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Analyse

Amazon-CTO: „KI wird zunehmend Filme, Musik und Literatur erstellen“

Werner Vogels, langjähriger CTO bei Amazon, hat einen technologischen Ausblick gewagt. Was der Informatiker als wichtige Trends im kommenden Jahr sieht und welcher Geschäftsbereich bei Amazon hier besonders wichtig wird.

Von Tobias Weidemann
5 Min.
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Amazon-Technikchef Werner Vogels auf der DLD 2020 in München. (Foto: dpa)

Amazons Chief Techology Officer Werner Vogels ist einer, dem man gerne zuhört – auf Konferenzen wie dem DLD oder dem Web-Summit, aber auch dann, wenn er in einem Meinungsbeitrag über Trends und Ausblicke spricht. Denn kaum einer ist so nah an den Entwicklungen im Silicon Valley und an der technischen Historie bei Amazon dran wie der aus den Niederlanden stammende Informatiker, der seit 2004 bei Amazon ist und schon im darauffolgenden Jahr die Stelle des CTO erreichte.

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Aktuell beobachtet Vogels, dass die Cloud-Technologie, auf die Amazon schon vergleichsweise früh mit AWS gesetzt hat, ihre Vorteile weltweit in der IT-Infrastruktur ausspielen kann – durch Skalierbarkeit und allgegenwärtige Verfügbarkeit. „Die Cloud hat es möglich gemacht, dass das, was einst Science-Fiction war, zu einer wissenschaftlichen Tatsache geworden ist. Modelle und Techniken im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) und des maschinellen Lernens (ML) sind immer besser geworden – so sehr, dass wir Einblicke in neuartige Anwendungsfälle erhalten, die wir uns früher nur in Filmen und Comics vorstellen konnten.“ Vogels glaubt, dass wir inzwischen mehr Daten haben als wir uns je erträumten, und dass die Technologie die Möglichkeiten des Menschen erweitert, mit der Welt umzugehen. In diesem Zusammenhang wird der Amazon-CTO in Zukunft vermehrt auch Quantencomputing einsetzen, ein Feld, in dem das Unternehmen aktuell Erfahrungen sammelt.

KI-gestützte Softwareentwicklung setzt sich durch

Auch wenn der Mensch deswegen nicht überflüssig wird, nehmen uns Technologien rund um Machine Learning und KI in der Softwareentwicklung, also in kreativen Prozessen, Arbeit ab. Sie helfen den Developern, sichereren und zuverlässigeren Code zu erstellen. Laut Vogels sollen in den nächsten Jahren Tools wie Amazon Devops Guru, Amazon Codeguru, GitHub Copilot und GPT-3 dazu beitragen können, dass Programmierer effizienter werden. „ML wird Entwickler von den alltäglichen Aufgaben wie Code-Reviews und Bugfixes – der undifferenzierten Schwerstarbeit in ihrer Welt – befreien und es ihnen ermöglichen, sich mehr auf die Entwicklung zu konzentrieren.“

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Gleichzeitig sieht Vogels eine „neue Klasse von Entwicklern“: Ein Entwickler beschreibt, wie eine Anwendung funktionieren soll, und Tools interpretieren die Anfrage durch natürliche Sprachverarbeitung und liefern den voll funktionsfähigen Code zurück. Das könnte mehr Menschen im Unternehmen die nötigen Skills in die Hand geben, um an der Entstehung von Software und softwaregesteuerten Produkten mitzuwirken. „Wir werden erleben, dass generative KI-Techniken zunehmend Filme, Musik und Literatur erstellen. 2022 ist das Jahr, in dem KI/ML im Leben von Entwicklern die Hauptarbeit übernehmen wird.“

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Die Cloud kann überall einen Vorteil ausspielen

Darüber hinaus glaubt Werner Vogels, dass das Potenzial der Cloud im kommenden Jahr so ziemlich jeden Ort vom Restaurant und Geschäft bis hin zum Lagerhaus oder Bauernhof verändern wird – und hier „auch an den Rändern des Netzwerks“ eingesetzt wird. Insbesondere das Thema der letzten Meile sei für Amazon ein besonders Relevantes, erklärt der CTO. „Bei Amazon entwickeln wir spezielle Lösungen für diese letzte Meile mit Innovationen wie Amazon Scout, einem vollständig elektrischen, autonomen Zustellgerät. Die Cloud hat hier ihre eigenen Herausforderungen und ich prophezeie, dass eine Reihe von Innovationen kommen werden, um sie zu bewältigen.“

Die Parallele zu Amazon Scout in der Cloud sind aus seiner Sicht Geräte wie Amazon Monitron und AWS Panorama – zweckbestimmte Geräte, die Cloud-Funktionen an den Rand des Netzwerks bringen, um eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Diese Geräte seien jedoch keine isolierten Boxen, die irgendwo stehen, sondern echte Erweiterungen der Cloud mit einer Rückverbindung zu allen ihren Kernfunktionen. „Die Cloud wird in allem zu finden sein, von Lastwagen auf der Straße bis hin zu Schiffen und Flugzeugen, die Waren transportieren“, verspricht er.

