Internet Archive macht Tausende in China eingescannte Bücher zugänglich – und erntet Kritik

Die Open Library des Internet Archive hat schon im vergangenen Jahr viel Kritik geerntet. Schriftsteller-Verbände, Verlage und der Buchhandel kritisierten – ähnlich wie zuvor beim Project Gutenberg – den Verleih urheberrechtlich geschützter Werke. Jetzt hat das Internet Archive seine digitale Bibliothek weiter geöffnet – angeblich wegen der Corona-Krise. Autorenverbände äußern massive Kritik, wie heise.de berichtet.
Man sei „entsetzt“ von der Ankündigung des Internet Archives, ließ etwa der US-Autorenverband Authors Guild wissen. Schockiert habe den Verband demnach nicht zuletzt, dass die Anbieter Covid-19 als Entschuldigung dafür genommen hätten, das Urheberrecht noch weiter auszudehnen. Denn dies schade letztlich vor allem den US-Autoren. Schriftsteller würden während der Corona-Krise wegen ausgefallener Lesungen und zurückgehender Buchverkäufe ohnehin schon stark belastet.
Konkret bietet das Internet Archive in seiner neuen sogenannten „National Emergency Library“ 1,43 Millionen Titel in digitaler Form an. Damit wolle die Organisation jene unterstützen, die nicht mehr in die Bibliotheken kämen, um für die Universität oder die Schule zu lernen. Auch Forschungsaktivitäten wurden angeführt. Hinter der Möglichkeit für das Internet Archive, eingescannte Werke ohne Lizenz anzubieten, steckt laut heise.de eine rechtliche Interpretation des sogenannten „Controlled Digital Lending“. Bisher konnte dabei nur ein Nutzer jeweils ein E-Book ausleihen.
Die jetzige Öffnung bedeutet, dass die in der Bibliothek zusammengefassten digitalen Bücher während der Pandemie quasi ohne Beschränkung ausgeliehen werden können – weiterhin aber nur für einen Zeitraum von 14 Tagen. Die Kritik daran ist dennoch zum Teil durchaus nachvollziehbar. Denn schließlich sind dort nicht nur Fachbücher zu finden, sondern auch mehrere Kopien der „Harry-Potter“-Reihe oder von Dan-Brown-Bestsellern. Auch einige – urheberrechtlich geschützte – deutschsprachige Werke wie Stieg Larssons Verblendung oder Die Säulen der Erde von Ken Follett kann man sich ausleihen. Und: Rund die Hälfte der angebotenen Titel (719.719) wurden in China eingescannt.
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