilt wird. Da sich die Herausforderungen im Energiebereich durch geopolitische Ereignisse und Klimaschwankungen weiter verschärfen, werden Microgrids für viele Gemeinden auf der ganzen Welt zu einer praktikablen Lösung werden.“ Die Daten von Solarzellen, Windparks, geothermischer Energie und Wasserkraft lassen sich dabei über die Cloud verarbeiten und analysieren, um Verbrauchsspitzen vorherzusagen und Stromausfälle und Ungleichgewichte zu verhindern.

Große Hoffnungen seien dabei in die zahlreichen IoT-basierten intelligenten Verbrauchsgeräte zu setzen, die zu Energieeinsparungen beitragen können. „In den nächsten Jahren werden wir eine rasche Konvergenz aller Arten von intelligenten Energietechnologien erleben, da wir endlich die Schwelle erreicht haben, an der unsere technologischen Lösungen unsere Krise bewältigen können“, malt Werner Vogels ein reichlich positives Bild von der Zukunft der Energie.

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Die Reformierung der Lieferketten

Ein dritter Bereich, den Vogels skizziert, betrifft ein ureigenes Amazon-Thema: die Suche nach der optimalen Lieferkette. Hier hat das Unternehmen in den letzten Jahren schon einige Innovationen im Rahmen der Dezentralisierung geschaffen, die vorher niemand für möglich und sinnvoll gehalten hatte.

Doch Vogels sieht hier noch lange kein Ende der Effizienzsteigerung. „Fahrerlose Flotten, autonome Lagerverwaltung und Simulationen sind nur einige der Optimierungen, die zu einer neuen Ära der intelligenten Logistik und der globalen Lieferkette führen werden“, glaubt der Technikexperte.

Das ist auch angesichts weltweiter Verwerfungen in den Lieferketten, die auch im kommenden Jahr anhalten werden, dringend nötig. Oder: Wenn’s schon auf der Makroebene hakt, sollte wenigstens über die Mikroebene das Defizit minimiert werden. Amazon hat hier den digitalen Frachtabgleich optimiert und steht immer noch besser da als viele Mitbewerber. Doch wir Besteller:innen merken es regelmäßig: Auch für das Lieferimperium wird die Logistik zum Nadelöhr.

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Hier sollen Echtzeitdaten und – wir erwarteten es – die Cloud für Planungssicherheit bei allen Beteiligten, allen voran bei den Spediteur:innen, sorgen. Denn Verzögerungen durch Fertigungs- oder Transportprobleme und Wetterereignisse sind teure, aber teilweise vermeidbare Herausforderungen. „Man kann sich das so vorstellen, dass man in Echtzeit Einblicke in den aktuellen Zustand und die Ankunftszeit von Waren erhält, und zwar auf jeder Ebene der Lieferkette“, erklärt Vogels und führt den Einsatz von räumlichen Berechnungen, Edge-Computing und Simulationen an, durch die der autonome Lkw-Verkehr einen massiven Einfluss auf unsere globale Lieferkette haben kann. Das fehlende Glied ist hier – offenbar in den USA ebenso wie in der EU und noch mehr in Großbritannien – das Fehlen von Fahrer:innen. Autonome Lkw können das zwar (noch) nicht richten, aber wir sind auf dem besten Weg dorthin.

Immer mehr Robotik in den Lagerzentren

Weiteres Optimierungspotenzial sieht Vogels in den Verteilzentren, etwa durch robotergestützte Kommissionierung, Auftragssortierung und automatisierte Verpackung. Auch hier ist auf dem Weg hin zum autonom arbeitenden Lager noch reichlich Luft nach oben. „In der Lagerhaltung wird die autonome Robotik eine immer größere Rolle spielen. Stellen Sie sich vor, Sie könnten einen Gabelstaplerfahrer, der einen Großteil seiner Zeit mit der bloßen Suche nach Produkten verbringt, durch einen digitalen Zwilling des Lagerbestands in Echtzeit ergänzen, der mithilfe autonom fliegender Inventurdrohnen ständig auf dem neuesten Stand gehalten wird.“

Kann Technologie also immer weiter optimieren bis hin zu einer komplett autonomen Logistik? Wohl nicht – aber sie kann laut Vogels die intelligente Fabrik und den intelligenten Versand gut ergänzen. Letzten Endes werden rationalisierte Produktionsprozesse und eine digitale Lieferkette also vor allem dazu beitragen, dass wir unsere Pakete trotz Mitarbeiter:innenknappheit so zeitnah bekommen, wie wir uns das erhoffen.

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