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Das Aufkommen intelligenter Räume, insbesondere in der Altenpflege

Gleichzeitig sieht Werner Vogels neue Services im Smarthome-Umfeld, die „unsere Häuser und Gebäude zu besseren Assistenten und aufmerksamen Begleitern“ machen. Hier werde man die größten Auswirkungen bei älteren Menschen finden, die auf diese Weise sinnvoll in ihren Tagesabläufen und im täglichen Leben unterstützt werden können. Hier verweist Vogels auf das japanische Unternehmen Z-Works, das sich auf die Verbesserung der Altenpflege und deren Skalierung durch Technologie konzentriert. Denn ähnlich wie in Europa ist schon heute in Japan ein Fachkräftemangel in der Altenpflege zu beobachten. „Die Lösung, die das Unternehmen gefunden hat, besteht darin, Sensoren in den Betten und in den Zimmern der Seniorenheime anzubringen und sie zur kontinuierlichen Datenanalyse mit der Cloud zu verbinden.“ Die Sensor-Arrays überwachen nicht nur die Vitalparameter, sondern können Cloud-trainiert erkennen, wenn eine Person auf die Toilette geht und einfach nicht zurückkommt.

„Wir nähern uns einem Punkt, an dem Konzepte wie Ambient Computing, Sammlungen von IoT-Sensoren, dezentrale Datenerfassung und -verarbeitung und intelligente Geräte wie Amazon Alexa die positiven Auswirkungen haben werden, von denen wir immer wussten, dass sie sie haben würden“, beschreibt Vogels. All das werde zu einer besseren Betreuung der Menschen führen, und im Falle einer alternden Bevölkerung bedeutet es, dass wir eine neue Klasse von Häusern schaffen werden, damit die Menschen tatsächlich zu Hause bleiben können.

Nachhaltigkeit bekommt ihre spezifische Architektur

Einen wichtigen Fokus sieht der Amazon-CTO auch in der Nachhaltigkeitsthematik, wobei auch hier wieder die Cloud mehr Effizienz bringen soll. „Im Jahr 2022 werden Entwickler damit beginnen, nachhaltigkeitsbewusste Entscheidungen über die Systeme und Anwendungen zu treffen, die sie entwickeln. Sie werden nach neuen Ansätzen für Cloud-Architekturen suchen, die sowohl die Bedürfnisse des Planeten als auch die Bedürfnisse der Endnutzer berücksichtigen.“ Möglich sei in diesem Zusammenhang beispielsweise auch, die IT nachhaltiger aufzustellen. So müsse beispielsweise nicht jeder Datentransfer in Echtzeit erfolgen und manchmal reiche es auch aus, ein Video in geringerer Qualität als 4K zu streamen, um den CO2-Fußabdruck zu verringern.

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„‚Always on‘ ist ein Mantra, nach dem viele bauen, aber es hat seinen Preis.“ Wenn man die ungenutzten Ressourcen bedenke, die für eine solche Grundhaltung stehen, könnte sich daher ein neues Mantra herausbilden: „Die grünste Energie ist die, die wir nicht verbrauchen.“ Das bedeutet freilich nicht, dass man keine Hochverfügbarkeit anstrebe, sondern eher, dass man mehr Wert auf Nachhaltigkeit lege und entscheide, wo man darauf verzichten könne.

Mehr Konnektivität bringt eine neue Klasse von Anwendungen hervor

Satelliten im erdnahen Orbit (Leo) werden erschwingliche Breitbandverbindungen in jeden Winkel der Erde bringen und dadurch das Leben von Milliarden von Menschen verändern. Vogels hat bereits in der Vergangenheit mehrfach erklärt, warum Online-Lösungen nicht vernetzten Digitalanwendungen überlegen seien und führte hier als Beispiel stets das naheliegende Beispiel mit dem Navigationssystem an. „Mit allgegenwärtiger Konnektivität können wir dagegen Anwendungsfälle erschließen, die heute einfach nicht möglich sind“, erklärt der Amazon-CTO und spricht über Lernwerkzeuge, Tools für KMU und Arbeitsplätze in ländlichen und abgelegenen Gemeinden, von der frühen Erkennung von Bränden und anderen Naturkatastrophen wie Überschwemmungen. „Die allgegenwärtige Konnektivität wird uns von intelligenten Räumen zu intelligenten Städten, intelligenten Ländern und schließlich zu einer intelligenten Welt führen.“

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Vielleicht ist es der technische Optimismus eines Werner Vogels, den wir dieser Tage brauchen – interessant ist auf jeden Fall, dass der Amazon-Manager in keiner seiner Prognosen die Pandemie in den Vordergrund stellt. Wer die genannten Vorhersagen aber ein Stück weiter denkt, bemerkt schnell, dass sich auch im Kontext der Coronakrise einige Themen ergeben, in denen uns Technik bei der Entscheidungsfindung helfen kann. Die komplette Abhandlung der Prognosen von Werner Vogels findest du in diesem englischsprachigen Blogbeitrag.

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