Internes Dokument zeigt, warum Google vor 14 Jahren Facebook kaufen wollte – aber vor Myspace Angst hatte

Vor 13 Jahren hatte die Google-Führung kurzzeitig mit dem Gedanken gespielt, das damals noch recht junge soziale Netzwerk Facebook zu kaufen. Firmengründer Mark Zuckerberg hatte jedoch andere Pläne für sein Unternehmen. Jetzt zeigt ein vom US-Kongress veröffentlichtes Dokument aus dem Jahr 2006, dass Googles Interesse an Facebook vor allem einen Grund hatte: Google erhoffte sich, durch eine Übernahme die Anzahl der angemeldeten Nutzerinnen und Nutzer zu erhöhen.
Googles Geschäftsmodell basiert auf der zielgerichteten Ausspielung von Werbeanzeigen. Der Konzern war und ist dementsprechend erpicht darauf, dass sich möglichst viele Menschen ein Google-Konto zulegen. Wie das interne Dokument zeigt, taten das 2006 aber nur rund acht Prozent der Nutzerinnen und Nutzer. Eine Gruppe von Google-Managern empfahl daher, Facebook zu kaufen. Laut dem Dokument nahmen sie an, dass sich durch eine Facebook-Übernahme die Anzahl der auf Google eingeloggten Nutzerinnen und Nutzer verdoppeln ließe. Außerdem erhoffte man sich eine Verbesserung der Suchergebnisse aufgrund der großen Menge persönlicher Daten.
Auch wenn es nie zu einer Facebook-Übernahme kam, wurden andere in dem Dokument angesprochene Maßnahmen zur Erhöhung der Login-Quote durchaus Realität. So plante das Unternehmen schon 2007, mehr Daten der Nutzerinnen und Nutzer online aufzubewahren, um eine Anmeldung bei Google interessanter zu machen. In dem 13 Jahre alten Text werden als Beispiele dafür der Google-Docs-Vorgänger Writely und der später durch Google Photos ersetzte Dienst Picasa Web genannt.
Während die Autoren des Google-Dokuments gute Gründe für eine Facebook-Übernahme sahen, stachen ihnen auch zwei andere Anbieter ins Auge, die sie 2006 als Bedrohung für das Geschäftsmodell der Suchmaschine ausmachten: die Videostreaming-Plattform Youtube und das soziale Netzwerk Myspace. „[…] das Team hat die Ansicht entwickelt, dass diese sozialen Netzwerke letztendlich eine Bedrohung für unser Suchgeschäft darstellen, da Menschen mehr Zeit auf diesen Seiten verbringen werden und am Ende möglicherweise die meisten Suchen über die dort befindlichen Suchfunktionen durchführen werden“, heißt es dazu in dem Dokument.
Die Google-Manager vergleichen ihr Unternehmen an dieser Stelle mit einer Bibliothek, Youtube und Myspace mit Kinos. „Während es beruhigend ist, dass Bibliotheken immer noch existieren, steht es außer Frage, dass in Kinos mehr Zeit verbracht wird und sie mehr Menschen anziehen. Da es unwahrscheinlich erscheint, dass wir Menschen davon überzeugen können, weniger unterhalten zu werden, finden wir es wichtig, eine Entertainmentstrategie zu entwickeln.“
Noch Ende 2006 entledigte sich Google der Bedrohung durch Youtube: Der Suchgigant übernahm das Videostreamingportal für 1,65 Milliarden US-Dollar. 2019 generierte die heutige Google-Tochter mehr als 15 Milliarden Dollar Umsatz durch Werbung. Myspace wiederum wurde schon 2008 von Facebook als das am häufigsten besuchte soziale Netzwerk der Welt abgelöst. Heute existiert die Plattform zwar noch, auf einen nennenswerten Marktanteil kommt sie jedoch schon lange nicht mehr.
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